BIM bringt Umbruch
Im derzeitigen Stadium sei es schwierig die „richtigen“ Daten bereitzustellen, sagt die BIM- und Gebäudeautomationsspezialistin Dörthe Knefelkamp von Wago in Minden.
Building Times: Building Information Modeling ist in aller Munde, das Thema wird in diversen Seminaren und Vorträgen erörtert. Wie geht Wago mit dem Thema BIM um? Sind Wago-Produkte schon BIM-fit?
Knefelkamp: BIM ist für Wago ein fester Bestandteil der Digitalisierungsstrategie, aber die Gewerke Gebäudeautomation und Elektroinstallation, die Wago bedient, sind noch in den Kinderschuhen beim Thema BIM. Somit ist es eine Herausforderung, die technischen Daten momentan für die sich noch entwickelnden BIM-Prozesse zu optimieren. Derzeit stellen wir unsere Produktdaten im Revit- und IFC Format bereit.
BT: In Österreich wird BIM stark von der Bauindustrie getrieben, nicht wenige Architekten sind skeptisch und zahlreiche Fachplaner warten zögernd ab. Stellt sich die Situation in Deutschland ähnlich dar?
Knefelkamp: In Deutschland wird das Thema vorwiegend von Softwareanbietern, Architekten und Gremien vorangetrieben. Da zurzeit die gemeinsamen Richtlinien und Prozesse von Organisationen wie dem VDI entwickelt werden, ist es für Softwareanbieter, Bauzulieferer und Anbieter von Komponenten der technischen Gebäudeausrüstung oder von elektronischen Produkten eine große Herausforderung, bereits jetzt die „richtigen“ Daten zusammenzustellen. Außerdem haben Planungsbüros die Befürchtungen, in neue Software investieren zu müssen, wenn keine passenden Schnittstellen zu ihrer bisher genutzten Software entwickelt werden.
BT: Vielfach wird BIM als Methode für die Planung und den Bau beschrieben, die die Effizienz am Bau durch Transparenz erhöht. Teilen Sie diese Auffassung?
Knefelkamp: BIM wird die gesamte Baubranche stark beeinflussen und einen Umbruch erzeugen. Es werden sich in den Abläufen Veränderungen ergeben, die den Gesamtprozess effizienter gestalten können. Das setzt aber unserer Einschätzung nach voraus, dass die bisherigen Abläufe an den neuen Prozess angepasst werden müssen. Aus unserer Sicht besteht aber auch die Chance, dass die vorliegenden Informationen nicht nur in dem Errichtungsprozess die Effizienz erhöhen. Wir sind überzeugt: Wenn BIM durchgängig und von allen Beteiligten konsequent umgesetzt wird, kann im gesamten Lebenszyklus des Objektes weiteres Effizienzpotenzial gehoben werden.
BT: Die Gebäudetechnik, also HKLS und Elektrotechnik, spielen bei heimischen BIM-Bauprojekten eine eher untergeordnete Rolle. Hat man bei Wago eine Strategie, um die E-Planer verstärkt für das Thema BIM zu begeistern?
Knefelkamp: Gemeinsam mit den Planern aus den verschiedenen Gewerken möchten wir das Thema BIM sowohl aus Anwendersicht der Planer als auch aus Herstellersicht beleuchten und konkretisieren. Wir stehen mit einigen Büros in engem Kontakt, um sowohl inhaltliche als auch strukturelle Aspekte für Produktinformationen und Funktionen zu definieren. Wichtig ist, dass wir den Beteiligten
- in diesem Fall der Planer, Systemintegrator, Installateur und Betreiber
- einen Mehrwert durch die zur Verfügung gestellten Daten bieten. Der größte Benefit entsteht während des Betreibens des Objektes, wenn die Daten aus dem BIM-Referenzmodell den CAFM-Systemen (Computer-aided Facility Management) und den MBE-Systemen (Management- und Bedienebene) zur Verfügung stehen.
BT: Gibt es aktuelle Bauten, bei denen Wago sich mit BIM-Know-how einbringt?
Knefelkamp: Da die Nachverfolgbarkeit, inwieweit die zur Verfügung gestellten Daten genutzt werden, nicht gegeben ist, können wir keine genaue Aussage dazu treffen, ob es bereits Bauten gibt, bei denen Wago sich zum Thema BIM einbringen konnte. Allerdings kamen bisher noch keine näheren Rückfragen zu den bereitgestellten Daten.
BT: Welchen Ratschlag würden Sie Fachplanern und technischen Ingenieuren in Sachen BIM mit auf den Weg geben, um zukunftsfit zu sein?
Knefelkamp: Planer und Ingenieure sollten sich jetzt mit dem Thema beschäftigen, um einen passenden Umgang für ihr Team zu finden. BIM ist nicht gleich BIM! Jeder Planer bzw. jedes Planungsteam hat seine eigenen Methoden, Prozesse und Tools. Hier gilt es, den integralen Ansatz und die Schnittstellen für den Digitalisierungsprozess auf die eigenen Bedürfnisse abzubilden. Dies wird nicht an einem Tag geschehen, sondern einen längeren Zeitraum in Anspruch nehmen. Sinnvoll ist es, für sich ein Geschäftsmodell zu entwickeln und kontinuierlich auf die dynamischen Anforderungen aus der „BIM-Welt“ anzupassen. Hierauf basierend kann ein Umsetzungs- und Integrationsprozess für das Planungsunternehmen entwickelt werden. Besonders zu beachten ist, dass es für die betroffenen Personen eine Veränderung bedeutet, die man nur Step by Step voranbringen kann.