Ruf nach Tempo fürs Carbon Management
Die Bundesregierung hat eine Carbon Management Strategie als Beitrag zur Erreichung der Klimaneutralität verabschiedet. Jetzt sei Tempo gefragt, heißt es von der stark betroffenen Zementindustrie.
In manchen Sektoren können die Treibhausgas-Emissionen nicht vollständig vermieden werden. Das betrifft neben kleinen, dezentralen Treibhausgas-Emissionsquellen in der Landwirtschaft (vor allem mit Methan- und Lachgasemissionen) auch größere Punktquellen in der Industrie (insbesondere Emissionen aus Industrieprozessen wie beispielsweise der Zement- oder Feuerfestindustrie). Dort besteht die Möglichkeit, nicht-reduzierbare CO2-Emissionen abzuscheiden, zu transportieren und geologisch zu speichern oder derart weiter zu nutzen, dass sie permanent gebunden sind. Dadurch gelangt das CO2 nicht in die Atmosphäre. Auch der Weltklimarat (das IPCC) erkennt an, dass die CO2-Abscheidung bzw. –Speicherung für die Umsetzung der Klimaziele im Übereinkommen von Paris notwendig ist.
Für diese schwer bzw. nicht vermeidbaren Emissionen – so genannte „hard-to-abate“-Emissionen – muss es einen geregelten Umgang geben. Die am Mittwoch per Umlaufbeschluss verabschiedete Carbon Management Strategie (CMS) soll genau ein solcher Leitfaden sein. Die CMS wurde vom Finanzministerium (BMF) und Klimaschutzministerium (BMK) unter Einbindung relevanter Stakeholder, unterstützt durch einen international besetzten Wissenschaftsbeirat in den vergangenen Monaten erstellt.
Die Carbon Management Strategie (CMS) erfasst den Status Quo von Carbon Management und zeigt notwendige Reformschritte sowie notwendige weitere Planungsmaßnahmen auf dem Weg zu einem kosteneffektiven Carbon Management für schwer bzw. nicht vermeidbare Restemissionen in Österreich auf. Es geht unter anderem um die wichtigen Fragen der organisatorischen und wirtschaftlichen Implementierbarkeit sowie der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Zentrale Empfehlung der CMS ist die Zulassung der geologischen Speicherung im Bundesgebiet von schwer beziehungsweise nicht vermeidbaren CO2-Emissionen in „hard-to-abate“-Sektoren unter strengen Sicherheits- und Umweltauflagen.
Projekte mit langer Vorlaufzeit
Die Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie, VÖZ, begrüßt das Bekenntnis zur Carbon-Management-Strategie, CMS. „Diese umfasst wichtige Eckpunkte zur Sicherung des Industriestandortes Österreich. Wir, die VÖZ, bekennen uns zu den ambitionierten Klimaschutzzielen. Unsere Anstrengungen spiegeln sich in der CO2-Roadmap wider. In Österreich ist die Zementindustrie für drei Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich, wir setzen für die weitere Reduktion alle Hebel in Bewegung“, erläutert VÖZ-Präsident Berthold Kren. Zahlreiche Projekte und Maßnahmen der Roadmap der Zementindustrie befinden sich bereits in Umsetzung, z.B. die massiv CO2-reduzierten Zemente oder die weitere Reduktion der Produktionsemissionen sowie die Vorbereitung von Carbon Capture Anlagen.“
Auch Sebastian Spaun, VÖZ-Geschäftsführer, freut sich über das CMS-Bekenntnis als bedeutenden Meilenstein für den Klimaschutz. Er betont zugleich den dringenden Handlungsbedarf für die Errichtung der Infrastruktur für ein zukunftsgerichtetes Carbon Management: „Dazu zählen der Transport und die Speicherung von CO2 wie auch natürlich eine leistungsfähige Infrastruktur für den Ausbau von erneuerbarem Strom. Damit muss unverzüglich begonnen werden, da die Planung und Realisierung für eine grüne Transformation der energieintensiven Industrie eine Vorlaufzeit benötigt.“ So eine Infrastruktur aufzubauen sei ein langfristiges Projekt, immerhin müssen Zementwerke und andere große Erzeuger via Pipeline-System verbunden werden, informierte Kren erst am Mittwoch bei VÖZ-Jahrespressekonferenz.
„Als Binnenstandort sind wir auf eine kluge Carbon-Management-Strategie und deren rasche Umsetzung angewiesen. Die VÖZ ist davon überzeugt, dass sich die Politik der enormen Bedeutung für die Stärkung und den Ausbau des Industriestandorts Österreich bewusst ist“, so Kren, der mit Spannung dem weiteren Austausch mit der Politik entgegensieht.