Baumwollspinnerei wird Stadtquartier

Quartier Neckarspinnerei: Der weitestgehend denkmalgeschützte Gebäudebestand wird saniert, durch moderne Neubauten ergänzt und es soll bis 2027 ein Mischquartier mit einem hocheffizienten Energiekonzept entstehen.

Das Beratungsunternehmen Drees & Sommer SE mit Hauptsitz in Stuttgart begleitet den Projektentwickler HOS-Gruppe dabei, ein smartes Wärmenetz mithilfe einer internetbasierten technischen Plattform für das gesamte Areal der 160 Jahre alten Spinnerei umzusetzen. Im Konsortium mit an Bord: die Rwth Aachen im Rahmen des Forschungsprojekts N5GEH Booster. „Das Quartier produziert und nutzt nach der Fertigstellung ausschließlich erneuerbare Wärme, Kälte und Strom. Damit wird die Neckarspinnerei trotz ihrer besonderen historischen Bauwerke künftig nicht nur vollständig klimaneutral sein, sondern zusätzlich CO2-Emissionen in Höhe von bis zu 300 Tonnen pro Jahr überkompensieren. Das macht unser Projekt zu einem Vorzeigebeispiel für die grüne Wärmewende im Gebäudebestand“, so Andreas Decker, Geschäftsführer der HOS Gruppe.

Wasserkraft, PV-Anlagen und Eisspeicher

Das Energie- und Wärmekonzept setzt auf einen Versorgungsmix: Ein Element des Konzepts ist zum Beispiel ein Laufwasserkraftwerk, das seit der Fabrikeröffnung das am Neckar gelegene Areal mit Energie versorgt. Strom liefern bald zudem Photovoltaikanlagen auf den Dächern. Zusammen produzieren sie jährlich etwa 4,5 Gigawattstunden Grünstrom. Rund zwei Drittel der erzeugten Energie, davon etwa 62 Prozent aus Wasserkraftwerken und 38 Prozent aus PV-Anlagen, wird mithilfe eines Stromspeichersystems vom Quartier selbst verbraucht und der Rest ins Netz eingespeist. Ihre regenerative Wärme bezieht die Neckarspinnerei künftig über Wärmepumpen aus dem Oberflächenwasser des Neckars und einem großen Eisspeicher. Auch die Abwasserwärme soll nicht ungenutzt bleiben.

Digitale Vernetzung

Im Neckarspinnerei Quartier sollen mithilfe der Internet of Things-Dienste, kurz IoT, Energiesysteme optimiert und Lösungen für CO2-Reduktion erprobt. Drees & Sommer bringt dabei sein Energieberatungs- und IT-Know-how ein. Zusammen mit den Forschern der Rwth Aachen entwickelt das Team im Rahmen des Forschungsprojektes Booster eigens für das Neckarspinnerei Quartier eine IoT-Plattform.

Ein wichtiger Baustein des Wärmenetzkonzepts ist die Bestandssanierung. Dafür nahm das Drees & Sommer-Team jedes der 13 historischen Gebäude, darunter den Spinnerei-Hochbau, verschiedene Werkstätten und die ehemalige Unternehmervilla, unter die Lupe. Das Ergebnis: Für einen klimaneutralen Betrieb müssen alle Bestandsbauten so saniert werden, dass sie durch Wärmepumpen versorgt werden können. Dafür sind unter anderem eine mit dem Denkmalschutz vereinbare Dämmung, Flächen-Heiz-Kühlsysteme und ein Lüftungskonzept mit maximal natürlichem Lüftungsanteil notwendig.