Jubiläums-Deal

Vergrößerung zum 275. Geburtstag: Villeroy & Boch hat bindende Verträge zum Erwerb aller operativen Gesellschaften der Ideal Standard Group unterzeichnet.

Der Abschluss der Transaktion wird für Anfang 2024 erwartet. Der Kaufpreis beruht auf einer Unternehmensbewertung von rund 600 Millionen Euro. „Das ist die größte Transaktion in unserer Geschichte und ein sehr bedeutender Meilenstein“, so Frank Göring, der Noch-Vorstandsvorsitzende von Villeroy & Boch. Ab Jänner 2024 folgt ihm Gabi Schupp nach, wobei Göring weiterhin als Berater für die Integration von Ideal Standard tätig sein wird. Noch vor einigen Jahren war die Übernahme gescheitert, unter anderem, weil die Lage aufgrund der ausgebrochenen Pandemie schwer vorhersehbar war. In der Zwischenzeit habe Ideal Standard einen Wandel durchlaufen, der die Übernahme laut Göring attraktiv gemacht hat. So wurde seit 2017 von 15 auf acht Werke bzw. Standorte reduziert, eines davon im UK. „Das ist für uns durch den Brexit ein Vorteil“, so Göring.

Doppelter Umsatz
Der Umsatz von Villeroy & Boch im Bereich Bad & Wellness verdoppelt sich durch den Zusammenschluss auf 1,4 Milliarden Euro, teilt das Unternehmen mit. Inklusive des Dining & Lifestyle-Geschäfts bedeutet dies eine Steigerung auf über 1,7 Milliarden Euro (im Geschäftsjahr 2022 rund 995 Millionen Euro) für den Gesamtkonzern. „Mit dem Zusammengehen werden wir nun im Badbereich auch umsatzmäßig zu den größten Akteuren auf dem europäischen Markt aufschließen“, erklärt Göring. „Unsere komplementären Stärken steigern unsere Wettbewerbsfähigkeit und verbessern unsere Ausgangsposition für zusätzliches Wachstum deutlich.“
Verkäufer der Ideal-Standard-Anteile sind von den Private-Equity-Investmentfirmen Anchorage Capital Group und von CVC Credit verwaltete Gesellschaften, die das Unternehmen 2018 übernommen hatten. Das Management und auch die rund 7.000 Mitarbeiter:innen von Ideal Standard sollen bleiben, so Göring in der Pressekonferenz. Auch der Hauptsitz in Mettlach bleibt und wird eher größer werden. „Aktuell ist eine Delle bei der Badbranche, aber die wird sich auflösen, weil auch bei Sanierungen etwas passieren, muss“, zeigt sich der Vorstandsvorsitzende optimistisch. „Ich freue mich schon auf den Wettbewerb mit Grohe und Hansgrohe“, sagt Göring bezüglich des Armaturengeschäfts.

Wachstumschancen
Villeroy & Boch sieht durch den Kauf mehr Spielraum für neue Märkte und Produkte. Die durch Ideal Standard hinzugewonnene Herstellerkompetenz im Armaturengeschäft, deren Expertise im Projektgeschäft und die starken Marktpositionen in UK, MENA und Italien sollen Villeroy & Boch eine bessere Marktdurchdringung sowie Abdeckung bestimmter Regionen und Produktsegmente ermöglichen. „Die Badbranche bleibt ein dynamischer, globaler Wachstumsmarkt, in dem es aber für die Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftsinvestitionen zunehmend auf Skaleneffekte ankommen wird. Strategisch ist die Akquisition für Villeroy & Boch allein deswegen schon daher der richtige Schritt. Hinzu kommt, dass Ideal Standard unser eigenes Geschäftsmodell hervorragend ergänzt“, sagt Andreas Schmid, Aufsichtsratsvorsitzender von Villeroy & Boch.

Villeroy & Boch ist geografisch vor allem in Zentral- und Nordeuropa sowie Asien stark verankert, Ideal Standard hingegen genießt mit seinem Markenportfolio insbesondere in UK, Italien und der Region Mittlerer Osten / Nordafrika einen guten Ruf. Während Villeroy & Boch vertriebsseitig vor allem auf das gehobene Privatkundengeschäft ausgerichtet ist, verfügt Ideal Standard über Know-how im Projekt-Geschäft, unter anderem für die öffentliche Hand, das Gesundheitswesen sowie für Entwickler großer Wohn-, Hotel- und Gewerbeimmobilien. Hier hofft man mit Villeroy & Boch das oberste Segment bedienen zu können. Zudem bringt Ideal Standard neben Badkeramik und anderen Produktbereichen ein Armaturengeschäft ein, das im abgelaufenen Geschäftsjahr mehr als ein Drittel des Umsatzes generierte.

Finanziell austarierte Transaktion
Villeroy & Boch wird die Transaktion aus vorhandenen liquiden Mitteln sowie mit Fremdkapital in Höhe von rund 250 Millionen Euro finanzieren. Die Transaktion steht unter Vorbehalt der üblichen regulatorischen Prüfungen und Genehmigungen sowie der erfolgreichen Ablösung der von Ideal Standard International S.A ausgegebenen Anleihe über 325 Millionen Euro. Im Gegensatz zu den üblichen Pensions- und weiteren Verpflichtungen aus dem operativen Geschäft sind die Anleihe und verschiedene Finanzverbindlichkeiten nicht Bestandteil der Transaktion.

„Der Zusammenschluss erfolgt auf Basis einer soliden Finanzierungsstruktur. Auch sind die bestehenden Darlehen auf Verkäuferebene nicht Teil des Transaktionsumfangs und werden bei Closing nicht von Villeroy & Boch übernommen“, so Villeroy & Boch-Finanzvorstand Markus Warncke. Eingebunden in die Transaktion sind die Beratungshäuser J.P. Morgan und Freshfields Bruckhaus Deringer