Bauwirtschaft schlägt Alarm

Wechselhafter bis trüber Ausblick: Die Bundessparte Gewerbe und Handwerk zeigt sich pessimistisch und ruft die Politik zum raschen Handeln auf.

Die quartalsmäßig stattfindende Konjunkturumfrage lässt alle Alarmglocken schrillen, die investitionsgüternahen Branchen – sprich Bau und Baunebengewerben – melden Rückgänge der Auftragsbestände. „Die düsteren Erwartungen sind eingetroffen, im ersten Quartal gab es einen realen Rückgang in vielen Branchen“, so Christina Enichlmaier von der KMU Forschung Austria. Im Vergleich zum Vorjahresquartal sind demnach die Auftragseingänge bzw. Umsätze im ersten Jahresviertel 2023 nominell (wertmäßig) um -1,4 Prozent gesunken. Mengenmäßig (real) bedeutet dies einen Rückgang von -9,2%, ein besonders starkes Minus meldet u.a. das Baugewerbe (-11,7% nominell, -19,4% real) und der Holzbau (-6,9% nominell, -14,9% real). Nur im Bereich Elektrotechnik verzeichnet man ein kleines Plus.

In der vielfältigen Gruppe der konsumgüternahen Branchen hat sich die Situation etwas verbessert. „Aber insgesamt überwiegen die negativen Erwartungen“, so Enichlmaier bei der Pressekonferenz in der WKÖ. „Die Baubranche und baunahen Gewerbe sind in einer sehr schweren Situation. Es muss jetzt von der Politik gehandelt werden, solange man noch reagieren kann“, appelliert Bundesspartenobfrau Renate Scheichelbauer-Schuster.

Ruf nach besserer Unterstützung

Robert Jägersberger, Bundesinnungsmeister Bau, warnt davor, dass viele Projekte nicht umgesetzt werden. Wurden 2019 noch fast 70.000 Baugenehmigungen für Ein- oder Mehrfamilienhäuser erteilt, so sei diese Zahl im abgelaufenen Jahr 2022 bereits auf knapp 47.000 Einheiten gesunken. Für 2023 und 2024 werden überhaupt nur noch rund 41.000 Genehmigungen erwartet. Und das sei wohl noch zu hoch gegriffen, denn: „Aufgrund der schwierigen Umstände ist damit zu rechnen, dass nicht einmal die Hälfte der bewilligten Objekte tatsächlich umgesetzt wird“, so Jägersberger. Bei den geförderten Genossenschaftswohnungen würden heuer sogar bis zu 90 Prozent der geplanten Projekte voraussichtlich auf Eis gelegt. Die Gründe dafür sind vielfältig, von gestiegenen Material-, Personal- und Energiekosten bis hin zu Lieferschwierigkeiten, der CO2-Bepreisung und neuen Kreditvergaberichtlinien. Er fordert u.a. eine Aufwertung der Wohnbauförderung, Erleichterungen für die Finanzierung oder auch eine Eigenheiminvestitionsprämie. „Die Bauwirtschaft ist die Lokomotive der Wirtschaft und bringt auch Wertschöpfung in die Regionen“, so Jägersberger.

Auch die Reaktivierung des Handwerkerbonus wäre eine Möglichkeit, die Bauwirtschaft zu unterstützen, dieser sollte 20 Prozent der Arbeitsleistungen und Fahrkosten bis zu einem Maximalförderbetrag von 5.000 Euro pro Wohneinheit und Jahr abdecken, mit 50 Mio. Euro jährlich dotiert. Die Bundesspartenobfrau schlägt Mittel von 50 Millionen Euro für die nächsten zwei Jahre vor. „Wir stehen an einer wichtigen Weggabelung und müssen jetzt gegensteuern“, so Scheichelbauer-Schuster.