Windhager: Pink & flink
BWT-Eigentümer Andreas Weissenbacher hat mit Windhager einiges vor. Geplant sind die Erweiterung zum Gesamtanbieter und eine geografische Expansion.
Nach der Übernahme des Biomasse-Kesselherstellers Windhager durch die BWT-Mutter Fiba geht es am Stammsitz des Unternehmens in Seekirchen am Wallersee rund. Der neue Eigentümer und Geschäftsführer Andreas Weissenbacher möchte das Unternehmen rasch wieder in die Gänge bringen. Nachdem die Produktion im Zuge der Insolvenz einige Tage stillstand, wird jetzt wieder geschweißt, montiert und assembliert. Auch die Lieferfähigkeit sei hergestellt. „Wir sind mehr als lieferfähig. Alle Maschinen laufen, wenngleich ich noch nicht weiß, wie es in Deutschland weitergeht“, erklärt Weissenbacher und sendet gleich ein klares Signal an die Installateur:innen: „Ich fühle mich fit-for.future, rein rechtlich habe ich keine Verpflichtung, aber ich stehe mit meinem Namen dafür, dass kein einziger Windhager-Kunde und keine einzige Kundin hängengelassen wird. Umgekehrt hoffe ich auch, dass uns die Kund:innen nicht hängenlassen. Mein Credo ist, dass man zusammenhilft. Man gewinnt miteinander und man verliert miteinander“, so seine Ansage.
Was die Windhager-Belegschaft betrifft, findet er sich nicht ganz fair behandelt. Er habe nicht, wie die Medien berichteten, 90 Arbeitsplätze vernichtet, sondern 375 Jobs geschaffen. Die Vernichtung sei vorher passiert und der Großteil der verbleibenden Mitarbeiter:innen habe inzwischen die neuen Dienstverträge angenommen. Auch die Vertriebsmannschaften von BWT und Windhager haben neben ihrem Aufeinandertreffen auf der Messe Wels ein erstes Kennenlern-Meeting hinter sich. „Wir haben die ersten Gewöhnungsrunden hinter uns“, so der 64-jährige Unternehmer, der sich selbst als „Pink Boy aus Moonlake City“ bezeichnet.
Laufende Gespräche
Am Mondsee liegt der Stammsitz der BWT-Gruppe, die 2023 mit rund 4.500 Mitarbeiter:innen weltweit einen Umsatz von 1,4 Milliarden erwirtschaftet hat. Nicht alle Firmen der Gruppe waren im Vorjahr Umsatz- und Gewinnbringer, wie Weissenbacher offen zugibt. Er verschweigt auch nicht, dass er ein wenig überrascht war, dass er bei Windhager gleich mit mehreren Insolvenzen konfrontiert ist. Aber auch hier lichten sich die Nebel zügig. Die Schweizer Gesellschaft wurde bereits übernommen und für die 90-Mann/Frau-Windhager-Firma in Deutschland sei er bereits im Gespräch. Ähnliches gilt auch für den Standort Pinsdorf (OÖ), wo Windhager etwas großspurig eine Wärmepumpenproduktion aufziehen wollte. In diesem Fall liege die Entscheidung beim Masseverwalter. Ob die von seinen Vorgängern eingefädelte Kooperation mit M-Tec weiterverfolgt wird, lässt Weissenbacher offen. Das sei eine Detailfrage, die er im Moment nicht im Fokus habe.
Sehr wohl ein Anliegen ist ihm die künftige strategische Ausrichtung von Windhager. Fix ist, dass die Marke Windhager erhalten bleibt, wenngleich das Logo erweitert wird um BHT, was für Best Heating Technology steht. Was genau geplant ist, hört man im Gespräch mit Weissenbacher nur in Spurenelementen. Er redet gern und schweift mit Freude aus. Antworten auf an sich einfache Fragen gibt er eher selten. Gefragt danach, ob Windhager künftig zum Gesamtanbieter werden soll, legt Weissenbacher, los, um von den Wasserstoffaktivitäten im Membranunternehmen Fumatech bwt GmbH zu erzählen. Und fädelt nebenbei ein, dass man mit Photovoltaik, Speichern und Wärmepumpen viel Erfahrung hat und sagt am Ende: „Energy-Lösungen sind das Ziel“. Und wenn Weissenbacher sagt, dass er sich als Weltbürger mit lokaler Verankerung versteht, lässt sich daraus schließen, dass Windhager-Lösungen künftig auch weitere Reisen antreten sollen. Eine geografische Expansion liegt also auf der Hand, wenn man sich den Aktionsradius von BWT vor Augen führt – der reicht vom hohen Norden mit Finnland und Norwegen bis weit in den Süden Europas und die USA und Großbritannien.
Recht klar ist dagegen die Ansage an den Markt. Die Marktbegleiter seien gut aufgestellt und hätten Reserven für magere Zeiten angelegt. Deshalb sei es unbegründet sich davor zu fürchten, dass die Zeit der üppigen Förderung bald enden könnte. Die anderen Biomasse-Spezialisten sollen auch keine Angst haben, dass Windhager sich als Diskonter positionieren könnte. „Ich weiß mich respektvoll zu verhalten“, betont Weissenbacher und fügt hinzu, dass es in der derzeitigen Fördersituation keinen Grund gibt die Technologie billig zu verramschen. Dass der Heizungstausch so massiv gefördert wird wie nie zuvor, mache ihn „froh“. Weniger froh, aber hoffnungsvoll macht ihn nebenbei bemerkt die derzeitige Position der BWT-rosafarbenen Formel-1-Boliden. „Wenn man ganz hinten mitfährt, gibt es nur eine Richtung, die nach vorne“. Das passt wiederum ganz gut zu Windhager, auch hier kann es nur aufwärts gehen.
Building Times: Das Heizungsgeschäft hängt, salopp gesprochen, an der Fördernadel. Was macht Sie sicher, dass Sie Windhager in eine gute Zukunft führen können?
Andreas Weissenbacher: Ich weiß nicht, ob ich es schaffe. Aber ich bin die Verpflichtung eingegangen, aus Windhager eine richtig coole langfristig überlebensfähige Company zu machen. Und dafür habe ich ein paar gute Leute.
Building Times: Wie kann eine Strategie ohne Förderung aussehen?
Andreas Weissenbacher: Ich bin derzeit glücklich, dass es die Förderungen gibt. Das hilft uns natürlich sehr. Ich denke aber an eine Zeit danach und bin zutiefst überzeugt, dass es gelingt, uns mit Innovation so zu positionieren, dass es passt. Hinkriegen tut man etwas, wenn man überdurchschnittlich gut performende Qualitäten liefert.
Building Times: Sie drücken aufs Tempo. Wie lange wird die Sanierung dauern?
Andreas Weissenbacher: Wir haben in den letzten Wochen schon viel erreicht, es gibt aber noch viel zu tun. Beim Einstieg war mir nicht klar, dass ich mit so vielen Insolvenzen konfrontiert bin. Aber bis dato haben wir mit der Ausnahme Deutschland alles unter Kontrolle.
Building Times: Windhager hatte eine Wärmepumpenproduktion in Pinsdorf geplant. Wie geht es da weiter?
Andreas Weissenbacher: Die Entscheidung über Pinsdorf liegt beim Masseverwalter. Die Wärmepumpe ist für Windhager und BWT ein wichtiger Teil.
Building Times: Ist es geplant, die von ihrem Vorgänger eingefädelte Kooperation mit der Firma M-Tec zu realisieren?
Andreas Weissenbacher: Das ist eine Detailfrage, die ich im Moment nicht im Fokus habe.
Building Times: Welche Innovationen sind künftig zu erwarten?
Andreas Weissenbacher: Wir beschäftigen uns seit 28 Jahren mit High Tech in der Energie. Photovoltaik, Speicher und Wärmepumpen sind für uns kein Fremdwort. Wir haben 2022 rund 47.000 Wärmepumpen für Pools verkauft. Wir sind kein Newcomer, wie es aussieht. Wir haben einen genialen Entwicklungschef, damit bin ich zuversichtlich, dass wir künftig punkten werden.
Building Times: Wie soll das konkret gehen?
Andreas Weissenbacher: Ich habe hier eine Innovationsmaschine unter der Leitung von Hans Maier, der mir mit seinen Ideen zu modernen Energy Solutions Freude bereitet. Und ich denke, dass wir uns in den wenigen Wochen gut vorbereitet haben und die richtigen Entscheidungen treffen.
Building Times: Ist Windhager lieferfähig?
Andreas Weissenbacher: Wir sind mehr als lieferfähig. Alle Maschinen laufen, wenngleich ich im Moment noch nicht weiß, wie es in Deutschland weitergeht.
Building Times: Wie wollen Sie Kund:innen halten und zurückgewinnen?
Andreas Weissenbacher: Natürlich ist es wichtig, dass die Kund:innen uns Vertrauen schenken. Sie können sicher sein, dass sie künftig mit Innovationen belohnt werden.
Building Times: Wie geht es Ihnen mit der Belegschaft von Windhager?
Andreas Weissenbacher: Wir haben die ersten Gewöhnungsrunden hinter uns. Viele Damen mögen mich schon, ich versuche ein guter Chef zu sein. Wir sind ein leistungsorientierter Betrieb, der stressfrei und konsequent arbeitet.
Building Times: BWT beliefert andere Kesselhersteller mit Heizungswasser. Glauben Sie, dass das zum Problem wird?
Andreas Weissenbacher: Ich hoffe, dass diese Partnerschaften weiterhin anhalten.
Building Times: Wird es durch Ihr Wirken bei Windhager Umstrukturierungen bei BWT geben?
Andreas Weissenbacher: Ich habe ein phantastisches Team und es gibt keine Umstrukturierungen. Was es gibt, sind Expansionsstrategien, um das Arbeitspensum der Zukunft zu bewältigen. Wir sind stolz auf die Geschichte, dürfen aber die Zukunft nicht aus dem Auge verlieren. Die Menschen dazu sind bei BWT vorhanden.
Building Times: Wie ist das Jahr 2023 für BWT verlaufen?
Andreas Weissenbacher: Wir haben 2023 knapp 1,4 Milliarden Umsatz gemacht. Wir hatten schon Jahre, in denen keine einzige BWT-Firma ein Minus gemacht hat, 2023 war das nicht so. Da hatten wir ein paar Unternehmen, die in der Bilanz ein Minus stehen haben. Das tut der BWT aber nicht weh. Wir haben uns beim Umsatz und beim Ergebnis positiv entwickelt, was eine Herausforderung war.
Schnell neu aufgestellt
Am 6. Februar wurde die BHT Holding GmbH ins Firmenbuch eingetragen. Drei Tage später folgten die BHT – Best Heating Technology – GmbH und die Hidu GmbH. Bei allen drei Gesellschaften ist Andreas Weissenbacher als alleiniger Geschäftsführer tätig. Die Hidu steht für die Entwicklung, Produktion, den Vertrieb und Service und die Planung von Produkten, Verfahren und Anlagen von Wärmeerzeugern und anderen Energiesystemen, von industriellen Ausrüstungsgegenständen, Energieanlagen, Heizungs- und Klimaanlagen. Die BHT – Best Heating Technology – GmbH kümmert sich um den Vertrieb und Marketing von Wärmeerzeugnissen und anderen Energiesystemen, von industriellen Ausrüstungsgegenständen, Energieanlagen, Heizungs- und Klimaanlagen.
Nachdem bei Windhager Innovationen geplant sind, fällt der Forschung und Entwicklung eine wichtige Rolle zu. Eine wichtige Rolle nimmt hier Johann Maier als Director Products & R&D in der BHT Holding GmbH ein. Er kam erst im September 2023 zu Windhager und war davor CTO Managing Director bei der abatec GmbH. Um im Geschäft zu bleiben und um künftig zu wachsen, ist auch die Position Marketing & Business Development in der BHT – Best Heating Technology – GmbH bereits besetzt. Hier fungiert das Windhager-Urgestein Johann Standl. Er ist rund 17 Jahre im Unternehmen und war bereits zwischen 2007 und 2020 für Marketing und Produktmanagement verantwortlich.