Der Alu-Maßschneider
Als „Maßanzugsschneider für das Haus“ versteht sich die Kapfenberger alutechnik matauschek GmbH. Mit Erfolg: Für heuer erwartet die Firma eine Umsatzsteigerung von nahezu 20 Prozent.
In der warmen Jahreszeit fährt Franz Matauschek einen 2CV Baujahr 1987. Und gute Kunden bekommen ein Elektro-Motorrad der Marke Johammer leihweise und fahren dabei mit dem Matauschek-Slogan „Qualität trifft Design“ herum. Das sagt schon viel über die Firmenphilosophie des 48-jährigen Steirers, der 1990 in den 106 Jahre alten Betrieb in Kapfenberg-Deuchendorf eingestiegen ist und ihn 2008 übernommen hat. Heute heißt die Firma alutechnik matauschek GmbH, angefangen hat alles 1913 als Hufund Wagenschmiede. Die Arbeit mit Alu hat in der klassischen Stahl-Stadt Kapfenberg eine lange Tradition, bereits Anfang der 1970er-Jahre hat Matauschek Senior die ersten Alu-Fenster gebaut. Ende der 70er wurde die einfache thermische Trennung eingeführt und 1986 die zweifache, wofür damals noch Polyurethan verwendet wurde, blickt Matauschek im Gespräch mit Building Times auf die Entwicklung des Aluminium-Fensterbaus zurück.
Bionium-Fenster entwickelt
2006 wurde das „Bionium-Fenster“ entwickelt, was ein Kunstwort aus Bionik und Aluminium ist und Polyol betrifft, eine künstliche Maische mit Reagenzmittel, die mit Luftsauerstoff aufgeht. „Damit erreichen wir Uf 0,9, was dem Dämmwert einer 25 cm starken Ziegelmauer entspricht und womit wir uns im Passivhaus-Bereich bewegen“, so der Unternehmer. Aluminium-Fenster sind ein starkes Standbein der Firma, allerdings legt Matauschek das Produkt-Spektrum viel breiter an: „Wir machen das, was die Kunden von uns wollen. Wir sind die Maßanzugsschneider für das Haus. Wir sind ganz stark bei Dachausbauten in Wien, das ist die Hohe Schule des Metallbaues. Da zählen Erfahrung und Mannschaft ganz besonders.“ Alles in Aluminium (und Glas etc.), denn Stahl wird nicht verarbeitet. Und noch etwas gibt es bei Alu Matauschek nicht: „Wir machen keine nicht thermisch getrennten Konstruktionen.“ Gezeichnet wird im Unternehmen auf Autocad, BIM ist nicht gefragt, und dem „Smart Living“ verweigert sich Franz Matauschek, der auch schon als Autor aufgetreten ist und unter dem Pseudonym „Tauchmaske“ eine Roman-Trilogie veröffentlicht hat. Seine Selbstbeschreibung: „Wir sind eine extrem innovative Firma und entwickeln alles selber, inklusive der CNC-Programme.“ Das Unternehmen bewegt sich „im sehr, sehr hochwertigen Bereich, in dem in erster Linie Qualität und Nachhaltigkeit zählen und erst in zweiter Linie der Preis“, formuliert der zweifache Vater, der mit seiner Frau Claudia seit 23 Jahren verheiratet ist.
Diese Politik hat dem 70-Mitarbeiter-Unternehmen im Vorjahr 7,5 Millionen Euro Umsatz gebracht. „Für heuer erwarte ich nahezu 20 Prozent Umsatzsteigerung“, sagt Matauschek, der aufgrund der Auftragslage einen sehr guten Überblick über die nähere Zukunft hat. Zur Personalsituation hält der HTL-Ingenieur fest, dass es müßig sei, über den Fachkräftemangel zu klagen. Er selbst beschäftigt gerne Leute über 50, und im Unternehmen arbeiten Mitarbeiter aus neun Nationen. Wozu er klarstellt: „Es gibt keine Religion in der Firma, auch keine christliche.“ In der Produktion arbeiten sehr viele Frauen, denn „die Produktion muss eine gewisse Wertigkeit haben“. Es mache einen Unterschied, ob eine Frau mit der Hand über eine Beschichtung fahre und deren Qualität prüfe oder ein Sensor die Stärke messe, so Matauschek.
Die gesellschaftliche Entwicklung der letzten Jahrzehnte haben sich direkt in der Matauschek-Entwicklung niedergeschlagen: „In den 80er-Jahren hat der klassische Häuslbauer dominiert, dann hat allmählich die Ausdünnung der Mittelschicht begonnen, weshalb wir den Weg über die Architekten gegangen sind.“ Was sich heute in 20 bis 25 Messebeteiligungen pro Jahr niederschlägt, einschließlich der diesjährigen BAU in München, der einschlägigen Messen in Wien, Wels, Graz usw., bei denen die Außendienstmitarbeiter neue Architekten- oder Auftraggeber-Kontakte suchen und bestehende intensivieren. Über einen dieser Kontakte sind die Alu-Techniker derzeit gerade an der Revitalisierung der früheren Augsburger Kammgarnspinnerei beteiligt. Dort baut der Bauträger La Fontana Due 42 hochwertige Wohnungen und 16 Gewerbe-Einheiten ein. Die Kapfenberger liefern für den rund 180 Jahre alten Klinkerbau knapp 400 Fenster, teilweise mit Sprossen. Ebenfalls aktuell sind 4.000 m² Fixverglasungen für das neue Edelstahlwerk der voestalpine in Kapfenberg – mit der höchsten Schallschutzklasse, wie Franz Matauschek betont.
Als „Meilenstein für den Dachbodenausbau“ sieht er die Entwicklung der Familie der Wing-Dachflächenfenster, weil sie dank ihres großen Öffnungswinkels „eine Terrasse schaffen, wo es keine gibt. In der Nachverdichtung kommt Wing super an. Im Alu-Glasbau sind wir vermutlich an der Spitze“, ergänzt Matauschek, dem 98 Prozent des Familienbetriebes gehören.