Notre-Dame Baustelle mit Blei kontaminiert
Die Restaurierungsarbeiten an der berühmtesten Baustelle Frankreichs stehen still. Grund sind die Befürchtungen um Bleibelastungen in der Umgebung. Eine angedachte Schutzglocke wird wohl nicht errichtet.
Die Bleiverschmutzung rund um die Baustelle der Pariser Kathedrale Notre Dame ist in der französischen Hauptstadt weiterhin Gesprächsthema Nummer Eins. In Dach- und Turmkonstruktionen des Wahrzeichens waren Tonnen an Blei verarbeitet, das während des Brandes schmolz und zu hochgiftigen, lang anhaltenden Verunreinigungen führte. Die Dämpfe und Ablagerungen seien, wie die französische Enthüllungsplattform „Mediapart“ schon im Juli berichtete, von der Stadt Paris nicht genügend beachtet und thematisiert worden. In zahlreichen Schulen und Kindergrippen in der Umgebung wären die Bleikonzentrationen höher als erlaubt und damit gesundheitsschädlich, so die Plattform.
Die Behörden wiesen die Vorwürfe stets als nicht zutreffend zurück. Zwar sei in manchen Schulen der Grenzwert tatsächlich überschritten, diese würden nun allerdings bis zum Schulanfang gereinigt. Für einige Wochen war auch eine Schutzglocke für die Kathedrale im Gespräch, mithilfe derer die Bau- und Restaurierungsarbeiten nicht noch mehr Kontaminationen verursachen sollten. Das Vorhaben stellte sich jedoch letztlich als zu komplex und teuer heraus. Derzeit stehen die Arbeiten an der Kathedrale jedoch aufgrund der Bleibelastung still. Gewerkschaften und Aufsichtsbehörden hatten bemängelt, dass es nicht genügend Schutzvorkehrungen für die Arbeiter auf der Baustelle gäbe und Sicherheitsvorschriften nicht eingehalten worden seien.
Der Architekt und Restaurierungsexperte Clemens Standl von Eidos Architektur ZT betont gegenüber Building Times Flash, dass in einer solchen Situation in jedem Fall mit Vollschutzanzug und Mundschutz gearbeitet werden müsse. Auch die angedachte Schutzglocke würde zusätzliche Maßnahmen für die Arbeiter in der Kathedrale erforderlich machen, so Standl. „Um die Sicherheit und Gesundheit der Restaurateure zu gewährleisten, müsste die Schutzglocke in jedem Fall mit entsprechend dimensionierter Absaugung, Filteranlage und Luftreinigung ausgeführt werden“, so Standls Einschätzung. Der Salzburger unterstreicht dabei auch, dass Bleikontaminationen dieser Art in Österreich kaum möglich seien: „In Österreich haben wir keine Bleideckungstradition, wie etwa in Frankreich oder Italien“, sagt Standl. Blei wäre wenn dann nur in Gesimsen oder Fensterabdeckungen verbaut bzw. zumeist im „Bleiweiß“ bei Fensteranstrichen. „Wenn man diese Elemente restauriert, muss man aber immer entsprechende Schutzvorkehrungen treffen“, meint Standl, „da die auftretenden Dämpfe – etwa beim Abschleifen – hochgiftig und gesundheitsschädlich sein können.“