Mahü, tut was sie wü
Während die Kronen Zeitung eine Art Kampagne gegen das Bauprojekt ihres Miteigentümers führt, bündelt die Signa Argumente für das neue Warenhaus in der Mariahilfer Straße.
Ein schneller seltsamer Deal, ein Abriss, viel neue Kubatur und internationale Architekten. Das ehemalige Leiner-Möbelhaus in der Wiener Mariahilfer Straße hat alles was die Aufmerksam der Öffentlichkeit erregt. Und das nicht zu knapp, seit die Kronen Zeitung mit recht kritischen Beiträgen über das Großprojekt der Signa in die erste Reihe getreten ist. Dort wird das Projekt gerne als Signa-Klotz oder Shopping-Klotz bezeichnet, was nicht so richtig freundschaftlich klingt, obwohl Signa-Macher René Benko fast ein Viertel an der Kronen Zeitung hält. Freunde kann man sich bekanntlich nicht immer aussuchen. Wie auch immer, wenn die Krone sucht, findet sie auch. Zum Beispiel den Bezirksvorsteher-Stellvertreter Gallus Vögel (SPÖ), der von „vergebenen Chancen ein ökologisch nachhaltiges Vorzeigeprojekt für den ganzen Bezirk zu schaffen“, spricht.
Echt tolle Umfragewerte
So etwas kann Benko freilich nicht auf sich sitzen lassen. Seine Signa fährt große Geschütze auf um das geplante Kaufhaus samt Hotel und Gastro ins rechte Licht zu rücken. Eine Umfrage zum Beispiel, die eine hohe Zustimmung für die neue Destination „Mahü 10-18“ bei den Wienerinnen und Wienern erfragt hat. Darin kommt auch klar die „Beigeisterung“ der Befragten über den konsumfreien Dachpark zum Ausdruck. Und: Zwei Drittel der Wienerinnen und Wiener antworten auf die Frage, wie ihnen das Bauprojekt gefalle, entweder mit „sehr gut“ oder „eher gut“. Insbesondere die jüngeren Altersgruppen zeigen sich begeistert: Knapp 80 % der befragten 14-19-Jährigen und 76 % der 20-29-Jährigen bewerten das Projekt mit „gefällt mir sehr gut“ bis „gefällt mir eher gut“.
Grüner Diplomatenpass
Wenn es um die wahren und inneren Werte geht, reicht die Volks-Befragung freilich nicht aus. Die liefert inzwischen Greenpass, ein Optimierungs- und Zertifizierungstool für klimaresiliente Stadtplanung und Architektur. Das Unternehmen beantwortet die Frage, was Gebäude und deren Freiräume hinsichtlich Klimaresilienz, Nachhaltigkeit und Ökologie konkret leisten. Und das ist im Fall des Signa-Projektes nicht Nichts. Der Vorentwurf des Projektes erfüllt einen Gesamterfüllungsgrad von 75 % auf eine Greenpass Gold-Zertifizierung.
Das Gebäudeensemble erhält einen Fernwärme- und Fernkälteanschluss mit einer Wärmerückgewinnungsanlage sowie intelligente Beschattungssysteme für die Fassaden, womit schon einmal viel gemacht ist. Aber richtig grün ist nur das Grüne: In Summe werden ca. 3.000 m2 Grünflächen geschaffen – mehr als doppelt so viel als zuvor. Im Vergleich zur Bestandssituation wird die Versiegelung durch die Neugestaltung des Quartiers damit um ca. 25% reduziert, so Greenpass.
Das Projekt soll künftig auch zur Abkühlung der Umgebung beitragen. Zur heißesten Tageszeit um ca. 15 Uhr wird die Nachbarschaft durch die vielen neuen Pflanzen bereichsweise um bis zu -0.4°C Lufttemperatur auf Bodenniveau gekühlt“, so Greenpass. Dazu beitragen werden rund 50 neue Bäume, die es in Summe auf eine Blattfläche von rund 2 Hektar bringen. Durch die intensive Bepflanzung bei Mahü 10-18 könne an einem typischen Hitzetag auch 3-mal mehr CO2 gespeichert werden als zuvor, berichtet das Zertifizierungsunternehmen weiter. Dem grünen Bezirksvorsteher gefällt das Projekt. Die richtig mächtigen Stadtpolitiker verweisen auf die Baubehörde. Sie hat darüber zu entscheiden, ob die Signa ein Stockwerk höher bauen darf, als eigentlich vorgesehen.