Frisches, klares, kaltes Wasser
Früher kam Wasser einfach aus der Leitung, jetzt braucht es Management. Je komplexer und komfortabler die Gebäude werden, desto mehr Sorgfalt und Technik erfordert der Umgang mit Trinkwasser.
Wien ist in Sachen Trinkwasser fast ein Paradies. Zwei Hochquellwasserleitungen bringen qualitativ hochwertiges Wasser aus den Bergen in die Großstadt. Das kühle Nass kommt weitgehend ohne Pumpen über natürliches Gefälle in die Hauptstadt und schmeckt hervorragend – nicht nur zum Kaffee. In den Wiener Umlandbezirken und weiten Teilen des Landes sieht es da schon ganz anders – nämlich europäisch – aus. Das Wasser muss mit mehr oder weniger Aufwand aufbereitet werden, um die Trinkwasserqualität zu sichern. Trotzdem ist Österreich in der glücklichen Lage, dass qualitativ hochwertiges Trinkwasser direkt aus der Wasserleitung kommt.
Damit es wertvoll und gesund bleibt, bedarf es der sorgfältigen Planung und Ausführung von Trinkwasserinstallationen. Auch im Betrieb und der Nutzung gilt es einiges zu beachten. Wasser verdirbt dann, wenn es zu lange und zu warm gelagert wird. Früher waren die Keller kalt, die Wasserentnahmestellen rar und die Bewohner von Häusern oft zahlreich. Damit war in gewisser Weise eine natürliche Vorsorge gegen Stagnation in den Leitungen gegeben. Heute haben wir sehr gut beheizte Häuser, viele Waschbecken, Duschen und wenige Bewohner. Dementsprechend empfindlich ist der Umgang mit Trinkwasser geworden. Armaturen, die bei längerem Stillstand automatisch den Wasserfluss freischalten, sind erst der Beginn einer langen und komplizierten Reise.
Viega zeigte auf der ISH, wie das Trinkwassersystem der Zukunft aussehen könnte. Das Trinkwasser-Management-System nennt sich „AquaVip Solutions“ und verspricht eine ganzheitliche Betrachtung und elektronische Vernetzung von Trinkwasseranlagen. Dadurch sei es möglich, die entscheidenden Einflussfaktoren auf den Erhalt der Trinkwassergüte permanent zu überwachen und so zu steuern, dass eine negative Beeinflussung der Trinkwasserhygiene selbst bei schwankender Nutzungsintensität ausgeschlossen ist. Wenn dies gegeben sei, könne man auch neueste Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung umsetzen. Diese sehen eine Reduzierung der Systemtemperaturen von bislang 60/55 °C auf beispielsweise 48/45 °C als möglich an, wenn die entsprechenden Rahmenbedingungen – wie Temperaturhaltung, Wasseraustausch und Nährstoffangebot – eingehalten werden. Damit ginge eine signifikante Primärenergieeinsparung einher, weil verstärkt regenerative Energiequellen zur Warmwasserbereitung zum Einsatz gebracht werden könnten.
Es sind vier entscheidende Einflussgrößen, die über die Trinkwassergüte entscheiden: Die vollständige Durchströmung der gesamten Trinkwasseranlage, die hygienegerechte Temperaturhaltung von Trinkwasser warm und Trinkwasser kalt, der regelmäßige Wasseraustausch auf Basis des bestimmungsgemäßen Betriebs sowie das in den Rohrleitungen anliegende Nährstoffangebot für Bakterien. Mit AquaVip Solutions werden diese vier Einflussfaktoren sowie die zwischen ihnen bestehenden Wechselbeziehungen ganzheitlich, und zwar vom Hausanschluss bis zur letzten Zapfstelle, betrachtet, so Viega. Ein zentraler Faktor ist die dezentrale Erwärmung und Kühlung des Wassers. Ebenso sind automatisch auslösende Spülstationen, Spülkästen und Auslaufarmaturen integriert, um den Betrieb der Trinkwasseranlage zu sichern. Kommt es in den Kaltwasserleitungen zu einem hygienekritischen Temperaturanstieg, wird das Wasser über Durchfluss-Trinkwasserkühler (DTK) gekühlt. Nachdem das System viele Komponenten umfasst, bedarf es einer sorgfältigen Planung. Deshalb ist Viega bemüht, die neuen Produkte zeitnah in die Planungssoftware „Viptool Engineering“ einzupflegen. Bis hierzulande erste Referenzanlagen installiert sind, wird es also noch ein wenig dauern, gilt es doch zuerst einmal, Bauträger und Investoren zu überzeugen.
Etwas weniger Überzeugungsarbeit braucht es vermutlich, um das Trinkwasserinstallations-System von Rehau in die Bauten zu bringen. Es besteht wie andere aus Rohren, intelligenten Verbindungen und Ventilen. Das wurde nun um zwei Komponenten, die Wassersteuerung Re.Guard und den leitungsgebundenen Trinkwasserspender Re.Source, ergänzt. Bei Re.Guard handelt es sich um ein ähnliches Produkt, wie es Grohe unter dem Namen Sense Guard auf dem Markt etabliert hat.
Die Firma Schell wiederum präsentierte auf der ISH eine Erweiterung ihres Wassermanagement-Systems SWS um den Bereich Leckageschutz. Das elektronisch gesteuerte Ventil wird in das Wassermanagement-System eingebunden. Bei Stagnationsspülungen öffnet und schließt sich das Ventil automatisch. Somit kann Schell Leckageschutz und den Erhalt der Trinkwassergüte durch Hygienespülungen kombinieren. Die Einbindung in das System erfolgt über Funk oder Kabel. Und beim Trinkwasserspender Re.Source ist Rehau auch nicht ganz allein auf der Welt. Das Gerät liefert frisches, gefiltertes Wasser direkt aus dem Wasserhahn. „Der Wasserfilter mit Aktivkohle-Technologie entfernt mikroskopisch kleine Partikel bis zu 0,5 μm, genauso wie Chlor, organische Substanzen und metallische Ablagerungen“, so Rehau. Zudem kann der Nutzer frei entscheiden, ob er das Wasser gekühlt oder ungekühlt, still oder sprudelnd mit Kohlensäure versetzt trinken möchte. Die Unter-Tisch-Einheit bietet einen Anschluss für handelsübliche CO2-Flaschen. In der Premiumvariante ermöglicht ein Display die Auswahl des entsprechenden Getränks per Touchscreen. Zudem lassen sich Lieblingskombinationen abspeichern, so dass diese noch schneller gezapft werden können. In der höchsten Ausbaustufe ist auch ein Boiler installiert, womit auch Teewasser gezapft werden kann. Verfügbar sind die neuen Segnungen des Wasserreichs ab Juli.
Mit einer ähnlichen Lösung lockte BWT schon bei der Energiesparmesse Wels an die Trinkbar. Auch das Wasseraufbereitungs-Unternehmen möchte Haushalten und Büros prickelndes Wasser schmackhaft machen. Der einfachste Weg dazu ist eine Filterkartusche, mit der sogenanntes Magnesium-Mineralwasser erzeugt wird. Dazu braucht man jedoch noch einen nicht ganz billigen Wasserspender mit Wasseranschluss. Hat man den einmal angeschafft, lässt sich das prickelnde Wasser kühlen und zusätzlich mit zuckerfreien Essenzen aufmischen. Die gibt es zum Start in vier Geschmacksrichtungen, die zudem mit 100 ml etwa 15 % des Vitamin-Tagesbedarfs abdecken. Für Zeitgenossen, denen das prickelnde Nass zuwider oder zu teuer ist, haben Grohe und BWT eine einfachere Lösung formiert: Eine Küchenarmatur ermöglicht in Kombination mit dem BWT-Filter mineralisiertes stilles Trinkwasser ohne Stromanschluss.
Auch bei Uponor gibt es eine ganze Reihe von Lösungen, die der Hygienesicherung von Trinkwasser dienen. Das beginnt beim neuen Fittingsystem S-Press Plus, das mit hygieneoptimierten Materialien aufwartet. Für die schnelle Analyse der Wasserqualität hat Uponor vor gut zwei Jahren das junge Unternehmen Uwater gekauft. Diese Firma hat ein auf Sensoren basierendes Verfahren für das Online-Monitoring der Wasserqualität entwickelt. Das Verfahren von U-Water eignet sich ideal für die kommunale Trinkwasserversorgung, aber auch für Anwendungen in der Industrie, in Wohngebäuden sowie in öffentlichen Gebäuden wie Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheime sowie Hotels, so der Hersteller. Genau für solche Bauten eignet sich auch das Hygiene-Spülsystem Uponor Smatrix Aqua Plus. Es überwacht und reguliert die Trinkwasserinstallation im Gebäude rund um die Uhr – ganz einfach am Computer oder mobil von unterwegs. Mit nur geringem Zeit- und Kostenaufwand von der Planung bis zum Betrieb lassen sich damit die hygienischen Anforderungen von Trinkwasserinstallationen erfüllen. Im Betrieb läuft das System autonom ohne zusätzliche Software, also ohne Einbindung in die Gebäudeleittechnik. Im Bedarfsfall versendet das System, dessen Installation und Inbetriebnahme einfach sein soll, automatisch E-Mails.