TU-Graz: Selbstbau-Lüfter für Schulen

Politik schläft: TU Graz präsentiert wirkungsvolle Abluftsysteme für Schulen und Kindergärten, die sich einfach und kostengünstig mit Baumarkt-Material installieren lassen.

Das mit den Lüftungsanlagen in Schulen ist so eine Sache. Es gibt hierzulande keinen Willen, kein Geld und niemand der sich wirklich darum kümmert. Da hilft manchmal nur Selbsthilfe und dazu liefert die TU-Graz nun Bauanleitungen. In zwei Grazer Klassenzimmern befindet sich ein Abluftsystem mit Baumarkt-Materialien, das die TU Graz in einem Pilotversuch installiert und erfolgreich getestet hat.

Kostengünstig mit Baumarkt-Material

Mit handelsüblichen Bauteilen, die zum Großteil direkt im Baumarkt erhältlich sind, fallen dafür pro Klassenzimmer Material- und Installationskosten von rund 500 bis 700 Euro an. Ein Erklärvideo zu Bau und Installation des Systems wurde nun auf der Institutswebsite unter www.coved.tugraz.at veröffentlicht, bis Mitte August folgt noch eine verschriftlichte DIY-Anleitung. „Mit gut durchgeplanten und installierten Abluftventilatoren ist das Infektionsrisiko ungefähr acht Mal geringer. Jedes Klassenzimmer und jeder Gruppenraum im Kindergarten kann mit einem derart effektiven Abluftventilationssystem problemlos und kostengünstig nachgerüstet werden. Es wäre ein ganz großer Beitrag, um das Infektionsgeschehen in Schulen und Kindergärten einzudämmen“, sagt Christina Hopfe uvom Institut für Bauphysik, Gebäudetechnik und Hochbau (IBPSC).

Aerosole raus, Frischluft rein

Das Prinzip des Abluftsystems ist simpel: Warme Luft steigt nach oben, transparente Absaughauben unter der Decke ziehen diese verbrauchte Luft inklusive der infektiösen Aerosole in Abzugsrohre, ein Ventilator transportiert diese Luft ins Freie. Für permanente Frischluftzufuhr sorgt ein gekipptes Fenster, das in kalten Wintermonaten seitlich abgedichtet werden kann, um Zugluft zu vermeiden. „Hier unterscheidet sich unser Abluftsystem deutlich von teuren Luftfilteranlagen, die Luft ansaugen, um sie zu reinigen. Bei Filteranlagen handelt es sich nicht um eine Belüftungsvariante. Aerosole werden im Raum zu diesem Gerät gezogen, das heißt, der Virus wird nicht dort entzogen, wo er ist, sondern kann sich im ganzen Raum verteilen, bevor er entzogen wird. Das hat zur Folge, dass Personen im Raum über Zeit lokal einer größeren Aerosolkonzentration ausgesetzt sein können“, schildert Hopfe und sagt weiter: „Die Systeme sind hilfreich, aber sollten unserer Meinung nach nur dann benutzt werden, wenn keine andere Belüftungsmöglichkeit zur Verfügung steht.“