Richtig großes Kino
In Bangkok eröffnete kürzlich das Kaufhaus Icon-siam. Der Komplex der Superlative verfügt über eine der mächtigsten Fassaden weltweit. Realisiert wurde der Mega-Auftrag von Seele aus Schörfling.
Vor wenigen Wochen fand in Bangkok die Eröffnung des Luxus-Kaufhauses Iconsiam statt. Der von Urban Architects geplante, 750.000 m² umfassende Komplex liegt direkt am Fluss Chao Phraya. Die Glasfront erreicht bei einer Länge von 300 m eine Höhe von bis zu 24 m und zählt damit zu den größten Ganzglas-Fassaden weltweit. Für das Design, die Produktion und Montage der Konstruktion war die Firma se-austria GmbH aus Schörfling am Attersee und ihre Schwesterfirmen der Seele-Gruppe verantwortlich. Der Auftrag, der in Summe eine Größenordnung von 36 Millionen Euro beträgt, besteht aus drei Einzelprojekten. Der größte Anteil davon entfällt auf die über drei Geschosse reichende Fassadenfläche von 5.300 m², die mit Glasfinnen und -scheiben ein imponierendes „Riesenschaufenster“ zum Fluss hin bildet. Dabei greift die Zick-Zack-Anordnung der Glasscheiben die Formensprache von gefalteten Blättern des traditionellen Blumenarrangement „Baisri“ auf. Neben der optischen Einzigartigkeit ist besonders die hängende Ganzglas-Konstruktion eine herausragende technische Lösung. Planung, Herstellung und Montage der hochtransparenten Fassade lagen in der Verantwortung des Fassadenbauspezialisten seele. Die technische Leitung und sechs erfahrene Monteure waren stets vor Ort, um die extrem großformatigen und hochpräzisen Glasbauteile mit allen ihren Verbundtechniken, Verbindungsdetails und lastabtragenden Verklebungen richtig zum Einsatz zu bringen.
Die hängende Ganzglaskonstruktion ist bis zu 24 m hoch, die Tragkonstruktion bilden dabei Glasfinnen, die aus bis zu 16 m langen plus bis zu 8 m langen Teilen zusammengesetzt werden. Die statische Befestigung ist in der Regel an der Decke auf 20 m Höhe, darüber hinaus kragt die Konstruktion bis zu 4 m als Balustrade für den darüberliegen Dachgarten aus. Die Fassade setzt sich aus bis zu 16 m x 3,20 m plus bis zu 8 m x 3,20 m großen Glasscheiben aus einem Stück zusammen. Das Eigengewicht der bis zu 3,5 t schweren Fassadenscheiben wird jeweils am unteren Ende der Gläser durch Querträger, sogenannte Transoms, abgetragen. Grundsätzlich bestand für alle Stahlbauteile, die direkt mit den Gläsern in Verbindung stehen, die Vorgabe, diese als geschraubte Verbindungen auszuführen, um Genauigkeitsverluste aufgrund von Schweißverzug auszuschließen. Die Glasfinnen weisen einen Neigungswinkel von bis zu 12° aus der Vertikalen auf, der Überhang der Fassadenscheiben beträgt zwischen 0 und 14°.
Entlang der Fassade gibt es sechs Eingänge, bestehend aus goldfarbigen Edelstahl-Portalen. Diese Portale sind aus statischen Gründen notwendig, um die Türen zu fixieren und sie von der abgehängten Fassade zu trennen, damit die Bewegungen zwischen Dach und Boden ausgeglichen werden können. „Das Engineering und die komplette Fertigung aus einer Hand, kombiniert mit der auf die Montage abgestimmten Logistik, ermöglichten die Realisierung dieser einzigartigen Ganz-glaskonstruktion in einer Projektdauer von nur knapp zwei Jahren“, erklärt Thomas Spitzer, Geschäftsführer se-austria GmbH & Co. KG. In der Stahlproduktion von seele wurde die Fertigung für die rund 103 t der Stahlkonsolen sowie die 118 t der Duplexstahlschuhe vorgenommen. So konnte die Fertigungsgenauigkeit der Finnenschuhe als „just-in-time“-Lieferungen gewährleistet werden.
Die Glasfinnen und die dazugehörigen Edelstahlschuhe wurden im sedak Werk in Deutschland komplett assembliert, um höchste Ausführungsqualität zu gewährleisten. „Das gebündelte Spezial-Know-how von seele konnte bei diesem extrem anspruchsvollen Projekt zum Einsatz kommen. Kaum ein anderes Unternehmen verfügt über eine solche Fertigungstiefe, verbunden mit einem derartig breiten Angebotsspektrum“, so Thomas Spitzer.
Für die Montage der überdimensionalen Glasfinnen und -scheiben wurden zwei Sauganlagen mit Gegengewicht und dreiaxialer Verstellungsmöglichkeit eigens für dieses Projekt entwickelt. Erst durch die speziell entwickelten Sauganlagen war es möglich, die Gläser in die finale, zweifach geneigte Position zu heben. Die Glasfinnen wurden während der Montage von passgenauen Holzschablonen temporär gestützt, die den Verlauf der Fassade formten. Erst mit dem Einsetzen der Fassadenscheiben wurde die Fassade selbsttragend. „Iconisam ist für uns ein einzigartiges Projekt. Ein eingespieltes Team aus Ingenieuren, Projektleitern und Montagemitarbeitern hat für einen reibungslosen Ablauf und ein perfektes Ergebnis gesorgt. Einmal mehr setzen unsere Kolleginnen und Kollegen der seele neue Standards im Fassadenbau“, so Spitzer.
Selbstverständlich ist das Engagement von seele in Südostasien nicht, das Geschäft wurde erst vor drei Jahren wieder aktiviert, wie der Manager erklärt. Er beziffert die jährliche Betriebsleistung der 125 Mitarbeiter in Schörfling mit 51 Millionen Euro. Der in Österreich realisierte Umsatz ist sehr gering. Es gäbe so wie auch in Deutschland weder die Bauherren noch die Projekte, für die seele in Frage kommt.