Nette Expansion

Das Geschäft brummt. Der steirische Onlinehändler Niceshops hat soeben seine Logistikfläche um 8.000 m² vergrößert und plant für nächstes Jahr weitere 20.000 m².

Weil die Umsätze im Onlinehandel geradezu explodieren – für heuer werden 55 Millionen Euro erwartet, nach 38 Millionen Euro im Vorjahr – kommt der steirische Onlinehändler Niceshops GmbH mit dem Ausbau seiner Logistikflächen kaum nach: Vor Kurzem wurde in Saaz/Paldau ein Zubau von 11.000 m² in Betrieb genommen, angedockt an den Bestand von 5.000 m². „Und im nächsten Jahr werden wir um weitere 20.000 m² ausbauen, denn wir verzeichnen ein jährliches Wachstum von rund 50 Prozent“, erklärt Niceshops-Geschäftsführer Roland Fink im Gespräch mit Building Times.

Das Unternehmen betreibt derzeit mit ca. 200 Mitarbeitern mehr als 30 Onlinehandels-Plattformen, die 98 Prozent des Umsatzes ausmachen, und liefert nach ganz Europa. 1,88 Millionen Kundenkontakte gibt es bereits, 9.000 Pakete pro Tag werden abgefertigt und knapp 1,1 Millionen Artikel liegen im Lager der Oststeirer, was die enorme Expansion der Logistik-Flächen umso verständlicher macht. Das bei Onlinehändlern leidige Thema der Retouren stellt sich in Paldau kaum, denn die Quote beträgt nur 1,5 Prozent. Die Niceshops-Mitarbeiter, die aus 25 Nationen kommen, sprechen fünfzehn Sprachen und decken damit das Geschäft in ganz Europa ab. Die stärksten Märkte sind Deutschland und Italien, gefolgt von der Schweiz, Österreich, Frankreich, Spanien, Slowenien, Ungarn und Polen. Nachhaltigkeit ist dem Onlinehändler, der gerne auch als „steirisches Amazon“ bezeichnet wird, in jeder Beziehung wichtig. Das drückt sich auch im Bauen aus und im Betrieb der Anlage: Die Porr hat den Bau als Generalunternehmer hingestellt, wobei Rubner Holzbau als Subunternehmer die Massivholz-Wände und die Leimbinder samt Decke geliefert und montiert hat. Allein dafür wurden 680 m³ Holz verbaut. Acht Millionen Euro hat der Zubau laut Fink gekostet, der Umbau im Altbau, durch den Lagerräume zu Büros wurden, eine weitere halbe Million Euro.

Steinwolle mit 16 cm Stärke für die Wand-Dämmung war selbstverständlich, was in etwa der Dämmung eines Einfamilienhauses entspricht, und für das gut gedämmte Dach wird ein Dämmwert von 0,18 W/m²K angegeben. Da kaum einen Kilometer von der neuen Anlage entfernt eine Biogasanlage samt Biomassefeuerung steht, war der Anschluss daran naheliegend. Geplant wurde die gesamte Haustechnik von der KGT Gebäudetechnik (früher Krobath) im nahen Feldbach. Um die im Sommer ungenutzte Wärme zur Kühlung verwenden zu können, wurde eine Absorptionskältemaschine installiert. „Die kostet zwar drei Mal so viel wie eine herkömmliche Kältemaschine, aber dadurch sparen wir unglaublich viel Energie“, sind die Betreiber der Immobilie überzeugt. Durch die Anbindung an die nahe Biogasanlage und die Abwärmenutzung spare man eine Leistung von 600 kW für Wärme und 550 kW für Kälte, so das
Unternehmen.

Dazu kommt noch die riesige Dachfläche, die mit einer großen Photovoltaik-Anlage mit zwei Mal 200 kWp bestückt wurde. „Die liefert an sonnigen Tagen zwei Megawatt Strom“, wie Fink erläutert. Geplant hat die gesamte Elektrotechnik der Lokalkaiser e-Lugitsch, ebenfalls aus Feldbach. Über die Server und deren Abwärme braucht man sich in Paldau nicht den Kopf zu zerbrechen, denn die stehen großteils in einem Serverzentrum in Deutschland und „überall auf der ganzen Welt“, wie der 45-jährige Unternehmer sagt.

Um ein möglichst gutes Arbeitsklima zu erhalten, wurde auch baulich vorgesorgt. Man habe darauf geschaut, dass es nicht zieht, was für eine Lagerhalle nicht selbstverständlich ist. „Das war für manche ausführende Firmen schon teilweise seltsam“, berichtet Fink. Weshalb es zahlreiche Luftvorhänge gibt. „Die sind zwar nicht wirklich nachhaltig, aber die Nachhaltigkeit hat mehrere Säulen“, so der Chef. Im Vergleich zu anderen Logistik-Gebäuden sei seine Anlage „viel mehr auf den Menschen ausgerichtet“, betont der Niceshops-Geschäftsführer: „Wir haben überall Küchen, viel mehr Sitzgruppen, bieten ein kostenloses Mittagessen und zahlen 1.000 Euro Kindergeld pro Jahr. Wir sind eine ganz normale Firma mit ganz normalen Arbeitszeiten. Aber die Atmosphäre ist durch das viele Holz ganz anders, es passt die Temperatur, die Luft und das Gefühl.“

Rekrutierungsprobleme kennt man bei Niceshops nicht, ganz im Gegenteil: „Das liegt nicht nur an einer Reihe von Fringe Benefits, vielmehr haben wir in allen Bereichen Wartelisten, allein für die Logistik stehen 90 Leute auf der Warteliste“, sagt Fink. Spätestens im kommenden Jahr, wenn die Logistikfläche mehr als verdoppelt wird, werden die alle gebraucht werden.