Garantiertes Einsparen
Konvekta, das Schweizer Unternehmen mit heimischem Ableger, feiert heuer das 75-jährige Bestehen. Österreich-Geschäftsführer Amir Ibrahimagic gibt im Interview Einblicke ins aktuelle Geschäft und wie man wirklich Energie spart.
Das familiengeführte Unternehmen Konvekta gehört zu den weltweiten Technologieführern, was Energierückgewinnung für Lüftungs- und Klimaanlagen betrifft. Rund 110 Mitarbeiter:innen sorgen für Einsparungen durch technische Lösungen. Seit mehr als zehn Jahren lenkt Amir Ibrahimagic die Geschicke des Unternehmens in Österreich als auch in den Ländern im Norden.
Interview: Amir Ibrahimagic
Building Times: Wo steht das Unternehmen gerade?
Amir Ibrahimagic: Wir explodieren in Wirklichkeit. Wir sind jetzt in den letzten zehn Jahren massiv angewachsen, mit Ende 2021/2022 wurde das Werk fertig und die Produktion verdreifacht. Aber auch da kommen wir wieder an die Kapazitätsgrenzen. Im Moment kommt es uns sogar entgegen, dass es in der generellen Wirtschaft und am Bau etwas hapert. Wenn das Wachstum jetzt noch größer wäre, dann hätten wir wahrscheinlich Schwierigkeiten. Vorletztes Jahr mussten wir jonglieren, um alles zu produzieren.
Building Times: Gibt es bahnbrechende Innovationen in der Kälte- und Wärmerückgewinnung?
Amir Ibrahimagic: Ja, und zwar das Zero Emission Energy Recovery System (ZEERS). Wir versuchen, der nachhaltigen primären Energieentwicklung auf CO2-Ebene entgegenzuwirken, indem wir eine Propan-Kältemaschine, reversibel, einbinden und auch die Rückkühlung, als Quelle dient uns die komplette Abluft. Das heißt, wir holen eigentlich alles aus der Luft raus, was gebraucht wird. Das haben wir bei uns im Werk so gebaut, und auch schon bei Projekten in Amerika und in Deutschland umgesetzt.
Building Times: Sie sprechen von der Schauanlage in St. Gallen, oder?
Amir Ibrahimagic: Die neue Hausanlage ist so umgesetzt, dass sie auch eine perfekte Schauanlage ist. Bei Zeers geht es darum, dass man keine CO2-Erzeugung mehr hat im Bereich der Wärme- und Kälteerzeugung. Und das Einzige, was bleibt, ist Strom. Und wenn der Strom von der Solarseite oder grün daher kommt, dann haben wir das Ziel erreicht.
Building Times: In Österreich gibt es noch keine?
Amir Ibrahimagic: In Österreich hat sich noch keiner getraut. Es braucht aber auch eine gewisse Lüftungsgröße und die bei den Tiefensonden merkliche Einsparungen erzielt für die Wirtschaftlichkeit. Insgesamt gehen wir in diese Richtung, also die primäre Erzeugung bestmöglich mit einbinden und wir fokussieren uns klar auf die Reduktion des CO2-Ausstoßes.
Building Times: Konvekta garantiert eine versprochene Leistung. Hat man da schon mal danebengegriffen?
Amir Ibrahimagic: Nie. Von Edmonton in Kanada bis Saudi-Arabien – wir lagen noch nie daneben.
Building Times: Nein?
Amir Ibrahimagic: Wir hatten hier nie Probleme. Wir unterscheiden uns aber auch von anderen Herstellern, denn nach der Lieferung und Inbetriebnahme sind wir nicht weg. Wir überlassen das Spielfeld nicht dem Anlagenbauer und den Bauherren, damit sie sich alleine durchkämpfen müssen. Wir führen und supporten, damit im realen Betrieb das wirkliche Zitronenausquetschen auch erreicht werden kann.
Building Times: Wie wichtig ist der österreichische Markt für Konvekta?
Amir Ibrahimagic: Sehr wichtig. Innerhalb der Gruppe ist es zwar wirtschaftlich das kleinste Land. Aber Österreich matcht sich mit Deutschland, mit China und USA, also den großen Märkten und ist immer top. Man merkt im Markt, dass eine gewisse Nachhaltigkeit gewünscht ist. Von der Schweiz würde ich es in dieser Form nicht sagen, da der Fokus anders ist. In der Schweiz ist man vor allem nach Außen, also im Bereich der Architektur und Hochbau top, aber im Bereich Haustechnik wird mehrheitlich eher auf günstig gesetzt.
Building Times: Werden derzeit in Österreich Projekte realisiert?
Amir Ibrahimagic: Ja, letztes Jahr haben wir die hundertste in Österreich verbaute Anlage erreicht. Zurzeit arbeiten wir gleichzeitig an acht Projekten. Und ein paar sollten noch kommen, also, dieses Jahr sieht im Moment extrem gut aus.
Building Times: Und in welcher Größenordnung bzw. welchen Segmenten sind Sie da aktiv?
Amir Ibrahimagic: In Amerika reden wir von Projekten in der Größenordnung von zwei bis drei Millionen Euro. Hier in Österreich bewegen wir uns zwischen 150.000 oder 200.000 bis maximal eine halbe Million. Etwas Größeres wird selten gebaut. In den ersten Jahren haben wir uns stark auf das Segment Krankenhaus fokussiert und bauen hier immer noch sehr viel. Seit zwei oder drei Jahren ist der Bereich Pharma dazugekommen und wir arbeiten mit vielen namhaften Pharma-Kunden zusammen. Jetzt kommen vermehrt Projekte im Bereich Universitäten dazu. Den Rückhalt haben wir von den positiven Erfahrungen aus dem Krankenhäuserbereich und nachweisliche Jahresrückgewinne von über 90% bei fast allen Anlagen sind ebenfalls sehr hilfreich dabei.
Building Times: Im Tiroler Krankenhaus Schwaz wurde der Einsatz von fossilen Energien um rund 90 Prozent vermindert. Wie ist das gegangen?
Amir Ibrahimagic: Unter anderem mit unserer Energierückgewinnung. Die klassischen Wärme-Lüftungsgeräte aus den 80ern oder 90ern wurden ersetzt, und ein zentrales Modul für die Wärmerückgewinnung vorangesetzt. Das macht zwischen 90 und 95 Prozent Wärme-Rückgewinn im Jahr aus. Es bedarf aber natürlich noch weiterer Massnahmen, z.B. wurde zusätzlich ein geniales Frischwassermodul mit Wärmepumpe installiert, das sich gut in das gesamte System integriert. Und das sind die zwei großen CO2-Einsparer. Die Kombination ist sehr stark, was die Nachhaltigkeit angeht.
Building Times: In der Gebäudetechnik gibt es immer mehrere Entscheider. Welche Gruppe ist für Sie die wichtigste?
Amir Ibrahimagic: Das ist von Bauherr:in zu Bauherr:in unterschiedlich. Manchmal, denkt man, dass die Betreiberin nichts zu sagen hat, von aussen her betrachtet, und die hat dann aber eigentlich ganz viel zu sagen. Manchmal ist es der Gesamtprojektleiter. Je nach deren internen Strukturen.
Building Times: Das heißt, die Vorlaufzeit verlängert sich?
Amir Ibrahimagic: Bei komplett neuen Kund:innen, ja. Und bei bestehenden Kund:innen und Leuten, die man schon kennt, ist es einfacher. Da weiß man, wen man wie ansprechen muss, wenn von dort ein Nein kommt, dann lassen wir es gleich. Der Kunde muss die maximale Nachhaltigkeit fordern und wünschen, sonst kommen einfachere klassische Lüftungslösungen zum Zug.
Building Times: ESG verändert die Immobilienbranche in gewisser Weise. Ist das schon spürbar am Markt?
Amir Ibrahimagic: Ja, aber das Problem ist, das ESG aus meiner Sicht manchmal ein Papiertiger ist. Die Richtlinien sind vielfach auf den Bau fokussiert. Aber die Freigabe und das Nachmessen im Betrieb, wenn der Energieverbrauch wirklich passiert, das findet viel zu wenig statt. Nachmessungen und Nachweise müssen ganz oben in der Wichtigkeit liegen, dann kommt auch eine Veränderung im Markt zustande.
Building Times: Konvekta macht selbst Monitoring. Wieviele Anlagen hängen mittlerweile am Netz?
Amir Ibrahimagic: Konzernweit mehrere Hundert. Nimmt man auch die älteren Anlagen hinzu, dann liegen wir im Tausenderbereich.
Building Times: Ab welchem Luftvolumen sind Projekte für Konvekta interessant?
Amir Ibrahimagic: Das hängt ein bisschen mit Betrieb und Energiepreisen zusammen, aber so ab 10.000-15.000 Kubik Luft pro Stunde fängt es an, interessant zu werden. Ab 20.000 bis 25.000 sind wir eigentlich immer interessant. Da bewegen wir uns in einem Bereich attraktiver Amortisationszahlen, CO2-Einsparungen etc. Grundsätzlich fehlt mir häufig die gewerksübergreifende Betrachtung. Wir hatten ein Bauprojekt, wo es zuerst geheißen hat, dass Konvekta zu teuer ist, dann hat sich aber herausgestellt, dass durch uns eine niedrigere Raumhöhe möglich ist. Im Bau wird unterschätzt, wie stark sich die Wärmerückgewinnung auf Platz und Raumhöhe auswirkt. Man nimmt die Lüftungsgeräte hin und plant dann nach dem. Aber hier gibt es längst andere Wege, um im Bereich Bau ebenfalls Einsparungen zu erzielen.
Building Times: Börsenotierte Unternehmen denken in sehr kurzen Abständen. Ist es bei denen schwieriger, solche Lösungen durchzubringen?
Amir Ibrahimagic: Ja, langfristige Lösungen kosten fast immer im ersten Moment mehr und werden nicht gewählt. Es sind meistens familiengeführte Unternehmen wie wir, die solche Investitionen tätigen, oder Staatsbetriebe, die langfristig denken. Die Industrie tut sich daher mit höheren Effizienzen aus wirtschaftlichen Gründen schwerer, aber da gibt es viele Ausnahmen, glücklicherweise.
Building Times: Was ist aktuell wichtiger, Sanierung oder Neubau?
Amir Ibrahimagic: 50/ 50, zurzeit. Wobei der Hang eher Richtung Sanierung geht. In der Sanierung steckt aktuell einfach mehr Potenzial, auch was die KPC-Förderungen etc. betrifft. Wir holen 25 bis 30 Prozent Förderquote heraus, weil wir massiv CO2 einsparen. Das ist auch ein Hebel, der uns, aber schlussendlich vor allem der Umwelt zugutekommt.
Building Times: Ist Österreich spendabler?
Amir Ibrahimagic: Ja, in den anderen Ländern hast du das alles nicht, zumindest was die Förderungen angeht. In Deutschland gab es eine Zeit lang ähnliche Strukturen, aber bei der aktuellen Regierung kennt man sich gar nicht aus. Und die KPC ist mit Abstand die Beste in dem Bereich, was meine Erfahrung ist.
Building Times: Hat Corona das Bewusstsein für die Lüftung verändert?
Amir Ibrahimagic: Während Corona, ja, nach Corona, nein.
Building Times: Ist das nur in Österreich so?
Amir Ibrahimagic: Na,ja, wir hatten zum Beispiel in Deutschland einen großen Bauherrn, der ist extra weg von Rotationswärmertauschern gegangen, weil ihm das zu riskant war und er frische Luft für die Mitarbeiter:innen wollte. Aber in Österreich selbst habe ich die Erfahrung gemacht, dass jetzt, wo Corona vorbei ist, man wieder das billige und einfachste einbauen kann, was gleichzeitig die meisten Leckagen hat und mit viel Umluft funktioniert. Sprich verbrauchte Abluft geht zurück in die frische Zuluft.
Building Times: Das heißt, Corona ist vergessen?
Amir Ibrahimagic: Also, das ist jetzt wahrscheinlich sehr subjektiv und
aber bisher meine Erfahrung aus der letzten Zeit. Man hat wieder vergessen, was dies verursachen kann. Während Corona waren die ohne solche Systeme weitaus sicherer und glücklicher unterwegs. Dies bleibt dann so bis zur nächsten Pandemie und dann ist man wieder überrascht. Aber da geht’s ja auch um finanzielle Belange und aus der Sparte ist es dann doch verständlich, warum man dies wieder tut. Aber langfristig was verändert, hat Corona aus derzeitiger Sicht kaum etwas.