Baubewilligungen im Sturzflug

Zahl der Baubewilligungen ging 2022 auf 63.000 zurück, für 2023 werden nur noch 51.000 baubewilligte Einheiten prognostiziert, schlägt der Fachverband der Stein- und keramischen Industrie Alarm.

Der Fachverband präsentierte heute die Wohnbauförderungsstatistik 2022, die mit dem Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen (IIBW) erstellt wird. „Wackelt die Bauwirtschaft, bebt der gesamte Standort. Die Ergebnisse unserer diesjährigen Wohnbauförderungsstatistik sind in mehrfacher Hinsicht besorgniserregend und alarmierend“, so Robert Schmid, Obmann des Fachverbands. Lagen die Höchstwerte für baubewilligte Wohneinheiten vor wenigen Jahren (2019) noch bei über 85.000, so waren es 2022 nur mehr 63.000. Die Förderausgaben lagen 2022 mit 1,9 Milliarden Euro auf dem tiefsten Wert seit 30 Jahren. In Summe wurden österreichweit im gesamten Jahr 18.500 Wohneinheiten gefördert. Der Förderungsdurchsatz — das Verhältnis von baubewilligten zu geförderten Bauten — liegt bei Eigenheimen bei 20 Prozent.

Fehlender Neubau

„Die Bau- und Immobilienwirtschaft befindet sich in einer Abwärtsspirale, wie wir sie schon lange nicht mehr erlebt haben. Die verschärften Kreditvergaberichtlinien, das gestiegene Zinsniveau und die hohe Inflation sorgten dafür, dass der Neubau praktisch zum Erliegen gekommen ist. Gleichzeitig wird durch die steigende Bevölkerungszahl die Nachfrage nach finanzierbarem Wohnraum größer“, so Schmid. Eine Aufhebung der Schuldendienstquote oder eine Refundierung der Mehrwertsteuer auf Neubau oder Sanierung wären Möglichkeiten, die Bauproduktion und damit Arbeitsplätze und das Angebot an leistbaren Wohnungen zu stabilisieren.

Rückgang bei fast allen Indikatoren

Wolfgang Amann, Studienautor und Geschäftsführer des IIBW, präsentiert weitere Hauptergebnisse der Wohnbauförderungsstatistik 2022:

  • Baubewilligungszahlen brechen weiter ein: Die Zahl der Baubewilligungen ging auf 63.000 zurück und der Boden ist weiter nicht in Sicht. Für 2023 werden nur noch 51.000 baubewilligte Einheiten prognostiziert. Das sind 40% unter dem Zehnjahresdurchschnitt. Das ungünstige Umfeld lässt befürchten, dass viele baubewilligte Projekte nicht zur Umsetzung gelangen.
  • Wohnbaurate im Bevölkerungsschnitt und Bundesländervergleich: 2022 lag die Wohnbaurate (Wohnungsbewilligungen pro 1.000 Einwohner) bei 5,2. Im Jahr davor lag sie noch bei 6,3. Nach IIBW Schätzungen wird sie 2023 nur mehr bei 3,9 liegen. Unter den österreichischen Bundesländern gab es im vergangenen Jahr nur in Wien überdurchschnittliche Neubauvolumina (6,8). In Salzburg (4,0) und in Oberösterreich (4,4) lagen sie unter dem Schnitt.
  • Einbruch der Förderungszusicherungen verfestigt sich: Im letzten Jahr wurden 18.500 Wohneinheiten gefördert (davon 14.700 großvolumig und 3.800 Eigenheime). Dies sind minus 30% gegenüber dem 10jährigen Durchschnitt.
  • Förderungsdurchsatz stagniert auf tiefem Niveau: Bei Eigenheimen liegt er nur noch in Tirol und Oberösterreich bei über 30 Prozent. Im Burgenland, Kärnten und Salzburg liegt er bei unter 12 Prozent, in der Steiermark und in Wien im einstelligen Bereich. Im großvolumigen Bereich verzeichnen Niederösterreich, die Steiermark und Oberösterreich vergleichsweise geringe Rückgänge zum langjährigen Durchschnitt. Die größten Rückgänge gab es im langjährigen Vergleich in Wien, Kärnten und dem Burgenland.
  • Bewegung bei der Sanierungsförderung: Die Ausgaben der Sanierungsförderung aus den Wohnbauförderungsmitteln stiegen im vergangenen Jahr um 4 Prozent auf 530 Millionen Euro. Es gab länderweise starke Unterschiede. Besonders groß waren die Zuwächse im Vorjahresvergleich in Salzburg, Tirol und Kärnten. Rückläufig war die Entwicklung in Wien, der Steiermark und in Oberösterreich.