Förderung fördert Pleiten

Ein Vergleich der Insolvenzstatistiken zwischen Österreich und der Schweiz zeigt: Während Österreich in den vergangenen Jahren eine Insolvenzwelle erlebt, bleibt die Schweizer Wirtschaft ohne Förder-Gießkanne weitestgehend stabil.

In einem aktuellen Vergleich der Insolvenzstatistiken zwischen Österreich und der Schweiz stellt das Beratungsunternehmen Advicum Consulting signifikante Unterschiede fest: Während Österreich in den letzten Jahren eine regelrechte Welle an Unternehmenspleiten erlebte, blieb die Schweizer Wirtschaft bemerkenswert stabil. Was macht die Schweiz anders – oder gar besser? „Die Schweiz hat bewiesen, dass weniger staatliche Interventionen und mehr Selbstverantwortung der Unternehmen zu einer robusteren Wirtschaft führen. Österreich hingegen hat sich durch seine umfangreichen Hilfsmaßnahmen langfristig selbst geschadet“, erklärt der gebürtige Schweizer Unternehmer und Advicum Equity-Partner Daniel Knuchel. Knuchel lebt und arbeitet seit 30 Jahren in Österreich und verfügt aufgrund seiner Beratungstätigkeit über eine umfassende Expertise zu den wirtschaftlichen Gegebenheiten beider Länder.

Seit 2022: Anstieg der Insolvenzen um 59 Prozent

Während Österreich und die Schweiz vor der Pandemie ähnliche Insolvenzraten verzeichneten, divergieren diese seit 2020 erheblich. In Österreich fiel die Zahl der Insolvenzen um ca. 40 Prozent von 5.018 (2019) auf 3.034 (2020). „Ein Effekt der umfangreichen Corona-Hilfspakete der Regierung, die viele Unternehmen vorübergehend stabilisierten. Diese Maßnahmen, wie Kurzarbeit und direkte finanzielle Hilfen, trugen wesentlich dazu bei, Zahlungsunfähigkeiten während der Pandemie zu verhindern“, so Knuchel. Mit dem Auslaufen der pandemiebedingten Unterstützungsmaßnahmen kam es zu einem dramatischen Nachholeffekt, und die Insolvenzen schossen in die Höhe. Ab 2023 stiegen unternehmerische Zahlungsunfähigkeiten in Österreich jedoch wieder sprunghaft an. „Die österreichische Politik hat viele Unternehmen künstlich am Leben gehalten. Das verzögert notwendige strukturelle Anpassungen und beeinträchtigt die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft langfristig,“ fährt der Unternehmer fort.

Blickt man auf die Insolvenzzahlen des Jahres 2023, so ist zu sehen, dass die Anzahl der Firmenschließungen in Österreich und der Schweiz knapp dem Niveau von 2019 mit rund 5.000 Insolvenzen entspricht. Eine Entwicklung, die sich auch 2024 fortsetzt – in Österreich wurden bereits im ersten Quartal 1.718 Insolvenzen verzeichnet. Das entspricht im Vorjahresvergleich einem Anstieg von 30 Prozent in Q1.

Weniger Staat, mehr Markt

Was macht die Schweiz anders als Österreich? Schweizer Unternehmen verfügen über robuste finanzielle Puffer und größere Liquiditätsreserven, die kurzfristige Engpässe überbrücken und in wirtschaftlich unsicheren Zeiten für Stabilität sorgen. „Zusätzlich operieren viele Schweizer Firmen in diversifizierten Märkten, was ihnen hilft, Risiken zu streuen und Einkommensverluste in einem Bereich durch Gewinne in anderen Bereichen auszugleichen. So hat die Wirtschaft von der schnellen Bereinigung ineffizienter Unternehmen profitiert und konnte dadurch schneller und stärker wachsen. Diese Stabilität wird zusätzlich durch die Diversifikation und finanzielle Robustheit der Schweizer Firmen unterstützt“, betont Knuchel. Das Nachbarland setzte auf weniger staatliche Hilfen und vertraute auf die natürlichen Marktmechanismen. Knuchel erklärt: „In der Schweiz führten geringere staatliche Eingriffe zu einer schnelleren Marktbereinigung. Dadurch wurde Platz für gesündere und innovativere Firmen geschaffen. Das stärkte die gesamte Wirtschaft.“

Selbstverantwortung trumpft

Ein Blick auf die Bruttoinlandsprodukt (BIP)-Entwicklung zeigt ebenfalls klare Unterschiede zwischen den beiden Nachbarländern. Während Österreichs BIP in Pandemiezeiten stark einbrach und sich nur langsam erholte, konnte sich die Schweizer Wirtschaft schneller stabilisieren und ab 2021 ein robustes Wachstum verzeichnen. „Dies lag an einer schnelleren Bereinigung ineffizienter Unternehmen, die eine zügigere Anpassung und Erholung ermöglichte. Schweizer Unternehmen verfügen meist über ausreichend Liquiditätsreserven, die ihnen in wirtschaftlich unsicheren Zeiten Stabilität verleihen. Ihre Diversifikation in verschiedenen Märkten hilft ihnen zudem, Risiken zu streuen und Verluste auszugleichen“, ergänzt Knuchel.

Im Gegensatz dazu hat Österreich sein Insolvenzrecht reformiert, um es effizienter und unternehmensfreundlicher zu gestalten, einschließlich Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung und Frühwarnsystemen zur Prävention von Insolvenzen. Dennoch führen umfangreiche staatliche Hilfsmaßnahmen dazu, dass ineffiziente Strukturen länger erhalten bleiben, was die langfristige wirtschaftliche Dynamik hemmt ¬– so das Fazit der Advicum-Analyse. „Die Schweiz hat gezeigt, dass eine Politik, die auf die Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit der Unternehmen setzt, zu einer robusteren und wettbewerbsfähigeren Wirtschaft führt. Österreich sollte dies als beispielhaftes Modell für zukünftige wirtschaftspolitische Entscheidungen in Krisenzeiten in Betracht ziehen“, so der Experte abschließend.