Bank Austria: Branchenklima noch positiv
In der Industrie bremsen Materialknappheit und wirtschaftliche Unsicherheiten das Produktionswachstum. Hoher Auftragsbestand der Bauwirtschaft garantiert weiterhin hohe Auslastungszahlen.
Österreichs Wirtschaft hat den Schwung vom Vorjahr laut Analyse der Bank Austria in das laufende Jahr mitgenommen. Im Sektordurchschnitt ist das Branchenklima noch im April 2022 in der Industrie, am Bau und im Dienstleistungssektor positiv geblieben. Der aktuelle Branchenüberblick der UniCredit Bank Austria zeigt, dass nach dem wachstumsstarken ersten Quartal 2022 die unternehmerischen Erwartungen bis April in allen Sektoren im Wachstumsbereich geblieben sind. Zudem berichten die Unternehmen sowohl in der Industrie als auch am Bau gut gefüllte Auftragsbücher. Dennoch wird der Ausblick pessimistischer.
Auch der Vormaterialmangel ist zuletzt in der Aprilbefragung wieder gestiegen und dämpft die Stimmung. „In Summe lassen die jüngsten Konjunkturbefragungsergebnisse den Schluss zu, dass die heimische Wirtschaft ein langsameres Tempo einschlägt, aber bei einem Abklingen der kriegsbedingten Turbulenzen das hohe Wachstum vom ersten Quartal rasch wieder aufnehmen könnte,“ sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Günter Wolf.
Bauwirtschaft arbeitet (noch) auf Rekordniveau
Im ersten Quartal 2022 ist die Bauproduktion um durchschnittlich 2,7 Prozent, der Bauumsatz dank der hohen Preissteigerungen um 11,9 Prozent gestiegen. Die Kapazitätsauslastung der Bauwirtschaft für das 2. Quartal hat sich auf 7,2 Monate erhöht. Die hohen Auslastungszahlen werden von einem Mangel an Arbeitskräften und Vormaterialien begleitet, die im April ihren bisherigen Höchststand erreichte. In weiterer Folge wurden die Baukosten und die Baupreise zu neuen Rekorden getrieben.
Im April berichteten die Hochbauunternehmen noch mehrheitlich eine zufriedenstellende Auftragslage. Der Saldo der Auftragsbeurteilungen ist allerdings gegenüber dem Vormonat von 16 auf 11 Prozentpunkte gesunken, wobei die Auftragsbestände im Vergleich zum sonstigen Baugewerbe sogar deutlich niedriger waren. Die Sparte erfasst in erster Linie die Ausbau- und Bauinstallationsgewerbe. Hier erreichte der positive Saldo der Auftragsbeurteilungen im April 32 Prozentpunkte. „Die Baukonjunktur bleibt 2022 voraussichtlich auf Wachstumskurs, wird aber im Vergleich zum Vorjahr an Schwung verlieren. Die Hochbaukonjunktur bremsen die schwache Nachfrage nach Büros und Einzelhandelsbauten und die Budgetbeschränkungen im öffentlichen Hochbau. Zudem wurde im Wohnbau der Nachfrageüberhang großteils schon abgebaut“, sagt Wolf.
Die Neubaubewilligungen im Wohnbau sind seit zwei Jahren rückläufig, seit dem 4. Quartal 2021 auch im Einfamilienhausbau. Weitere stärkere Wachstumsimpulse kann die Bauwirtschaft 2022 im Bereich der Hochbausanierung und voraussichtlich im Tiefbau erwarten. Beide Sparten profitieren von den Förderungen für Klimaschutzmaßnahmen.