Brennpunkt Wuhan
Der unheimliche Coronavirus hat unmittelbare Auswirkungen auf die Wirtschaft. In Wuhan sollte Anfang April Asiens größte Kältetechnik-Messe über die Bühne gehen. Und die in Bau befindlichen Krankenhäuser brauchen Technik - trotz der Neujahrsferien in China.
Zwischen 8. und 10. April findet im chinesischen Wuhan die 31. international China Refrigation statt. Im Vorjahr nahmen Unternehmen und Institutionen aus 33 Ländern an der Ausstellung der Heizungs-, Lüftungs- und Klimaindustrie teil. Sie ist damit die bedeutenste Fachmesse im asiatischen Raum.
Heuer könnte alles ganz anders kommen, Wuhan gilt als Ausganspunkt des Coronavirus, der nicht mehr nur China beschäftigt. Bislang sind dort rund 100 Menschen gestorben, etwa 4.500 Infizierte soll es weitweit geben und Dutzende Millionen Chinesen leben inzwischen in Quarantäne. Alleine in Wuhan sind davon etwa 11 Millionen Menschen betroffen.
All das wirk auch unmittelbar auf Europa aus, wie das Beispiel Ziehl-Abegg zeigt. Dort hat der Vorstandsvorsitzende Peter Fenkl entschieden, dass keine Mitarbeiter mehr nach China fliegen. „Die Gesundheit unserer Mitarbeiter ist wichtiger als wirtschaftliche Aspekte“, so Fenkl. Zudem wurde der Transport eines Übersee-Containers gestoppt – dieser sollte mit Maschinen und Bauteilen nach China geschickt werden, um dort einen Messestand zu gestalten und zu bestücken. Weiter haben Ziehl-Abegg Deutschland und Japan mehrere Tausend Mundschutzmasken ins Werk nach China geschickt, weil regional Mundschutzmasken bereits knapp werden.
Ebenfalls vertreten ist Trox auch der China Refrigeration. Bislang ist in der deutschen Trox-Zentrale nichts bekannt, dass die Messe abgesagt wäre. „Wir stehen diesbezüglich in engem Kontakt zu unserer Tochtergesellschaft Trox China. Momentan ist dort jedoch wegen des chinesischen Neujahrsfests geschlossen“, teilt der Trox-Pressereferent Klaus-Arndt Hueter mit. Grundsätzlich werde die Messe von der Tochtergesellschaft in China und den dort arbeitenden, einheimischen Mitarbeitern selbständig organisiert, das Headquarter unterstütze lediglich bei der Erstellung von Materialien usw. „Dies geschieht von Deutschland aus, wir haben zur Messeplanung keinen Mitarbeiter nach China gesandt. Es waren momentan ohnehin keine Dienstreisen nach China geplant“, so der Trox-Mann.
Der Industrie- und Technologiekonzern ABB beschäftigt in Wuhan rund 100 Mitarbeitende. Gegenwärtig seien aber keine Infektionen bei eigenen Mitarbeitenden bekannt. Auch die Produktion sei zur Zeit nicht beeinflusst, berichtet die Schweizer Handelszeitung. ABB beobachte die Situation weiterhin aufmerksam. Entsprechend der Anweisungen der chinesischen Regierung zur Eindämmung des Virus seien Reisen nach Wuhan untersagt, so der Bericht.
Über eine kleine Niederlassung in Wuhan verfügt auch der Aufzugshersteller Schindler. Man habe habe seinen chinesischen Mitarbeitern empfohlen, Geschäftsreisen nach Wuhan zu vermeiden, so eine Sprecherin. Generell sind alle Mitarbetier des Konzerns angewiesen worden, nicht notwendige Geschäftsreisen nach und aus China heraus zu vermeiden.
Unterdessen rüstet sich Wuhan für viele Infizierte. Im Schnellverfahren sollen zwei Krankenhäuser je tausend Betten entstehen. Geplante Fertigstellung der ersten Klinik ist der 3. Februar. Wie Medien berichten soll der Gebäudekomplex mit vorgefertigten Elementen im Baukastenformat errichtet werden.
Dabei kommt wiederum Ziehl-Abegg ins Spiel, denn das Unternehmen hat inzwischen den Auftrag erhalten, innerhalb weniger Tage mehr als 70 Ventilatoren für das neue Krankenhaus in Wuhan zu liefern. „Wir versuchen, alle Ventilatoren auszuliefern“, sagt Jason Liu, Geschäftsführer von Ziehl-Abegg China. Aber alle 450 Mitarbeiter sind in den chinesischen Neujahrsferien. Der Manager ist dennoch überzeugt, dass viele Mitarbeiter die Hilfe für die Menschen in Wuhan unterstützen und in den nächsten Tagen Ventilatoren für das neue Krankenhaus produzieren werden.
Zum Einsatz kommen spezielle Ventilatoren für Krankenhäuser mit hocheffizientem energiesparender EC-Motor. Der Ventilator ist antibakteriell, ohne jegliche Korrosionsgefahr und ohne jede Ausgasung. Sollte es gar nicht möglich sein diese Geräte in China zu fertigen, sol versucht werden diese von anderen Produktionsstätten von Ziehl-Abegg nach Wuhan zu schicken, sagt Steffen Sinn, Area Sales Manager am Stammsitz von Ziehl-Abegg in Künzelsau.