Die Gebäude-Zertifizierer

Rund die Hälfte ihres Umsatzes erzielt die bauXund gmbh mit Gebäude-Zertifizierungen, gefolgt von Leistungen der Bauökologie und der Schadstoff-Erkennung. Die Nachfrage ist stark steigend.

Mit der vor 19 Jahren gegründeten bauXund forschung und beratung gmbh mit dem Sitz im Wiener Tech Gate Vienna wird bei Außenauftritten vor allem ein Name verbunden, der von Thomas Belazzi (59). Er ist Geschäftsführer des auf „Umwelt- und Gesundheitsthemen im Baubereich spezialisierten Technischen Büros für Technische Chemie“, wie es in der Selbstdarstellung heißt. Belazzi ist jedoch als Geschäftsführer nicht allein, denn ebenfalls Geschäftsführer ist Ronald Mischek. Beide sind gemeinsam vertretungsberechtigt. Mischek, dessen Dr. Ronald Mischek ZT GmbH zu den größten Wiener Zivilingenieurbüros im Bereich Hochbau gehört, und unabhängig von der zur Strabag gehörenden Mischek-Gruppe agiert, ist auch Alleineigentümer von bauXund.

Thomas Belazzi war nach seinem Studium der Technischen Chemie und Biochemie an der TU Wien ursprünglich von 1991 bis 1999 Leiter der Chemieabteilung von Greenpeace Österreich und anschließend Leiter der Stabsstelle Ökologie bei Mischek ZT. „2003 kam es dann zur Ausgliederung der bauXund, heute würde man sagen, ein Spin-off“, berichtet Belazzi im Gespräch mit Building Times. Im Vorjahr hat bauXund rund eine Million Euro Umsatz erzielt, mit aktuell acht Mitarbeitern rechnet der Geschäftsführer heuer mit „mehr, weil die Nachfrage eindeutig steigend ist, und zwar mit mindestens zehn Prozent“. Was sich mit aktuellen Umfragen deckt, die stark steigendes Interesse der Wirtschaft an Zertifizierungen zeigen.

„Ich habe in den letzten Jahren schon das Gefühl, dass die Folgen des Klimawandels – von der Erderwärmung bis zum Bienensterben – von den Leuten erkannt werden. Es gibt sehr viel Verständnis für die Nachhaltigkeit und Bauherren, die sich auch mit der Mobilität der künftigen Mieter beschäftigen und beispielsweise automatische Türöffner für Fahrräder planen lassen“, weiß Belazzi. Die Gaskrise werde dieser Entwicklung weiter Schwung geben. Vor 15 Jahren sei er noch als Bau-Psychologe bezeichnet worden, dabei sei er Bau-Ökologe, schmunzelt der studierte Chemiker.

Umsatz-Leader Gebäude-Zertifizierungen

Die Gebäude-Zertifizierungen sind es auch, die rund die Hälfte des Umsatzes ausmachen. „Das ist der umsatzstärkste Bereich mit allen damit verbundenen Leistungen und stetig steigend“, erläutert Belazzi, „wozu jetzt auch noch die Taxonomie kommt. Dadurch kommen wieder neue Leistungsbilder dazu“. Im Umsatz-Ranking folgen die Bauökologie, „die wir fast österreichweit machen“, sowie die Schadstoff-Erkundung. Die verpflichtende EU-Taxonomie operiere mit Muss-Kriterien, die nicht verrückbar seien, was alle anderen, wie ÖGNI oder ÖGNB nicht hätten, dort könne man kompensieren, erläutert der Experte. „Das ist wie ein Zehnkampf, in dem man ausgleichen kann. Die Taxonomie hingegen ist ein Slalom – und da muss man alle Tore passieren“.

Seit dem Vorjahr arbeite bauXund auch mit Greenpass, einem Start-up der Boku, berichtet Belazzi, „einem wertvollen Simulations-Tool, auch für Statiker, das unter anderem zeigt, wie sich die Auspflanzung von Ulmen, Ahorn oder Kiefern auf ein Gebäude auswirken wird“. Vor zwei Jahren, bei der Biotope City, habe er dieses Tool erstmals angewandt.

Bisher rund 1.000 Projekte

bauXund hat nach Belazzis Angaben bisher rund 1.000 Projekte umgesetzt, inklusive der auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannten Schadstoff-Erkundung im Parlament, die wegen Asbest-Funden zu größeren Verzögerungen geführt hat, sowie der Zertifizierung des HoHo. Derzeit seien rund 90 bis 100 Projekte im Laufen.

Dazu gehören auch zehn Projekte im Nordbahn-Viertel, wo bauXund für die Projektentwickler Strabag Real Estate, KIBB, ÖSW, Arwag und Wogem sechs Gebäudebewertungen nach ÖGNI, klimaaktiv, und ÖGNB vornimmt. Weiters wird fünf Mal das Prüfsiegel „bauXund schadstoffgeprüft“ angestrebt und ein Mal die Konformität mit der EU-Taxonomie. „Hier kommt es teilweise zu Doppel-Zertifizierungen“.

Kaum Akquisitionsbedarf

„Wir werden oft von Bauherren angerufen und dann kommt es häufig entweder zu Ausschreibungen oder Direktaufträgen, wir akquirieren aber auch selbst“. Mit Mischek, mit dem er sich regelmäßig treffe, ergäben sich überdies Synergien in der Akquise und beim Kundenkontakt, berichtet Belazzi.

Für den verheirateten Vater von vier Kindern liegen elterliche Mühen hinter ihm und weitere Studienjahre vor ihm. Wandern und Radfahren seien Freizeitvergnügen, sowie Reisen, „eher regional, früher sind wir weiter gefahren. Wir sind viel mit dem Zug unterwegs, das habe ich schon als Student gemacht und an die Kinder weitergegeben, denn: „Für mich ist die Ökologie nicht nur Beruf, sondern auch Berufung“, fasst bauXund-Chef Belazzi zusammen.