Deutsche Klimasünder
Die Gebäude der deutschen Ministerien entsprechen dem üblichen Standard – sie verbrauchen viel zu viel Energie und schaden dem Klima, so eine Erhebung der Umwelthilfe.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat sich die Energieausweise der Bundesministerien genauer angesehen und kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: „Bundesregierung fährt Klimaschutz in Gebäuden an die Wand“. Nur vier Ministerien würden dem Klimaschutz genügen, alle anderen Bundesgebäude haben erheblichen Sanierungsbedarf. Im Ranking der schlechten Bauten landet der Amtssitz von Angela Merkel auf dem vorletzten Platz.
Für den Klima-Check wurden die Energieausweise der Bundesministeriumsgebäude mit den Angaben zu deren Energiebedarf herangezogen. Damit der Gebäudebereich spätestens 2050 klimaneutral ist, müssen Gebäude dem KfW 40-Standard entsprechen und mit erneuerbarer Wärme versorgt werden. Nur vier Gebäude sieht die DUH auf dieser Grundlage auf einem guten Weg: das Ministerium für Bildung und Forschung, das Umweltministerium, das Auswärtige Amt und das Landwirtschaftsministerium. Mit einem Energiebedarf von 36 kWh/m2 ist das Forschungsministerium bereits jetzt mit den Klimazielen von 2050 kompatibel.
Alle weiteren Ministerien haben Sanierungsbedarf und heizen zum Fenster raus. Besonders schlecht schneiden Wirtschafts-, Verteidigungs- und Finanzministerium sowie das Bundeskanzleramt ab. Sie alle veranschlagen einen Energiebedarf über 140 kWh/ m2. Schlusslicht bildet das Familienministerium mit 211 kWh/m². Negativ fällt auch der neue Dienstsitz von Horst Seehofer auf, der erst 2014 gebaut wurde und trotz gleichem Baujahr drei Mal so viel Energie benötigt wie der Spitzenreiter. Von den 14 angefragten nachgeordneten Behörden des Innen- und Verkehrsministeriums können nur zwei überhaupt Energieausweise vorlegen.
Die DUH ruft die Bundesregierung auf, den Stillstand im Gebäudewärmebereich zu beenden und folgende Maßnahmen unverzüglich anzugehen: Keine neuen Ölheizungen ab 2020 und einen Ausstieg aus Gasheizungen ab 2025 sowie die Einführung der steuerlichen Förderung energetischer Sanierung mit ausreichend hohem Finanzrahmen.
Abhilfe soll eigentlich der Energetische Sanierungsfahrplan der Bundesliegenschaften (ESB) schaffen. Der ESB betrifft 2.200 Liegenschaften. Bereits seit 2012 geplant und 2015 fertiggestellt, bleibt er jedoch noch immer unter Verschluss. Der Grund: Die Sanierungen sind aus Sicht des Bundesfinanzministeriums zu teuer. Dazu Paula Brandmeyer, Stellvertretende Leiterin Energie und Klimaschutz: „Die zuständigen Minister Scholz und Seehofer verweigern offen den Klimaschutz im Gebäudebereich“.