Das Luft-Luft-Praxisbeispiel

Die deutsche börsenotierte LEG Immobilien SE hat den Einsatz von Luft-Luft-Wärmepumpen als Gasthermen-Ersatz in der Praxis probiert. Das Ergebnis: Ab 2027 sollen tausende Wohnungen umgestellt werden.

Die Luft-Luft-Wärmepumpe ist in südlichen Regionen Europas viel im Einsatz. Begünstigt durch die vergleichsweise milden Temperaturen im Winter wird in Italien und Frankreich häufig mit Split-Anlagen geheizt. Die deutsche LEG Immobilien SE aus Düsseldorf wollte wissen, ob das nicht auch in kälteren Regionen effizient funktioniert. In einem Projekt, das auf der Website der dena Berlin ausführlich beschrieben ist, hat man den Praxistest unternommen.
Die LEG ist mit 167.000 Mietwohnungen im Segment „bezahlbares Wohnen“ und rund 500.000 Bewohnern ein großes börsennotiertes Wohnungsunternehmen. In den Wohnungsbeständen besteht ein signifikanter Anteil von dezentralen Wärmeerzeugern – im Kerngebiet Nordrhein-Westfalen werden rund 15 Prozent der Wohnungen dezentral beheizt. Um für diese Wohnungen Lösungen zur Dekarbonisierung zu erarbeiten, bei möglichst geringer finanzieller Belastung für die Mietenden, hat die LEG den Einsatz von Luft-Luft-Wärmepumpen in Form von Multi-Splitgeräten getestet. Motivation für den Einsatz dieser, bei Einsatz von Grünstrom CO2-freien Technik ist, dass keine Zentralisierung der Wärmeversorgung mit kostenaufwendiger Strangverlegung erfolgen muss und eine schnelle Umrüstung im bewohnten Bestand umgesetzt werden kann. In Angriff genommen wurden neun Gebäude mit Wohnungen von 39 m² bis 80 m² Wohnfläche. Die Häuser befinden sich in unterschiedlichem energetischen Zustand und stammen aus verschiedenen Baualtersklassen. Teilweise wurde mit Gasthermen geheizt und auch Einzelofenheizungen waren im Bestand. Im Zeitraum 2022/2023 erfolgte der Rückbau der vorhandenen Heizung und die Installation der Splitgeräte, in der Regel eine Außeneinheit mit drei bis vier Inneneinheiten.

Anlagenbeschreibung
Im Projekt wurden Luft-Luft-Wärmepumpen in Form von Multi-Splitgeräten verwendet. Diese haben eine elektrische Anschlussleistung von 1,8 – 2,8 kWelektr und eine Heizleistung von 6,4 – 10,5 kWtherm. Die Anlagen werden monovalent betrieben. Als Wärmequelle dient die Außenluft. Ergänzend dazu wurde die Warmwassererzeugung auf Elektro-Boiler bzw. elektrische Durchlauferhitzer umgestellt. Für die Bäder existieren zudem Sonderlösungen. Die Inneneinheiten der Splitgeräte sind aufgrund der Feuchte nicht für Sanitärräume geeignet. Daher sind Sonderlösungen für Bäder nötig (z. B. Infrarot-Strahler). Die Trinkwassererwärmung erfordert andere Lösungen. Für Trinkwarmwasser-Wärmepumpen ist kein Platz vorhanden. Präferiert wurden elektrische Durchlauferhitzer. Die elektrischen Anschlüsse in den Wohnungen sind aber in der Regel nicht für die nötige Leistung (21 kW) ausgelegt, sodass Speicherlösungen eingesetzt wurden (80-Liter-Elektro-Boiler mit 2 bis 6 kW).

Schneller Umbau
Eine Ausstattung der Wohnungen mit Innen-Einheiten, die über den Kältekreislauf mit dem Außengerät verbunden sind, ist im bewohnten Zustand in ein bis zwei Tagen möglich. Die Installation erfolgt üblicherweise über der Tür. Für drei bis vier Inneneinheiten erfolgt eine Installation eines Außengerätes an der Außenfassade zur Erschließung der Außenluft als Wärmquelle über Ventilatoren.
Sollen die Geräte im Sommer auch zum Kühlen verwendet werden, muss der Ablauf von Kondensat sichergestellt werden (z. B. über Kondensatpumpen). Da der Strom für Kühlung nicht als Betriebskosten vom Vermietenden abgerechnet werden kann, ist die Kühlmöglichkeit vorerst nur dann freigeschaltet, wenn der Stromanschluss über die Mietenden erfolgt.

Effizienz der Anlagen
Die Beheizung des Raumes erfolgt direkt über Luftzirkulation statt über den Wasserkreislauf in den Radiatoren. Das erfordert geringere Vorlauftemperaturen, die eine höhere Effizienz ermöglichen. Jahresarbeitszahlen von über 3,5 werden erwartet. Die Planungen sehen eine warmmietenneutrale Umstellung für die Mietenden vor. Eine Fernwartung und Effizienzüberwachung werden angestrebt. Der Umgang mit der neuen Technik und den Steuerungsmöglichkeiten (Fernbedienung, App usw.) im Innenraum wurde den Mietenden erläutert.

Erfahrung aus der Praxis
Die größte Herausforderung für die Umsetzung war die Verfügbarkeit von Handwerkerinnen und Handwerkern, daher wurde ein eigenes Team mit den nötigen Qualifikationen (Kälteschein) aufgebaut. 2023 wurde mit einem regionalen Fachbetrieb ein Joint Venture für den Roll-out gegründet. Der Installations- und Wartungsprozess soll standardisiert werden, um die Lösung perspektivisch über ein Contracting anbieten zu können. Die Mietenden waren überwiegend sehr zufrieden. Die Heizung über die Luft anstatt über Heizkörper wird als leise, schnell und angenehm empfunden. Die Außeneinheiten werden häufiger wahrgenommen, hier sollen weitere Optimierungsmaßnahmen den Schallschutz verbessern. Weiterhin werden Maßnahmen umgesetzt, um die Optik und Integration in den Bestand zu verbessern und um Vandalismus zu verhindern. Erste Pilotinstallationen liefen erfolgreich und konnten für 10.000 bis 12.000 Euro pro Wohnung (inkl. elektr. Hausanschlussinstallation und TWW-Lösung) umgesetzt werden, sodass die LEG die Umsetzung weiter standardisieren und in größerem Umfang ausrollen möchte. Ab 2027 sollen jährlich mehrere tausend Wohneinheiten mit Luft-Luft-Wärmepumpen ausgestattet werden.