Großer Digi-Bogen
Chancen und Potenziale, die sich durch die Technisierung des Facility Managements und der Facility Services ergeben, waren Thema des 11. IFM-Kongresses.
Der 11. IFM Kongress an der Wiener TU hatte schon vor Beginn ein erfreuliches Raum-Problem: Wegen der vielen Teilnehmer übersiedelte der Event in den großen Kuppelsaal. Die zwei Hauptthemen Workplace Management und die Erwartungen an die Digitalisierung im Immobilien- und Facility Management bewegen also viele Experten. Sie informierten sich über aktuelle Beispiele im neuen Umgang mit Raum und Zeit. Etwa über die Bewegungen bei Deloitte Wien. Vor über 10 Jahren hat dieser Wirtschaftsprüfer zum ersten Mal neue Arbeitswelten in seinem Wiener Stammsitz umgesetzt. Nun war es an der Zeit, den nächsten Schritt zu gehen. Das Projekt ist Teil der Strategie von Deloitte und hat das Ziel, Mobilität, Flexibilität und die Zusammenarbeit über Generationen hinweg zu unterstützen, sowie Technologie gezielt zur Performance-Verbesserung einzusetzen.
Ein weiteres Thema widmete sich den kooperativen Workspaces. In Österreich war das Konzept bisher nicht sehr erfolgreich, da jedes kleine Service extra zu zahlen ist oder die internationalen Anbieter keine geeignete Location vorfanden. Die Immofinanz hat das Konzept im TwinTower lokalisiert und nennt es myhive. Es gibt freundliches Design und viel Platz für Kommunikation durch großzügige Loungebereiche und Gastronomie. Periodische Events dienen dazu, die Mitarbeiter zu vernetzen, innerhalb und mit ihrer Firma, aber auch mit den anderen Unternehmen am Standort.
Jan Trionow, CEO von Hutchison, brachte eine völlig neue Perspektive ein. 5G, der neue Mobilfunkstandard, könnte viele derzeitige Probleme lösen und völlig neue Möglichkeiten eröffnen. Statt Feldbus, Enocean, KNX etc. können die Devices direkt über 5G vernetzt werden. Die GSM-Empfänger werden immer billiger und kommen ohne Karten aus. So können sie flexibel eingebunden werden. Der neue Standard kann zudem viel mehr Geräte pro GSM-Router einbinden und besser Bauwerke durchdringen. Gateway- und Protokoll-Probleme gehören der Vergangenheit an. Neue Player können den Markt einfach unterstützen bzw. auf den Kopf stellen. Sind Telekomanbieter der UBER der Facility Services in der Zukunft? Der Vortrag zeigte eine breite Palette an neuen Möglichkeiten, auch für die Eigentümer der Immobilien, da die Telekomprovider ihre (Glasfaser-)Verkabelung benötigen, um rasch einen kostengünstigen Roll-out durchführen zu können. Die 5G-Router benötigen einen direkten Anschluss an ein Glasfaserkabel, um die hohen Transferraten zu ermöglichen. (Gegen-)Geschäften sind Tür und Tor geöffnet. „Wie lange die Umsetzung in Österreich dauert, hängt u.a. von der Kooperation mit den Eigentümern von Immobilien ab. Lassen Sie uns gemeinsam neue Geschäftsmodelle entwickeln und schon jetzt kooperieren, um ihre Liegenschaften zukunftssicher zu machen“, so Trionow.
Aufbruchsstimmung war auch bei der Podiumsdiskussion mit Wolfgang Gleissner von der BIG und Herwig Teufelsdorfer von der Vonovia/Buwog zu erkennen. Während sich in den letzten Jahren vor allem die Vertreter ausländischer Firmen offen zum Einsatz neuer Technologien bekannt haben, ist dieser Wandel nun auch in Österreich angekommen. Beide Unternehmen haben im letzten Jahr gemeinsam mit dem IFM der TU Wien die Möglichkeiten von Emerging Technologies wie Internet of Things (IoT), Machine Learning oder Big Data analysiert und setzten sie auch gezielt ein. IoT wird in der BIG zum Beispiel verwendet, um die externen Dienstleister besser „controllen“ zu können. Gemeinsam mit Big Data ermöglicht es zugleich effiziente Energienutzung und das Erkennen von ungewöhnlichen Verbräuchen. Eine kontinuierliche Optimierung wird möglich.
Die skizzierten Beispiele zeigen, dass große Nutzer und Developer mehr wollen oder vielmehr brauchen und die neuen Technologien nicht nur selbst nutzen, sondern auch von ihren Dienstleistern verlangen, dass diese innovativ sind. Das Ziel: Ihren Mietern bzw. Nutzern den „Wow-Effekt“ bieten zu können und sich damit zu differenzieren. Genau zu diesem Thema passt auch die Innovation Challenge, die die TU Wien dieses Jahr zum ersten Mal durchgeführt hat. Aus den zahlreichen Einreichungen hat eine Jury die docu tools GmbH zum Sieger gekürt.