Das Bad als Sehnsuchtsort

Hohe Nachfrage, ausgebuchte Installateure und steigende Preise: Die Herausforderungen werden nicht weniger, darüber ist sich die Badezimmerbranche einig.

Zuhause ist es doch am schönsten – oder zumindest versuchen viele das in die Realität umzusetzen. Kein Wunder also, dass die Gewerke rund ums Bad gute Auslastungen sowohl 2021 als auch jetzt 2022 verzeichnen. Doch nicht nur Corona, sondern auch der Krieg in der Ukraine sorgen für Stolpersteine am Weg zur Wellnessoase im Eigenheim. Was im Trend liegt und wie es der Branche geht, darüber hat sich Building Times einen Überblick verschafft.

Erfolg und Herausforderungen

„Das Jahr 2021 war für Dornbracht sehr erfolgreich: Zusammen mit dem gesamten Team haben wir es geschafft, den Umsatz maßgeblich zu steigern. Wir gehen davon aus, dass wir eines der am stärksten wachsenden Unternehmen der Branche sind und dass das Jahr 2022 ähnlich erfolgreich für uns wird. Unabhängig vom Hype bei den Heizungen sehen wir im Fachkräftemangel eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahre – dies betrifft sowohl die Handwerksunternehmen als auch die Hersteller“, spricht Dornbracht-CEO Stefan Gesing vielen in der Branche aus der Seele. Dass die Lust am schönen Bad nicht gebrochen ist, beweist auch der Fliesenund Baustofffachhändler Quester. 2021 erwirtschaftete das Unternehmen mit einem Umsatz von 194 Mio. Euro ein Plus von 10,9%. Das Ergebnis vor Steuern beträgt +1,7 Mio. Euro und stellt somit eine Trendwende dar, hatte man doch 2020 noch ein Minus zu verzeichnen. Dazu Barbara Bernsteiner: „Unser mehrjähriger strategischer Plan enthält in vielen Bereichen klare Maßnahmen, die diese Rückkehr zu Profitabilität sicherstellen. Die Ergebnisse basieren auf der Umsetzung unserer strategischen Initiativen, aber ebenso auf der guten Entwicklung der Marktsituation. Darüber hinaus haben sich der Markt und auch wir endlich von den COVID-Auswirkungen des Jahres 2020 erholt!“

Von der Sehnsucht nach Erholung profitiert auch Repabad, besonders durch das Angebot an Zusatzausstattungen. Die Badewanne erhält auf Wunsch Massagefunktionen, farbiges Licht und Musik, die Dusche wird gleichzeitig Infrarotkabine oder wird gleich zum Dampfbad inklusive Infrarot, Sole, Entertainment sowie Aroma- und Farblichttherapie. Auch Villeroy&Boch berichtet Positives aus dem Unternehmensbereich Bad und Wellness, dieser lag im Geschäftsjahr 2021 um 16,8 % über dem Vorjahr. Elektronische Armaturen waren in 2021 ebenfalls sehr gefragt, so dass die Firma Schell Armaturen mit einer Wachstumsrate von 13 Prozent und einem Umsatz von rund 132 Millionen Euro das bis dato beste Umsatzergebnis der 90-jährigen Firmengeschichte erzielte.

Farbtupfer und Naturfeeling

Die Nachfrage nach hochwertigen Materialien aus natürlichen Rohstoffen mit durchdachten Funktionalitäten und einem zeitlosen Design ist weiterhin im Trend, heißt es von Villeroy&Boch. Neben der hochwertigen Keramik, wird auch bei der Wahl der Badmöbel großes Augenmerk auf Qualität, Funktion, Design und auf Nachhaltigkeit gelegt. Naturtöne und Holzoptik, wie sie im Badmöbelwerk Mondsee unter anderem hergestellt werden, kommen sehr gut an. Hinsichtlich der Individualisierung im eigenen Badezimmer sieht auch Laufen keine Grenzen gesetzt. Die Badmöbel von Kartell • Laufen gibt es unter anderem in matt Weiß, hellem Kieselgrau und einem dunkleren Schiefergrau, aber auch Eyecatcher in Ocker, Senfgelb und Graublau sind verfügbar. „Bereits im Vorjahr zeichnete sich ein Trend zu kräftigen Farben ab. Allerdings nicht im Stil der 70er und 80er, Farbakzente werden wohldosiert gesetzt“, so Wimtec-Geschäftsführer Günter Dülk. Bei Armaturen geht der Trend abseits vom klassischen Chrom hin zu warmen Metalltönen, Weiß und Schwarz.

Der Waschplatz ist – neben dem Duschplatz und dem WC – eines der zentralen Element im Badezimmer. Die Anforderungen daran sind umfangreich: genügend Stauraum, passende Lichtstimmung zum Schminken, Rasieren, Zähneputzen, Anschluss für elektrische Geräte; alles sollte auf engem Raum verfügbar sein. „Hier setzen wir mit der Weiterentwicklung der Geberit Serie ONE an, die einen neuen Maßstab beim Interior Design im Bad setzt. Über 2000 Kombinationsmöglichkeiten ermöglichen die volle Entfaltung des persönlichen Stils“, Guido Salentinig, Geschäftsführer Geberit Österreich.

Stark im Kommen sind laut Quester außerdem Fliesen in Marmoroptik. Unterschiedliche Marmortypen beleben durch ihre Optik und Textur den Bereich der Natursteine. Weiters zählen auch 2022 große Fliesen zu den Bestsellern. Bei der Duschkabine für Privatbäder ist die Nachfrage nach Farben noch sehr gering. Im Objektbereich sieht Hersteller Artweger schon eine Zunahme von farblich abgestimmten Duschkabinen. Hier dominiert schwarz matt, aber auch spezielle Sonderfarben werden immer wieder angefragt. Die neuen Duschenserien Artweger Move und Protect wurden daher so entwickelt, dass sie auch voll farbfähig sind.

Einen weiteren Trend verortet Palme, und zwar in Richtung individueller Maßanfertigung – so werden von dem Unternehmen mittlerweile 2/3 aller Produkte individuell für den Kunden auf Maß gefertigt. Die Formgebung war zuletzt eher eckig – jetzt geht der Trend schön langsam wieder immer mehr in Richtung zu etwas Runderem.

Frage der Details

Besonders bei Armaturen und anderen Details im Bad ist der Trend deutlich bei Schwarz. Hierüber hinaus bietet unter anderem Emco Bad aktuell die Accessoires-Serie Round auch in seidenmatt-weiß an. Mit Produkten der Serie Black Selection hat auch Keuco im Bereich Armaturen und Accessoires das Angebot um schwarzmatte Artikel deutlich ausgeweitet.

„Die Nachfrage ist ungebrochen. Es werden aber auch die Stimmen in Richtung Weißmatt lauter“, heißt es auch bei Kludi. Christoph Gasser, CSO der Oras Group und Geschäftsführer von Hansa Armaturen stimmt zu, mit einem kleinen Aber: „Schwarz ist nach wie vor ein Dauerbrenner bei Sanitärarmaturen. Vor allem mattschwarze Modelle erfreuen sich wegen ihrer edlen Oberflächenanmutung großer Beliebtheit. Auch Weiß ist in immer mehr Bädern die Farbe der Wahl. Stark im Kommen sind momentan Farbtöne wie Anthrazit, Gold, Kupfer, Bronze und Messing.“ Ein Trend, der auch bei Grohe geortet wird: Farben wie Warm Sunset (erinnert an Rosé), das goldene Cool Sunrise und Hard Graphite für einen urbanen Look (jeweils poliert und gebürstet) sind nach wie vor beliebt.

Repabad setzt Produkte in zeitlosen Farben und bringt Individualität durch Formen, Abmessungen und vor allem durch Funktionalität ins Badezimmer. Für die Badewanne zum Beispiel werden verschiedene Massagesysteme angeboten. Der Hersteller Ideal Standard sieht zwar ebenfalls den Trend eindeutig bei Schwarz, es gibt jedoch insgesamt zwölf Farben zur Auswahl.

Um das Bad noch persönlicher gestalten zu können, bietet Baduscho mit der Serie Soul erstmals Beschläge in allen RAL-Farben als Sonderwunsch – eine vielversprechende Möglichkeit der Individualisierung im Bad. Hewi geht noch einen Schritt weiter und bietet, allerdings für den Objektbau, mehr als 4.500 Farben an. Die Möglichkeit der Individualisierung soll Unternehmen in Büro- und Geschäftshäusern sowie Hotels die Option bieten, das Corporate Design bis ins kleinste Detail umzusetzen.

Dusche für Barrierefreiheit

Die Trends gehen dahin, Bäder vorausschauend altersgerecht umzubauen oder direkt altersgerecht zu bauen, so Duscholux. Das heißt, es gibt vermehrt breite Einstiege und schwellenfreie Duschen. Besonders gut verkaufen sich Walk-in Lösungen, wie die Air 3. Auch das Thema „Kleben“ steht im Moment ganz weit oben bei Duscholux. Viele der Duschwände können nun optional geklebt statt geschraubt werden. Auch der Hersteller Bette sieht eine hohe Nachfrage nach Duschen, insbesondere großflächige und bodenebene Modelle. Hier soll einerseits ein komfortables Raumgefühl hergestellt werden und andererseits sind diese auch im Alter leicht zugänglich. Bei den Duschflächen hat man mit BetteAir die Evolution dieses Produkts weiter vorangetrieben, die Duschfläche aus glasiertem Titan-Stahl kann wie eine Fliese mit dem Estrich verklebt werden.

Kermi hat mit der Duschkabine Mena 2021 großen Zuspruch erfahren. Jetzt wurde die Serie um neue Bauformen erweitert. Mena gibt es ganz reduziert auf Maß gefertigt mit Wandbeschlag oder als Serienmodell mit Wandprofil für mehr Ausgleichsmöglichkeiten bei der Montage. Durch die Auswahl aus vier Befestigungsmöglichkeiten soll sich die Duschkabine für nahezu jede Badsituation eignen.

Nachhaltigkeit prägt Geschäft

Geht es um Wassersparen und dadurch Nachhaltigkeit im Badezimmer, stehen Armaturen, genauer gesagt elektronische Armaturen im Mittelpunkt. Von Seiten der EU kommen in Richtung EU-Taxonomieverordnung Vorgaben auf, wobei diese nur für den Objektbau vorgeschrieben werden sollen. Dennoch fließt die nachhaltige Denkweise bei den Projektplanungen immer mehr ein, heißt es von Kludi – es wird auch immer mehr auf kurze Lieferwege und Produktionen im europäischen Inland Wert gelegt.

„Wir setzen uns schon lange für die nachhaltige Herstellung und den verantwortungsvollen Gebrauch unserer Produkte ein. Von der CO2-Neutralität über Projekte zu Wasser- und Energieeinsparung bis hin zu innovativen Lösungen zur Verbesserung unserer Energie- und Ressourceneffizienz – wir haben zahlreiche Nachhaltigkeitsfelder definiert, die unseren Beitrag zum Klimaschutz konsequent erhöhen“, so Dornbracht-CEO Stefan Gesing.

Hansa hat zum Beispiel mit Blick auf diese Entwicklung ECO Varianten von beliebten Produktserien mit geringerem Wasserdurchfluss in mehreren Abstufungen eingeführt. Je nachdem, welche Gebäudezertifizierung angestrebt wird, kann man die passenden Armaturen miteinander kombinieren. „Den in der Verordnung festgelegten maximalen Wasserdurchfluss unterschreiten die meisten Hansa ECO Produkte deutlich“, so Christoph Gasser von Hansa. Vor allem mit berührungslosen Armaturen oder mit einer Kaltstart-Funktion bei Hebelarmaturen lassen sich laut ihm ganz bequem und quasi nebenbei viel Wasser und Energie einsparen.

In Zeiten von Energiesorgen sei eines festgestellt: Die Hersteller bieten ihre berührungslosen Armaturen meist mit Stromanschluss oder mit Batteriebetrieb an. Wer auf Nummer Sicher gehen will und sich auch bei ausgefallenem Strom die Hände waschen will – sofern man nicht auch von einer Wasserpumpe abhängig ist, sollte die Batterievariante wählen. So heißt es von Wimtec: Möchte man sich zu hundert Prozent gegen Stromausfall absichern, ist die batteriebetriebene Armatur mit ca. 200.000 Auslösungen und einer Batterielebensdauer von vier Jahren sicherlich die bessere Wahl.

Keuco hat ebenfalls einige elektronische Armaturen im Sortiment. Seit letztem Jahr bietet das Unternehmen auch Ixmo Sensorarmaturen an, die vorwiegend im Objekt verbaut werden.

Bildungsfrage

Bei der Installation der Sensorarmaturen gibt es laut Keuco keine Hürden und speziell bei elektronischen Armaturen wird mit Installations-Systemen und einer kostenlosen App bei der Einstellung unterstützt.

Auch Wimtec lässt seine Installateure dabei nicht alleine, hier liegt schon seit Firmengründung der Fokus auf den elektronischen Armaturen. Ein wesentlicher Eckpfeiler des über die Jahre entstandenen Netzwerks sind Schulungen und Veranstaltungen am Firmenstandort in Ferschnitz sowie Kontaktaufbau und -pflege im Rahmen von Vortragstätigkeiten. „Elektronische Armaturen sind ein absoluter Zukunftstrend, aber das Bewusstsein für solche neuen Technologien und auch der Einbau dieser Produkte muss geschult werden. Deshalb bieten wir ab sofort auch verstärkt Trainings für Installateure in unserem im Juni neu eröffneten Büro und Schulungszentrum an“, erklärt Walter Berger, Geschäftsführer Schell Austria Armaturen GmbH. Dort können sich nicht nur Fachhandwerker, sondern auch Großhandel, Betreiber und Bauherren ausführlich über die Schell Produkte informieren und sie live erleben.

Energiepreise machen Sorgen

Lieferfähigkeit und steigende Preise sind aktuell wenig erfreuliche Trends, wie es aus der Branche heißt. Man sieht sich zwar in der Lieferfähigkeit deutlich besser aufgestellt als manch anderer Bereich – weniger technische Komponenten und häufig europäische, wenn nicht sogar österreichische Produktionen sind hier Vorteile. Dennoch: Die hohen Energiepreise sorgen für Kopfschmerzen. So sind zum Beispiel Keramikbrennöfen sehr energieintensiv, wie Ideal Standard bestätigt. Grundsätzlich steigen die Preise, was auch bei den Kunden ankommen wird. Zwar wird versucht, einiges abzufedern, aber internationale Entwicklungen am Rohstoffmarkt lassen oft nichts anderes zu. So heißt es unter anderem von Baduscho: „Baduscho ist bis dato lieferfähig und meistert die Herausforderung, wie gewohnt ein verlässlicher Partner für Installateure und Kunden zu sein. Die erhöhten Rohstoffpreise haben eine Anpassung der Preise um 9% erfordert.“ Der Traum von der Wellnessoase zuhause wird allgemein teurer werden.