EU stellt den Baum auf

Das EU-Parlament will den Einsatz von Holz in Heizanlagen schrittweise senken. Die Biomasse-Lobby ortet fatales Signal.

Sollen Europas Wälder verheizt werden. Macht es Sinn frisch geschlagene Bäume zur Wärmegewinnung zu fördern? Über diese Frage hat das EU-Parlament in Straßburg mit der Abstimmung über die Erneuerbare-Energien-Richtlinie „Red III“ entschieden. Mit 418 Ja-Stimmen fiel das Votum des EU-Parlament klar aus. „Red III“ soll überarbeitet werden und der Anteil von Primärholz in Heizanlagen schrittweise abgesenkt werden. Nebenprodukte wie Sägemehl oder kleine Äste sind davon nicht erfasst. Es gehe darum die europäischen Wälder zu schützen und Holz für höherwertigen Einsatz, wie den Bau und die Möbelproduktion zu sichern, so die Argumentation der Befürworter einer Holz-Verbrennungs-Bremse.
Konkret hat das Parlament eine engere Definition in welcher Form Holz als grüne und damit förderungswürdige Energieform gilt. Ursprünglich hatte der Vorschlag im EU-Parlament die Einstufung von Biomasse aus Primärholz als erneuerbare Energie ganz ausgeschlossen. Nach dem Aufschrei der Holzlobby entstand ein Kompromiss. Künftig soll die Durchschnittsmenge der Jahre 2017 bis 2022 doch als ereneuerbar angerechnet werden. Zudem fordert das Parlament bis 2030 eine schrittweise Senkung des Anteils von Primärholz als erneuerbare Energie. Damit soll auch der Ausbau von Holz- und Biomasseanlagen eingeschränkt werden.

Vollbremsung oder sinnvolles Reglement?

„Alles in Allem ist das vorliegende Paket eine Vollbremsung für die Energiewende. Auch wenn viele Regelungen erst zeitverzögert in Kraft treten werden und durch die ausstehenden Trilog-Verhandlungen noch nicht das letzte Wort gesprochen sein dürfte, ist es ein fatales Signal an Haushalte, Gemeinden, Heizwerke und Industrie, die auf Holzenergie umgestellt haben oder noch umstellen wollen. Wir brauchen zum Ausstieg aus russischem Erdgas Investitionen in die Rohstoffmobilisierung, die aktive nachhaltige Waldbewirtschaftung und moderne Technologien und keine Prügel zwischen den Füßen. Österreich ist im Bereich der Bioenergie Weltmarktführer. Holz haben wir genug im Wald, und es wächst mehr nach, als wir nutzen“, so Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes.

Ganz endgültig ist die neue Sicht der EU auf den Brennstoff Holz noch nicht, die Kommission muss dem Vorschlag des Parlaments folgen. Ob das geschieht ist derzeit offen.