Gebäude als Labormaus
ÖWG Wohnbau hat in einem einjährigen Sondierungsprojekt ein zukunftsweisendes klimaneutrales Sanierungskonzept samt Vorstudie fertiggestellt – und vor kurzem präsentiert.
Mehr als 33.000 Wohnungen besitzt und verwaltet der Grazer Bauträger, wovon sich rund die Hälfte im Eigentum der ÖWG befindet. „Wir als ÖWG Wohnbau haben bereits seit einigen Jahren unsere Bemühungen und Zielsetzungen im Bereich Klimaschutz verstärkt“, so Hans Schaffer, Vorstandsdirektor von ÖWG Wohnbau. „Das haben wir nun mit diesem umfassenden klimaneutralen Sanierungskonzept umgesetzt“. Rund 20 bis 30 Prozent der Bestandsgebäude sind bereits in unterschiedlichen Ausprägungen saniert und in den nächsten Jahren wird eine Steigerung der Sanierungsraten von 3 bis 4 Prozent pro Jahr angestrebt.
Sanierungskonzept als Ziel
Ziel des Sondierungsprojekts „Reallabor Gebäude – Gebäude als Reallabor für klimaneutrales, bedarfsgerechtes und leistbares Wohnen“ im Auftrag des Klimaschutzministeriums war es, Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung bei Sanierungs- sowie Bestandserweiterungs- und Nachverdichtungsprojekten von ÖWG Wohnbau strategisch zu verankern und für ein konkretes Pilotobjekt in Graz ein Sanierungskonzept zu entwickeln. Dieses soll in weiterer Folge umgesetzt werden und eine Multiplizierbarkeit auf den Objektbestand der ÖWG zulassen.
Der Bauträger hat dafür mit den Projektpartnern AEE Intec und StadtLabor gearbeitet. Innovative Lösungen wurden über Co-Creation-Prozesse unter Einbindung von Stakeholdern bewertet. Die Bewohner:innen erhielten außerdem die Möglichkeit, aktiv mitzugestalten.
Versuchobjekt in der Billrothgasse
Der aus den 1970er-Jahren stammende Gebäudekomplex in der Grazer Billrothgasse besteht aus vier halbgeschoßig, höhenversetzten Gebäudeteilen mit drei Wohngeschoßen und insgesamt 15 Wohneinheiten. Die im Forschungsprojekt erarbeitete Studie des Architekturbüros Gangoly & Kristiner kombiniert eine behutsame Nachverdichtung mit einer umfassenden Sanierung der Bestandswohnungen und schafft zudem neue qualitative Außenräume. Durch die Aufstockung der Häuser um 1,5 Geschoße wurde die Gesamtkubatur vereinfacht, bauphysikalisch verbessert und auf zwei zusammenhängende Dachflächen reduziert. Auf den begrünten Flachdächern werden Photovoltaik-Module angeordnet. Mit der Aufstockung werden je nach Variante vier bzw. sechs neue Wohneinheiten in Leichtbauweise (Holz-Riegelbau) gewonnen.
Die Bestandswohnungen bekommen durch innere Umbauten im Zuge der Sanierung u.a. barrierefreie Sanitärräume. Die gesamte Wohnanlage erhält eine einheitliche Fassade mit einem vorgehängten hinterlüfteten Fassadensystem mit Putz (StoVentec). Die Putzträgerplatte besteht aus recyceltem Altglas.
Auf Basis des Sanierungskonzepts und der Vorstudie werden aktuell ÖWG-intern die weiteren vertiefenden Bewertungs- und Planungsschritte gesetzt. „Das Thema Bauen wird sich künftig gravierend ändern. In Zukunft werde man mehr revitalisieren und nachverdichten müssen“, so Christian Krainer, Vorstandsdirektor von ÖWG Wohnbau.