Bunkern und Glätten
Batterien zur Stromspeicherung, zum Lastausgleich, etc. sind derzeit sehr gefragt – sowohl in der Anwendung als auch in der Forschung. Im oststeirischen Fürstenfeld wird der größte Batteriespeicher Österreichs in Betrieb gehen.
Energieschauplatz Fürstenfeld – so nennt sich die Anlage, auf der demnächst aus rund 11.000 Tonnen Pellets 16.000 MWh Ökostrom und 20.000 MWh Wärme erzeugt werden. Damit sollen rund drei Millionen Euro regionale Wertschöpfung entstehen. In einem zweistufigen Verfahren, betrieben mit Pellets, sollen zwölf Man-Motoren Strom produzieren und bei der Verbrennung Wärme erzeugen. 15 Millionen Euro kostet dieser Holzvergaser.
Bis Jahresende wird dann zur Stromspeicherung „der größte Batteriespeicher Österreichs in Betrieb gehen“, erklärte Franz Friedl, Geschäftsführer der Stadtwerke Fürstenfeld im Gespräch mit Building Times. Der von der Tochtergesellschaft Fürstenfelder Ökoenergie GmbH aufzustellende Batteriespeicher werde 12.000 kW Ladeleistung, 24.000 kWh Kapazität haben und ein Lithium-Eisenphosphat-Gerät von Tesla sein, sagt Friedl. Die Anlage steht direkt in Fürstenfeld neben der PV-Anlage mit zehn MW Leistung.
„Wir versorgen unsere Kund:innen in Fürstenfeld und Stromkund:innen österreichweit und besorgen auch den Lastspitzen-Ausgleich, Regelenergie und Lastverschiebung, Eigennutzung und -aktivierung. Lieferant des Speichers wird die slowenische NGen (Next Generation) sein, die sich seit fünf Jahren mit Batteriespeicherung beschäftigt und eine Vertretung in Klagenfurt hat.
Größtes Batteriespeicher-Netzwerk Europas
Einen komplett anderen Zugang hat das deutsche Energiespeicher-Unternehmen Scale Energy, das Mitte Mai den Start zur Entwicklung des „größten dezentralen Batteriespeicher-Netzwerk Europas“ bekanntgegeben hat. Vereinfacht dargestellt, werden Betrieben kostenlos Stromspeicher zur Nutzung hingestellt und Scale bedient sich entweder am Strom oder aus den erzielbaren Preisdifferenzen. „Wir sind Anfang des Jahres gestartet und haben in der Nähe von Wien einen Gewerbebetrieb, in der Steiermark ein Sägewerk und in Salzburg zwei Industriebetriebe“, erläutert Geschäftsführer Elias Aruna im Gespräch.
„Wir bieten den Netzanschluss, der oft nicht ausgelastet ist, so wie eine vierspurige Autobahn, stellen auf einen Parkplatz oder eine Wiese einen Batterie-Container, den wir kaufen, und kümmern uns um die Genehmigung. Wir nutzen dann die freie Anschluss-Leistung des Netzanschlusses und entladen den Speicher dann, wenn ihn der Betrieb nicht braucht und die Preise besser sind. Diese gehen mittags stark nach unten und sind abends hoch. Wir nutzen den Arbitrage-Effekt, das heißt Geld oder Speichernutzung für den Betrieb. Scale hat seinen Hauptsitz in Berlin, aber auch eine österreichische Gesellschaft mit einem Team in Wien in Gründung. Inklusive externer Dienstleister seien sechs in Österreich tätig, vier davon in Kärnten, erläutert Aruna.
AIT: „Wir arbeiten schon“
„Unser Solid State Labor, im Wesentlichen eine Erweiterung des existierenden Labors, ist noch nicht mit allen Geräten vollgestellt, aber wir arbeiten schon darin und fangen zeitgerecht mit Jahresmitte an“, erklärt Marcus Jahn, Chef der Einheit Battery Technologies des AIT. Die Haupt-Fragestellung ist: „Wie können wir Batterien in Zukunft besser herstellen?“. Jahn erwartet, dass künftig mehr Festkörper-Akkus zum Einsatz kommen, weil sie mehr Energiedichte und mehr Sicherheit böten.
Stationär statt mobil
Forscher der TU Graz haben erste Indikatoren für die Zustandsbewertung von ausrangierten Lithium-Ionen-Zellen aus Elektroautos ermittelt, damit diese als stationäre Stromspeicher weiterverwendet werden können. Jörg Moser und Christian Ellersdorfer vom Institut für Fahrzeugsicherheit der TU Graz gehen davon aus, dass im Jahr 2030 weltweit etwa 1,2 Millionen Batterien elektrisch angetriebener Autos, Busse und Baumaschinen ausgemustert werden, weil sie das Ende der geplanten Lebensdauer erreicht haben oder ihre Gewährleistung abläuft.
Das Recycling der Materialien sei zwar sinnvoll, aber auch teuer und technisch anspruchsvoll. „Daher wäre eine Weiterverwendung der Batterien, etwa als stationäre Stromspeicher, besser und nachhaltiger“. Zur eindeutigen Zustandsbewertung der Zellen wurden nun 13 Indikatoren ermittelt. Apropos Recycling: Fraunhofer Austria widmet sich mit fünf Partnern im Projekt MoLIBity dem Recycling von Lithium-Ionen-Batterien.
Verschaltung zu einer großen Batterie
Einen sehr ähnlichen Ansatz hat das Münchner Start-up Stabl gewählt, das nach den Worten seines Chefentwicklers einfach die Akkus von E-Autos nimmt, sie in einen Schrank packt und zu einer großen Batterie verschaltet. So gefragt Batteriespeicher auch sind – man kann damit auch Pleite gehen, wie jüngst die Mauthausener Firma Xeletrix Power GmbH. Eine Fortführung wurde bei Redaktionsschluss noch versucht.