Verdunstung im Kommen
Noch ist das Segment für Verdunstungskühlungen für Innen und Außen sehr klein. In der kommenden Sommersaison soll die Adiabatik aber eine erhebliche Rolle spielen. Der Grazer Andreas Rauch hat mit Sprühnebel-Geräten einiges vor.
Als im heurigen Sommer naturgemäß auch die Bewohner und Besucher der steirischen Landeshauptstadt Graz unter der Hitze und den Tropennächten stöhnten und litten, wurde wieder einmal deutlich: Was in anderen europäischen Städten schon Gang und Gäbe ist, nämlich die Abkühlung öffentlicher Räume mittels Sprühnebels, spielt an der Mur keine Rolle. Dabei sitzt der Mann, der seit mehr als 20 Jahren Lösungen mit Sprühnebel anbietet – in Graz. Sein Name ist Andreas Rauch und er ist bestens bekannt für seine Waagen und Lebensmittelmaschinen – und Befeuchtungsanlagen.
In Paris und Ljubljana werde Sprühnebel auf öffentlichen Plätzen eingesetzt, seine Firma habe schon den Linzer Domplatz besprüht und in Düsseldorf habe man das System getestet, berichtet Rauch im Gespräch mit Building Times. „Wir haben enormes Potential im Ausland, vor allem in Deutschland und der Schweiz, aber im Inland machen wir fast nichts, weil es keinen Menschen interessiert. Hier wird nur grün geredet“, urteilt Rauch.
Das Wesen der Verdunstungskühlung
Das Prinzip der adiabatischen Kühlung ist relativ einfach: Wasser wird durch feine Düsen versprüht und verdunstet in der Luft, wobei durch die dabei entstehende Verdunstungs-Kühlung eine Temperatur-Absenkung in der direkten Umgebung von fünf bis zehn Graz erzielt wird. „Wir arbeiten schon seit 1997 mit Wasser, das auf fünf Grad Celsius vorgekühlt und mit UV-Licht bestrahlt wird und haben bei allen Systemen auch im Standbetrieb eine Aktivierung, um Standwasser zu vermeiden. Dafür arbeiten wir auch mit dem Hygieniker und Mikrobiologen Franz Mascher (MedUni Graz) zusammen“, so Rauch.
In der Praxis sieht das so aus, dass die Anlage 15 Sekunden lang sprüht und dann eine Minute Pause macht. Herzstück aller Anlagen sind „spezielle Hochdruck-Dauerlaufpumpen mit geringem Wasserverbrauch, die wenig Wasser im Stop-and-Go-Betrieb fördern und praktisch geräuschlos arbeiten“, beschreibt der Unternehmer. Würden die Pumpe permanent laufen, dann betrüge der Wasserverbrauch 2,7 Liter pro Stunde – was sie aber, wie beschrieben, ja nicht tut. Womit der Entwickler und Erzeuger Andreas Rauch gleich auch einmal auf gelegentlich geäußerte Kritik auf hohen Wasserverbrauch der Sprühnebel-Anlagen in Zeiten des hochsommerlichen Wassermangels kontert. Gleichzeitig weist er auf einen, für Graz mit seiner Luftproblematik besonders wichtigen Nebeneffekt des Sprühnebels hin: Dieser bindet auch Feinstaub.
Rubin-Einsätze in den Düsen
Ergänzt wird jede Sprühnebel-Anlage durch die Steuerungselemente und die Düsen, „die nur aus hochwertigsten Edelstahlsorten gefertigt werden und mit Rubin-Einsätzen versehen sind, was permanent ein reines Sprühbild ergibt“, sowie die Rohrleitungen, die ebenfalls aus Edelstahl gefertigt werden. „Wir fahren mit 80 bar Druck“, geht Rauch weiter ins Detail und erläutert schließlich: „Wir haben bei den Leitungen eine Wandstärke von drei Millimeter und eine Bohrung von ebenfalls drei Millimeter“.
Während Rauch derzeit für Innenräume nur Luftbefeuchter liefert, ist er in den letzten Jahren bereits „stark in die adiabatische Kühlung gegangen, zum Beispiel bei der Optimierung von Kältemaschinen und vor allem in allen Kältebereichen“. Deshalb wird er ab Saisonbeginn 2019 noch stärker in die Kühlung gehen: „Wir werden als Handelsware adiabatische Verdunstungskühlung für Großbereiche anbieten. Danach haben wir eine riesige Nachfrage. Für Produktionshallen, Industrieanlagen und Werkstätten eine temporäre Kühlung, die derzeit ohne jede Kühlung sind. Was das für die Beschäftigten bedeutet, hat man im heurigen Sommer besonders deutlich gemerkt“.
Sprühkühlung als XL-Klimagerät
Das werde ein mobiles Gerät sein, das mit vorgekühltem Wasser und geringem Energieverbrauch arbeitet. „Mit Abmessungen von 1,80 m Höhe und einem mal einem Meter Standfläche ist das ein XL-Klima- gerät. Das funktioniert wirtschaftlich im Großbereich mit hoher Luftwechselrate, hat eine Flächenleistung von 200 m² bis 400 m² und wird pro Gerät in einer Preis-Größenordnung von 1.000 Euro bis 2.000 Euro liegen“, kündigt Rauch an und fügt sofort hinzu: „Wir wollen nicht in den Privatbereich“.
Im Außenbereich „versprühen wir seit 1995 Wasser, das verdunstet“, ergänzt Rauch, der das Versprühen auch bei seinem Geschäftslokal in der Grazer Liebenauer Hauptstraße 138 demonstriert. Der Zugang zur Sprühnebel-Technologie war für Rauch, den Waagen- und Schneidemaschinen-Entwickler eigentlich logisch: „Durch unseren täglichen Umgang in der Lebensmittelbranche bedingt, haben wir vor mehr als 20 Jahren eine Anlage zur Besprühung von Gemüse aus den USA importiert und bei Konsum, Meinl und Billa installiert. Bald haben wir aber gemerkt, dass wir etwas anderes brauchen und sind somit auf die Druckpumpen für den Sprühnebel gekommen, die wir in Österreich, Deutschland und der Schweiz installiert haben“, beschreibt Rauch die Genesis. „Wir haben den Vorteil, dass wir aus dem Lebensmittelhandel kommen, das ist eine Groschenfuchserei. Deshalb mussten wir um die Hälfte billiger sein“.
Wassernebel gut für die Stimme
1997 sei dann die erste Online-Präsenz eröffnet worden, in Südafrika der Reiferaum einer Fleischerei ausgestattet worden, usw. Dann seien Obsträume, Gutsbetriebe, Schweineställe, usw. dazugekommen, aber auch das Geschäftsfeld Show/Bühne. So sei beispielsweise das Theater in Luzern mit einer Nebelkühlung ausgestattet worden und derzeit laufe ein Projekt mit der Grazer Oper. Und wieder kommt ein Nebeneffekt als Plus zum Tragen: „Mit dem Wassernebel erzielen wir den gleichen Effekt wie mit künstlichem Nebel, der Wassernebel ist aber auch gut für die Stimmen“, so Rauch. Bei diesem Erfolgslauf, Rauch macht derzeit mit dem Sprühnebel alleine rund eine Million Euro Umsatz, merkt der Grazer Entwickler und Fertiger „immer mehr Trittbrettfahrer.
Heißes oder kühles Thema Graz ?
Über die Rolle des Propheten, der bekanntlich im eigenen Land nichts gilt, kann man trefflich streiten, auf Andreas Rauch trifft sie aber offensichtlich zu, denn er hat der Stadt Graz schon vor Jahren seine Möglichkeiten gezeigt und auf dem Grazer Hauptplatz Demonstrationen mit seinem Sprühmobil vorgeführt, wofür er sich vom Rathausportier einfach einen Stromanschluss organisiert hat. „Ich war schon vor zehn Jahren bei Bürgermeister Nagl und habe ihm die Sprühnebel-Technologie vorgestellt samt einem Projekt ‚Coole Grazer Innenstadt‘. Der war aber nicht interessiert“. Nicht zuletzt unter dem Eindruck des Hitzesommers 2018, in dem die Feuerwehr ein Mal Wasser auf dem Hauptplatz verspritzte, wodurch die Passanten lediglich nass wurden, was ja beim Sprühnebel nicht passiert, dürfte sich die ablehnende Haltung der Stadt geändert haben, jedenfalls äußerten sich Stadtpolitiker für den Sprühnebel. Andreas Rauch arbeitet daher derzeit gerade an einem Projekt mit der Stadt Graz: „Wir bauen gerade Marktstände aus Aluminium, die zwölf m² groß und 2,50 m hoch sind, zu ‚Cooling Stations‘ um, die begrünt und mit jeweils 20 bis 30 Düsen bestückt und mit Bewegungsmeldern ausgestattet werden. Davon wollen wir zwei bis drei zu sehr günstigen Konditionen an die Stadt Graz vermieten und an stark frequentierten Plätzen aufstellen, etwa am Karmeliterplatz (vor der ÖVP-Parteizentrale?, Anm.). Man wird sehen und spüren.