Bauteilaktivierung und Wettervorhersagen

Das Architekturbüro Treberspurg & Partner hat sich auf nachhaltiges Bauen spezialisiert und setzt dabei auf Bauteilaktivierung in Verbindung mit hochwärmegedämmten Gebäuden.

Das Unternehmen hat bereits mehrere Projekte umgesetzt, darunter ein solares Passivhaus in Purkersdorf und das Volkshilfe Hafen Frauen-Generationen-Wohnen in Wien. Gebaut wird viel mit Beton. Treberspurg & Partner wird vom Institut für Verfahrens- und Energietechnik der Universität für Bodenkultur wissenschaftlich begleitet. Ein neues Projekt des Unternehmens, die gemeinnützige Wohnhausanlage Podhagskygasse in Wien-Donaustadt, wird von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft als Demonstrationsprojekt gefördert. Unter dem Titel „Campo Breitenlee“ entstehen hier mehr als 320 Wohneinheiten in Zusammenarbeit mit Synn Architekten, Bauträger ist ÖVW, Wiener Heim.

Sebastian Spaun, Geschäftsführer der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie, VÖZ, zeigt sich beim Besuch vor Ort begeistert: „Was Treberspurg & Partner Architekten hier gelungen ist, ist einzigartig – nämlich das Herunterbrechen einer simplen Technologie auf den sozialen Wohnbau.“ Die Zahlen sprechen für sich – sehr niedrige Energiekosten, wartungsfrei und unter Berücksichtigung des Lebenszyklus und der langen Lebensdauer extrem günstige Gesamtkosten. Für Architekt Christoph Treberspurg ist der Baustoff Beton eine gute Wahl, um ein Gebäude fossilfrei zu versorgen: „Beton war für uns eine eindeutige Entscheidung – nicht zuletzt deshalb, weil wir die Speicherfähigkeit von Beton im Deckenbereich zum Heizen und Kühlen nützen wollten.“

Reaktion auf Wettervorhersage

Das Doppelhaus in Purkersdorf wird seit 2019 von zwei Familien bewohnt. Die beiden Häuser sind baulich und gebäudetechnisch miteinander verbunden. Das Gebäude ist als solares Passivhaus mit großen Südfenstern in Stahlbetonkonstruktion ausgeführt und bietet neben den hohen Speichermassen die Möglichkeit großer Spannweiten. Eine Besonderheit:  Die Regelung des Gebäudes erfolgt über eine prädiktive Steuerung, die mittels Wetterprognosedaten den Wärmeeintrag in- oder aus dem Gebäude optimiert. Für Energietechnikerin Magdalena Wolf von der Boku ist die Kombination aus thermischer Bauteilaktivierung und prädiktiver Steuerung sinnvoll, da neben der Optimierung des Wohnkomforts auch ökologische und ökonomische Faktoren berücksichtigt werden können. Zudem kann auf Wetterereignisse bereits im Vorfeld reagiert werden. Die Steuerung erkennt hohe solare Erträge und drosselt Stunden vor dem Eintreten bereits den Wärmeeintrag, um ein Überhitzen der Räume zu vermeiden und nutzt damit maximal die solare Einstrahlung als Beitrag zur Wärmebereitung des Gebäudes.

Die Ergebnisse aus dem Energiemonitoring sprechen für sich, so der VÖZ in einer Aussendung: in den letzten vier Heizperioden lag der durchschnittliche Wärmebedarf bei 17 kWh/m²a. Die Arbeitszahl der Wärmepumpe für Heizwärme- und Warmwasserbereitung lag bei ca. vier. Umgerechnet auf derzeitige Strompreise (Annahme: 40,5 Cent/kWh) belaufen sich die Kosten für die Heizwärmebereitung auf 1,70 €/m²a. Darüber hinaus kann mit der Kombination Bauteilaktivierung und prädiktive Steuerung die Wärmeerzeugung und Wärmeabgabe zeitlich entkoppelt werden.