„BIM eine Chance für Kleine“

Momentan biete BIM auch für kleine Büros eine Chance, erläuterte der Grazer Architekt und BIM-Koordinator Markus Hopferwieser in einem Vortrag beim jüngsten energytalk in Graz. Mit BIM könne man wesentlich früher Qualität in die Projekte bringen.

Insider wissen bekanntlich mehr. „Ich betreibe ja selbst ein sehr kleines Büro“, erklärt Architekt Markus Hopferwieser (40) im Gespräch mit Building Times, anhand dessen sich demonstrieren lasse, was mit BIM alles gehe. Der Mann ist allerdings „befangen“, führt er doch auch das Graphisoft-Center Graz, das mit Archicad arbeitet, ist BIM-Experte und -Schulungsleiter, zertifizierter BIM-Koordinator (WIFI Wien) und Baubiologe. In seinem Vortrag beim jüngsten energytalk in der Alten Universität in Graz beschäftigte er sich daher naheliegenderweise mit dem Thema „Building Information Modeling (BIM) – Technologien und Wege des neuen Zusammenlebens“ und fand auch durchaus kritische Töne. Etwa der- art, dass es ein Wahnsinn sei, welcher Aufwand derzeit zur Dateneinpflegung getrieben werde: „Bei der Cloud-Datenbank bimobject beispielsweise gibt es 52.973 Produktfamilien, 337.744 parametrische BIM-Objekte und 57.636.574 Artikel“, erläutert Hopferwieser gegenüber Building Times. „Der Detaillierungsgrad ist viel zu hoch, das ist momentan eines der größten Probleme.“ Und Closed BIM erteilt er ebenfalls eine Absage, denn „der Gedanke eines geschlossenen Systems funktioniert ja nicht.“ Und: Viele Fachplaner seien noch nicht so weit. „Dann verschiebt der HKLSler tragende Wände.“

Es sei ein Irrglaube, dass bei BIM schon zu Beginn alles feststehen müsse, denn BIM könne man wie eine Sportart erlernen, glaubt der Architekt, der seit 20 Jahren „Modellbau in 3D“ betreibt: „Ich bin selbst Windsurfer und werde nicht den Double Loop springen, es ist ja schon der einfache schwer genug, wenn ich nicht auf dem Surfbrett stehen kann“, nennt Hopferwieser eigene Erfahrungen als Beispiel. Jedenfalls könne man mit BIM wesentlich früher Qualität in die Projekte bringen, ist er überzeugt. Beispiele aus der eigenen Praxis sprechen durchaus für das „kleine BIM“: Beispielsweise der Umbau des Grazer „Lendplatzls“ (2017). Dort hat der Planer für die Aufnahme einen 3D-Scanner verwendet und daraus ein BIM-Modell erstellt, was vom Auftraggeber nicht gefordert war. Der Lüftungsplaner hat dann in 2D gezeichnet und 3D-Elemente eingesetzt. „Ich habe seine Daten in mein Modell eingesetzt – und zwei Kollisionen entdeckt. Dadurch war kein Umbau nötig, auch nicht die Beschaffung eines teureren, aber kompakteren Modells der Lüftungsanlage“, resümiert Hopferwieser.

Nach einem Streifzug durch die BIM Basics, vom Datentransfer und der Kommunikation bis zur Qualitätssicherung, demonstrierte Hopferwieser, der nach eigener Aussage „einige große Architekturbüros in Graz betreut“, an weiteren Beispielen aus dem eigenen Büro, wofür er BIM verwendet: Für ein Einfamilienhaus in Graz-Andritz erstellte er 2013 alle Planunterlagen für alle Leistungsphasen, Kostenermittlung nach ÖN 1801-1, Visualisierungen, Sonnenstudien, Bauphysik (EA, Bauteile), AVA-Massenermittlung, AVA-Abrechnung sowie eine Kollisionsüberprüfung.

Ähnlich auch das Programm, das für einen Wettbewerb für eine Eckverbauung am Grazer Lazarettgürtel, wo „grundsätzlich mit BIM“ gefahren wurde, erstellt wurde. Der 2. Platz war karger Lohn dafür. Derzeit arbeite er an einem interessanten Projekt, weil ein privater Bauherr, der bauen wolle und bereits einige Objekte besitze, eine Quartiersbetrachtung mit BIM wolle, auch für das Facility Management. Das sei „in progress“. Was für den BIM-Einstieg nötig sei? Die Kosten der Umstellung zu finanzieren, alle Mitarbeiter auf den gleichen Wissensstand zu bringen und – „eine gewisse Neugier“, so Markus Hopferwieser im Gespräch mit Building Times.