Zirkuläres Gebäude am Kreisverkehr
Auf der Grünfläche eines Kreisverkehrs in Essen steht die Gebäudevision der Zukunft. Architektur und Technik wurden von Arup konzipiert.
Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums erweitert das Museum Folkwang seine Ausstellungsfläche bis in die nördliche Essener Innenstadt. Im Fokus stehen Nachhaltigkeit, Digitalität, Stadtentwicklung und die Frage wie wir künftig gemeinsam wohnen und leben möchten. Zu den Highlights, die auf der außergewöhnlichen innerstädtischen Bühne ausgestellt werden, zählt das modulare und kreislaufgerechte Gebäudesystem ADPT von Futur2k, das gemeinsam mit Arup entwickelt wurde.
Zirkulärer Prototyp
Flexibel, multifunktional nutzbar, skalierbar, reversibel und transportierbar zeigt das modulare Gebäudesystem, wie die zirkuläre Gebäudezukunft aussieht. „Besucher können den ersten Prototyp im 1:1 Maßstab besichtigen und sich im Rahmen der Ausstellung detailliert über das Projekt informieren“, verrät Architektin Lena Raizberg, die das Projekt bei Arup leitet. Das Planungs- und Beratungsbüro zeichnet verantwortlich für die Architektur, die Planung des Tragwerks und der Gebäudehülle sowie den Brand-, Schall- und Wärmeschutz, die Lichtplanung, die technische Gebäudeausstattung, die Nachhaltigkeitsberatung und das Energiekonzept.
Digitaler Werkzeugkasten
ADPT ist das erste Projekt, für dessen Entwurf das von Arup entwickelte Circular Buildings Toolkit angewendet wurde. Der digitale Werkzeugkasten ist eine praxisorientierte Hilfestellung, um zirkuläre Prinzipien in Planungsprozesse zu integrieren und Gebäude hinsichtlich ihres Ressourcenverbrauchs, CO2-Fußabdrucks und Materialwerts zu optimieren. Für das Tool wurden die übergeordneten Circular Economy Prinzipien auf die Immobilienwirtschaft übertragen. „Mit unserem kostenlosen Circular Buildings Toolkit wollen wir dazu beitragen, bestehende Wissenslücken zu schließen“, so Martin Pauli, Leiter Foresight Consulting bei Arup.
Geschlossener Materialkreislauf
Im Sinne der Rückbaufähigkeit wurde ADPT so konzipiert, dass sich die verwendeten Bauteile sortenrein trennen und damit optimal wieder- oder weiterverwenden lassen. Reversible Verbindungen sorgen dafür, dass alle Bestandteile wiederverwendet, angepasst, repariert oder unabhängig voneinander ersetzt werden können. Sämtliche Komponenten des Gebäudes sind in einem 3D-Modell abgebildet und mit einer Materialdatenbank verbunden. Dieses digitale Kataster erleichtert die spätere Rückführung in den Wertstoffkreislauf – und macht jedes Modul zu einem Rohstoffdepot für die nächste Generation von Gebäudemodulen.
Kreislaufbasiertes Geschäftskonzept
ADPT ist Teil eines zirkulären Business-Modells, das die Skalierung vom Prototyp zur Serie beschleunigen soll. Neben dem klassischen Kauf können Kunden die Module auch mieten. Das Produkt wird damit zum Service, der mit der Rückgabe der Module endet. Das zukunftsweisende Geschäftskonzept reduziert den Ressourcenverbrauch und entlastet damit die Umwelt. Denn jede Komponente, die wiederverwendet wird, muss nicht neu produziert werden und spart somit Rohstoffe, Energie und Treibhausgasemissionen ein.
ADPT ist Name und Programm zugleich, denn das Gebäudesystem lässt sich hinsichtlich der Größe, Materialien und Ausstattung individuell an die Bedürfnisse unterschiedlicher Nutzer und den jeweiligen Standort adaptieren. Die Module können sogar problemlos von einem Ort an den anderen verlagert werden. Aus der statischen Immobilie von heute wird damit die flexible „Mobilie“ von morgen.