Müllners Büros

Der Vater ist Baumeister, Baumanager, Chancenerkenner, Möglichmacher. Der Sohn ist Architekt mit ähnlichen Ambitionen. Werner und Philipp Müllner über das Planen und Bauen im Bestand und die durchgehende Kooperation vom Entwurf bis zur Übergabe. Ein Doppelinterview.

Building Times: Herr Müllner, wir treffen uns im Wiener Büro Ihres Sohnes. Er ist Architekt, Sie sind Baumanager. Haben Sie schon viele gemeinsame Projekte realisiert?

Werner Müllner: Ja, inzwischen können wir bereits auf einige gemeinsame Bauwerke zurückblicken.

BT: Es heißt immer, man müsse sich spezialisieren, um erfolgreich zu sein. Sie tun eigentlich das Gegenteil. Soweit ich weiß, sind Sie mit Bestandsvermessungen  und Energieausweisen groß geworden. Heute bieten Sie ein breites Portfolio rund um das Bauen an, wie etwa die digitale Bestandsplanung in 2D und auch in 3D bis hin zur Modellierung gesamter Objekte. Sie übernehmen Machbarkeitsstudien, Dachböden-Entwicklung, Baustellenkoordination und eine Reihe weiterer Dienstleistungen im Bau- und Immobilienbereich. Wie ist es dazu gekommen?

W. Müllner: Es stimmt, das Klavier ist größer geworden. Das geht aber nur, weil wir die richtige Mannschaft haben. Im Vordergrund stehen bei uns Verlässlichkeit und Organisationsfähigkeit. Wir sind in Schwechat zehn Leute und eine Vergrößerung ist nicht geplant – auch nicht von meinen Nachfolgern. Wir haben aber sehr verlässliche Partner, manche davon schon seit 15 Jahren. Und in Summe sind wir ein potenter Generalplaner, was zunehmend geschätzt wird, so nach dem Motto „Alles aus einer Hand“.

BT: Ich habe das Buch „Oben drauf – Wiens schönste Dachausbauten“ durchgeblättert. Sie sind in diesem Buch bei sehr herausragenden Projekten mit dem Projektmanagement vertreten. Können das die Architekten nicht oder wollen sie es nicht?

W. Müllner: Manche können es nicht, andere wollen es nicht. Große Büros decken vieles im eigenen Haus ab. Viele Dinge sind aber so speziell und es entstehen immer mehr Konsulenten, dass genug Platz ist.

BT: Herr Müllner jun: Sie haben Ihr Büro 2016 gegründet und haben bereits einige Projekte auf der Webpage. Sind das Ideen, Wettbewerbe oder wirkliche Bauvorhaben?

Philipp Müllner: Die meisten der dort gezeigten Projekte sind richtige Bauvorhaben. Allerdings haben wir die Jahre 2018 und 2019 noch nicht online.

BT: War es für Sie nicht eine Idee, das vom Vater aufgebaute Unternehmen fortzuführen?

Philipp Müllner: Nein, ich wusste schon sehr früh, dass ich Architekt werden möchte.

BT: BIM sei eine Bedrohung für kleine Architekturbüros, meinen manche Vertreter der Zunft. Wie sehen Sie das?

Philipp Müllner: Nicht so tragisch, ich denke, dass die Kosten zu bewältigen sind. Bei uns steht das Thema nicht an oberster Stelle, weil wir viel im Bestand machen. BIM ist derzeit eher für das Bauen auf der grünen Wiese konzipiert.

BT: Inwieweit ist für Sie die Energieeffizienz von Bedeutung? Bringen Sie erneuerbare Energieträger zum Einsatz?

Philipp Müllner: Der Vorschlag für Erneuerbare ist bei uns so gut wie immer da. Wenn es sich um Mietprojekte handelt, ist es aber nahezu unmöglich, die Bauherrn zu überzeugen.

BT: Es gibt Architekten, die meinen, man sollte ruhig sichtbar machen, dass Energie am Gebäude erzeugt wird. Wie stehen Sie dazu?

Philipp Müllner: Uns geht es in erster Linie um räumliche Qualitäten, die erleben die Nutzer. Wir bauen von innen nach aussen. Die Fassade ergibt sich dann mehr oder weniger.