Covid-19 und Lüftung: Risiko lässt sich minimieren
Zu Beginn der Corona-Krise schien alles klar. Eine Verbreitung des gefährlichen Virus könne mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden, waren sich die Experten ziemlich einig. Tatsächlich ist Covid-19 aber noch zu jung um endgültig volle Entwarnung geben zu können.
„Inwieweit Covid-19 durch die Luft übertragen wird, ist noch nicht ausreichend erforscht“, stellt Falk Herrmann Projektleiter Kälte bei Caverion Deutschland in seinem Blog fest. Daher sollte im Bereich Klima und Lüftung alles getan werden, um die Virenlast so gering wie nur möglich zu halten. „Zuverlässige Wartung, nachhaltiger Service und die richtige Einstellung lüftungstechnischer Anlagen sind Voraussetzungen für einen infektionssicheren Betrieb“, so der Experte.
Schwebende Aerosoltröpfchen
Neuere Untersuchungen würden nämlich zeigen, dass durch die normale Ausatmung infizierter Personen Aerosoltröpfchen in die Luft gelangen können, die kleiner als fünf Mikrometer sind und daher bis zu drei Stunden in der Luft schweben können. Zwar ist nicht sicher, ob der in der Luft schwebende Virus noch infektiös ist, es empfiehlt sich dennoch, die vorhandenen technischen Möglichkeiten zu nutzen, um einer potenziellen Virusausbreitung entgegenzuwirken. „Hier spielen die Ansaugfilter eine wichtige Rolle. Gemäß der Eurovent-Richtlinie 4/23 sollten die Filter, wenn technisch möglich, hinsichtlich einer schlechten Außenluftqualität (ODA 3) ausgelegt werden“, so Herrmann. Was technisch möglich ist, müsse die Wartungsfirma entscheiden. Es wäre zum Beispiel keine gute Idee, einfach Schwebstofffilter der Filterklasse H13 nach EN 1822 einzubauen, wie sie in Hygienebereichen eingesetzt werden. „So sind mindestens Schwebstofffilter ab der Filterklasse H13 notwendig, um bei Kontaminationen in der Größe des SARS-CoV-2 (80 – 160nm) eine effiziente Abscheidung von 99,95 Prozent zu gewährleisten. Die meisten Klima- und Lüftungsanlagen sind dafür nicht ausgelegt und würden auf den erhöhten Ansaugwiderstand mit Leckagen oder Druckdifferenzen reagieren, die in manchen Bereichen eher für schlechtere als für bessere Luft sorgen“, weiß der Caverion-Experte..
Luftfeuchte und Luftwechselrate
Was die Einstellung der Anlage betrifft, lasse sich mit den richtigen Parametern durchaus das Sicherheitsniveau erhöhen. So sollte die Luftfeuchtigkeit im Komfortbereich gehalten werden, da sehr trockene Luft die Anfälligkeit der Schleimhäute vergrößert und die Virenlebensdauer erhöht. Interessant ist der Luftdurchsatz: Je höher er ist, desto besser werden eventuell im Gebäude vorhandene Viren nach draußen befördert und desto geringer ist auch die Gefahr, dass eine infektiöse Konzentration erreicht wird. Daher sollte man die Anlage auf erhöhten Durchsatz einstellen und auch die Lüftungszeiten vor und nach dem Geschäftsbetrieb verlängern. Arbeiten viele im Home-Office, gilt es die entstandenen Lücken nutzen, um die Belegschaft mit möglichst großem Abstand im Gebäude zu verteilen. Wichtig ist, so Herrmann, Anlagen die im reinen Umluftbetrieb arbeiten, sollten wenn möglich abgeschaltet werden.
Auch die Absauglüftung im Sanitärbereich sollte, in Zeiten wie diesen, auf Dauerbetrieb laufen. Dadurch entsteht ein permanenter Unterdruck, der das Austreten kontaminierter Luft verhindert. Dies ist von Bedeutung, da SARS-CoV-2 in den Ausscheidungen Infizierter nachgewiesen ist.
Gewartete Klima kein Risiko
In puncto Covid-19-Infektion durch Klimaanlagen kann man insgesamt Entwarnung geben: Gut gewartet sind sie sicher und können bei richtiger Einstellung sogar dazu beitragen, das Übertragungsrisiko zu senken. Voraussetzung ist aber ein kompetenter Servicepartner. Denn eines ist klar: Eine vernachlässigte Klimaanlage ist immer ein Infektionsrisiko. Auch ohne Covid-19.
Außerdem gilt: Gemeinsam schaffen wir das!