„Erklären, wie ein Brand funktioniert“
Die Brandschutz-Experten von FSE haben sich vergrößert und sind übersiedelt. Bei ihrer sommerlichen Brandschutztagung werden sie erstmals demonstrieren, wie ein Brand funktioniert. Denn: „Das weiß keiner mehr.“
Ende April ist das Technische Büro für Brandschutz FSE (Fire Safety Engineering) von St. Pölten in das wenige Kilometer entfernte Statzendorf übersiedelt. „Wir haben dort ein ehemaliges Raiffeisen-Gebäude von 1993 um fast eine Million Euro gekauft. Hier haben wir jetzt ein Kellergeschoß mit 150 m², 450 m² im Erdgeschoß und einen großen Besprechungsraum im Obergeschoß mit 240 m²“, berichtet der Geschäftsführende Gesellschafter Manfred Ruhrhofer, der sich zusammen mit seinem Geschäftsführer-Kollegen René Schweitzer auch die Eigentümerschaft teilt.
Am neuen Standort ist ausreichend Platz für die insgesamt 19 Mitarbeiter plus die beiden Geschäftsführer. Auch eine Platzreserve ist vorhanden, „denn in den nächsten zwei Jahren werden wir uns auf 25 Leute einpendeln“, kündigt der FSE-Geschäftsführer an. „Vom neuen Standort aus kommen wir direkter auf die S 33 und die Autobahn und brauchen nicht jedes Mal quer durch St. Pölten zu fahren“, sagt Ruhrhofer und ergänzt: „Da wir nicht allzuviel Laufkundschaft haben, ist das kein Problem, denn auch ein Planer fährt die paar Kilometer mehr zu uns.“ Für die FSE-Mannschaft ist die gute Verkehrsanbindung deshalb wichtig, weil ihr Hauptgeschäft in Niederösterreich, Wien und im Burgenland liegt. „Im Burgenland werden die Aufträge immer mehr, und das ist in einer Stunde erreichbar, was sehr positiv ist.“ Obwohl das Geschäft „immer mehr Knochenarbeit“ wird, ist Ruhrhofer nicht bang um die Zukunft: Im Vorjahr hat FSE knapp zwei Millionen Euro Umsatz erzielt, für heuer erwartet er jedoch weniger – weil die Adaptierung des neuen Domizils und die Übersiedelung eine Schmälerung der Arbeitsleistung mit sich gebracht haben.
Projektwissen ist erforderlich
Sowohl bei der Planung von Brandschutzeinrichtungen als auch bei deren Überwachung gehe es immer mehr ins Detail, aber das ginge nur, wenn man die verfügbaren Produkte kenne, sagt der Brandschutz-Experte, der sich zusammen mit seinem Kollegen Anfang der 2000er-Jahre eigentlich deshalb selbstständig gemacht hatte, um eine österreichische Brandschutztagung zu veranstalten. „Es wird immer komplizierter, so sollen beispielsweise Brandschutzvorhänge auf CEENorm kommen“, kritisiert Ruhrhofer. Für Architekten und Baumeister gehe es nicht mehr anders, als (Brandschutz)-Spezialisten zu holen, genauso wie für Bauphysik, Statik oder HKLS. „Auf der einen Seite werden wir immer spezialisierter, auf der anderen Seite aber immer Normen-treuer, weil sich keiner mehr traut, Verantwortung zu übernehmen. Wir müssen dem Großteil der Leute erklären, wie ein Brand funktioniert, denn das weiß keiner mehr“, hat der Fachmann festgestellt. Weshalb er bei der diesjährigen Tagung, die bereits zum 17. Mal stattfindet, und zwar am 28. und 29. August im VAZ St. Pölten, neben dem Brandschutzkongress, einer Fachausstellung und einem Explosionsschutzseminar auch Großbrandversuche durchführen wird. „Dabei soll unter anderem gezeigt werden, wo die Messstellen sein sollen, wie es mit Kameras aussieht usw. Diese Brandversuche werden wissenschaftlich betrachtet und ausgewertet, wofür wir vier Ytong-Gebäude verwenden, 3 m x 4 m groß mit einer kompletten Wohnzimmer-Einrichtung von kika um 2.500 Euro“, kündigt der Veranstalter an, der dafür auch Karten bei Ö-Ticket auflegen wird. Auch wenn die heurige Tagung wegen der hohen Kosten kein Geschäft werde, so sei diese Veranstaltung immer noch die beste Werbung. In den letzten Jahren hat sie rund 300.000 Euro Umsatz gebracht.
Zu den bereits beschlossenen OIB-Richtlinien 2019 merkt der Brandschutzexperte zu Recht an, dass auf der OIB-Homepage noch der Diskussionsstand aus dem Vorjahr ausgewiesen werde. Allerdings seien die nunmehr beschlossenen Änderungen im Brandschutz vorweg durchwegs bekannt gewesen, von der Berechnung der Fluchtwegelänge von der Wohnungstüre weg bis zur Einbeziehung der Pflegeheime und Veranstaltungsstätten. Die hätten jetzt schon meist Brandschutzkonzepte und die Änderungen seien teilweise politisch gewollt. „Ich finde es gut, dass der Schritt in eine einheitliche Richtung gemacht wird. Aber man wird sehen, wie das die Bundesländer umsetzen. Zum Beispiel, ob Niederösterreich eigene Bestimmungen für Bestandsbauten hineinnehmen wird“, fragt Manfred Ruhrhofer. Bestandsbauten würden für Brandschutz-Techniker eine Herausforderung der nächsten Jahre. So etwa die Beantwortung der Frage, ob Holzstiegen im Stiegenhaus wirklich so problematisch sind. Bei FSE machten Bestandsbauten bereits die Hälfte des Auftragsvolumens aus, ergänzt der Geschäftsführer. Er vertritt die Ansicht, dass man gute Mitarbeiter nehmen müsse, wenn sie kämen. „Man muss ihnen aber die Freiheit lassen, ihre Spezialgebiete zu finden, denn klassische Ausbildung für Brandschutztechnik gibt es ja keine.“ Aber er habe beispielsweise vor eineinhalb Jahren den ehemaligen Geschäftsführer von Svoboda Büromöbel genommen, der in der Nähe wohne und dem der Job sehr gut passe. Seinen Erfolg bei der Mitarbeiter-Akquisition führt Ruhrhofer auf die Überschaubarkeit der Firma und das familiäre Klima zurück. Zusammenfassend hält der FSE-Geschäftsführer fest: „Es ist toll, dass die Entwicklung bei uns so passiert. Man darf aber den Brandschutz auch nicht überbewerten, so oft brennt’s ja nicht. Man muss schauen, dass die Kirche im Dorf bleibt. Man muss dem Kunden das Beste liefern und dafür sorgen, dass er mit der Lösung zufrieden ist.“