Zwei Winter wie Mumbai
Wir verheizen in zwei Wintern in etwa jene Energie, die Mumbai in einem Jahr verbraucht - inklusive Strom, Industrie und Verkehr. Das zeigen aktuelle Zahlen zum Heizenergieverbrauch, der in den Wintern der Jahre 2016-18 mit 199.965 Terrajoule (TJ) so hoch war wie noch nie seit Messbeginn 2004.
Nur wenige Monate nach Veröffentlichung der heimischen Klimabilanz zeichnen aktuelle Zahlen zum Energieverbrauch ein verheerendes Bild: Mit 286.026.534 Terajoule (TJ) ist der Gesamtenergieeinsatz der Österreicher erstmals seit zehn Jahren wieder gestiegen – um 3,3 Prozent.
Der Heizenergieeinsatz stieg im Vergleichszeitraum sogar um 3,7 Prozent auf 199.965 TJ und entspricht somit in etwa dem Jahresenergieverbrauch der 15-Millionenmetropole Mumbai – Strom, Industrie und Verkehr inkludiert.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Ohne effizientere Heizsysteme lässt sich der Klimawandel nicht bekämpfen.„Gerade im Hinblick auf die österreichische Klimabilanz müssen wir endlich handeln und unseren Energieverbrauch mittels effizienterer Heizsysteme reduzieren“, unterstreicht Andreas Rotter, Obmann des Zukunftsforums SHL und Salzburgs Installateur-Landesinnungsmeister.
„Heizung und Warmwasser allein sind bereits für 25 Prozent der CO2-Emissionen Österreichs verantwortlich“, erklärt Rotter. „Bis 2030 muss Österreichs Jahresbilanz rund 3,1 Millionen Tonnen weniger Emissionen im Wärmesektor aufweisen. Die Modernisierung einer veralteten Heizanlage und der Einbau einer effizienten Warmwasseraufbereitung in einem Wohngebäude, gegebenenfalls in Verbindung mit der Dämmung der oberen Geschoßdecke, kann den CO2-Ausstoß um bis zu 80 Prozent reduzieren. Gleichzeitig reduzieren sich die Heizkosten um bis zu 44 Prozent.“
Spitzenreiter im Verbrauch ist Oberösterreich (+ 2.490 TJ), gefolgt von Tirol (+ 1.853 TJ), der Steiermark (+ 1.732 TJ), Kärnten (+ 1.450 TJ), Niederösterreich (+ 969 TJ), Wien (+ 335 TJ.), dem Burgenland (+ 314 TJ) und Vorarlberg (+ 190 TJ). Nur in Salzburg nahm der Haushaltsenergieverbrauch um 16 TJ ab.
Anders als in den Vorjahren ist bei allen Energieträgern eine Verbrauchssteigerung zu beobachten. Als Einflussfaktoren können klimatische Verhältnisse angeführt werden, die sich in den kommenden Jahren potentiell verstärken dürften.
„Um den Modernisierungsstau bei Heizungen endlich aufzulösen, braucht es gezielte Information, Beratung und Anreize, die auch wirklich bei den Verbrauchern ankommen“, fügt Martin Hagleitner, stv. Obmann des Zukunftsforums SHL und Vorstand Austria Email, hinzu. Darüber hinaus empfiehlt Hagleitner eine Optimierung der Energieberatung in Form von Qualitätskriterien. Auch steuerliche Begünstigungen im Rahmen der Einkommensteuerveranlagung auf Eigenheime, Eigentumswohnungen sowie Mietwohnungen und die Verkürzung der Abschreibungsdauer bei Instandsetzung von Gebäuden dürfte den Sanierungshunger der Österreicher im Zeichen des Klimaschutzes neu entfachen.