Schweben auf Schrauben
Am Mattsee wurden 40 kleine Holzhäuser unter dem Namen „Das Seehäuser“ als ein Hotel errichtet. Das Besondere daran: Jedes Haus steht auf sechs Schrauben, die als Stelzen fungieren. Geheizt wird elektrisch.
Die Mehrzahl „Das Seehäuser“ sei ein gewisses Statement, weil es sich bei den insgesamt 40 Holzhäusern um ein ganzes Hotel und nicht um irgendein Resort handle, erläutert Norbert Kraihamer ehemaliger Spitzen-Manager und Marketingchef bei Red Bull. Der Probebetrieb ist bereits gelaufen, der Regelbetrieb wird im Mai aufgenommen. Je nach Saison und Größe kostet eine Nacht zwischen 160 und 360 Euro pro Person. Auch eine Nutzung als Büro sei möglich. Kraihamer „will zeigen, welche Schönheit und entschleunigende Kraft in diesem Ort steckt. Sein Ziel ist es, Mattsee für Gäste erlebbar zu machen“. In den Ort Mattsee kommt man mit einer am Ufer bereitstehenden Zille oder mit dem E-Bike.
Der Bodenverbrauch für die 40 Häuschen ist praktisch null, weil jedes einzelne auf sechs „richtigen Schrauben“ ruht, wie der Bauherr erläutert, die ungefähr 20 cm bis 25 Zentimeter Durchmesser haben und direkt in den Boden gedreht werden. Ihre Längen sind unterschiedlich und hängen von der Beschaffenheit des Untergrundes ab. Retentionsbecken sind aufgrund dieser Bauweise keine notwendig.
Gebaut werden die Häuschen mit 100 bis 120 Betten von der Wood Space Produktions GmbH in Hürm im Mostviertel, bei der Kraihamers Sohn Dominik Verkaufsleiter ist. Bei Wood Space von Stefan Perkmann Berger wurden die Häuser in Blockbauweise aus Fichte gefertigt, in einer Holzhalle, die mit PV-Strom vom eigenen Dach versorgt wird. Drei Typen wurden gebaut: Tiny House, Tiny Villa und Tiny Loft, sind 25 m² bis 45 m² groß und mit Küche, Terrasse und Grün ausgestattet.
Die Häuschen sind dank Dämmung auch für den Winterbetrieb geeignet und voll recyclebar, könnten somit auch anderswo aufgestellt werden als auf dem derzeitigen Pachtgrund. Dieser war umgewidmet worden von „Campingplatz“ auf „Bauland“. Dem stellvertretenden Landtags-Klubobmann der Grünen, Simon Heilig-Hofbauer, stieß das sauer auf, weil die Gefahr bestehe, dass bald jeder Campingplatz ein neues Luxus-Chaletdorf werde. Der Mattseer Bürgermeister Michael Schwarzmayr (SPÖ) spricht hingegen von einem „Glücksfall“.
Kraihamer versteht sich als Finanzier und Ideenspender für das „touristische Laborprojekt“ und hat 15 Millionen Euro investiert. Einige Gemeinschaftseinrichtungen komplettieren das Projekt, also Bade- und Seehaus, Greißlerei und Foodtruck, Mooranwendungen, Sauna, Wasserbecken, Yoga, Meditation und Tibetische Klangschalen.
Geheizt wird übrigens eher traditionell mit Elektroheizkörpern. Diese werden durch PV-Anlagen ergänzt.