Holzbau macht Volumen

Rund 300 Millionen Euro dürfte heuer der Umsatz im Objekt-Holzbau liegen. 20 Millionen Euro mehr sind für 2019 prognostiziert. Ein Massen-Phänomen sind städtische Holz-Wohnhäuser noch nicht, sehr wohl aber die Holzmengen, die verbaut werden.

„Kindern und Senioren gönnen wir Holz, uns dazwischen aber nicht“, bemerkte kürzlich der Zimmermeister Hans Harrer bei einer Cluster-Veranstaltung bei Strobl Bau – Holzbau in Weiz. Glaubt man den Marktbeobachtern von Branchenradar.com, stimmt das so nicht ganz. Im Vorjahr wurde danach im Objekt-Holzbau ein Umsatz von 272 Millionen Euro erzielt. Für heuer werden rund 300 Millionen Euro erwartet und für 2019 ca. 320 Millionen Euro. Und der größte Zuwachs wird im Wohnbau erwartet. Ein Massen-Phänomen wird der Holzbau in den Städten in absehbarer Zeit aber dennoch nicht. Und sei es nur deshalb, weil man ab großen Höhen besser andere Materialien wählt. Ein Massen-Phänomen im buchstäblichen Sinn sind allerdings die Holz-Massen, die in aktuellen Holzbauten verwendet werden: Beispielsweise rund 6.280 Kubikmeter Brettsperrholz für das Q7 im Stadtteil-Entwicklungsareal Reininghaus, wo der Holzbau einen deutlichen Schwerpunkt bildet und das Stadtteil-Bild mitprägt. Schließlich gibt es doch auf den angrenzenden Arealen der ehemaligen Hummelkaserne und an der Peter-Rosegger-Straße vielfach ausgezeichnete großvolumige Holzbauten aus den letzten Jahren.

Die wohnliche Birne

Auch das erst vor wenigen Wochen übergebene soziale Wohnbauprojekt „Max-Mell-Allee“ in Graz, ein Übertragungswohnbau der Stadt Graz, hat ordentlich Holz vertragen: Das von Nussmüller Architekten geplante und von der ENW Gemeinnützige Wohn- und Siedlungsgenossenschaft Ennstal um 5,4 Millionen Euro realisierte Objekt umfasst 38 Wohneinheiten mit 2.329 m² Wohnnutzfläche. Der bereits als „Birne“ oder „Wankelmotor“ bezeichnete Bau besteht eigentlich aus sieben Kleinhäusern.

Ein geradezu spektakuläres Holzbau-Objekt wurde Ende September mit dem iLogistics Center der cargo-partner in Fischamend in Betrieb genommen. Das von den Steyrer Poppe*Prehal Architekten geplante Gebäude brauchte nur ein Jahr Planung und ein Jahr Bauzeit und weist unter anderem zwölf Holzsäulen auf, die bis zu 16,30 m hoch aufragen. 4.200 m³ Holz wurden verbaut (so viel zum Stichwort „Volumen“) und 12.250 m² Nutzfläche geschaffen – und das größte Holzelement ist ein Träger mit 23 m Länge. Für die Architekten war dies nicht der erste herausragende Holzbau, haben sie doch das mit dem Staatspreis 2014 ausgezeichnete Logistikzentrum LT 1 der Schachinger Logistik realisiert sowie den Metro-Großmarkt in St. Pölten.

„Die Tragstruktur wird zum Gestaltungselement“

Als erstes Bildungsgebäude des Landes überhaupt erhielt das Türkenwirtgebäude der Boku Wien die Zertifizierung „ÖGNI Platin“. Es besticht nach außen durch seine Fassade aus Lärchenholz, innen werden die Fassaden begrünt. Seine inneren Werte liegen in einer Erdwärmepumpe zur Unterstützung der Heizung und der Kühlung, sowie einer Solarthermie- und einer Photovoltaik-Anlage und einem Fernwärmeanschluss. Geplant hat die Baumschlager Hutter ZT GmbH (Dornbirn) im Auftrag der BIG 5.650 m² in fünf Geschoßen, zwei davon unterirdisch. Die Bausumme beträgt 20 Millionen Euro. Ebenfalls von der BIG für die Boku ist ein besonders bemerkenswerter Holzbau in Vorbereitung: Ein Seminarzentrum im Niedrigstenergie-Standard, das im kommenden Frühjahr begonnen werden soll. „Im Sinne der Nachhaltigkeit wurde neben der Holzbauweise vor allem die Kompaktheit des Baukörpers hinsichtlich Energieeffizienz berücksichtigt“, beschreiben die SWAP-Architekten das Projekt.

Nach dem Fertigmodul-Prinzip wurde für die steirische Krankenanstaltengesellschaft Kages im LKH Graz-Südwest das erste „Holzkrankenhaus“ errichtet. Nach einer Planung von Architekt Simon Speigner (sps-architekten) wurde der Rohbau in nur zwei Monate erstellt. Auf knapp 1.500 m² sind 18 Patientenzimmer für 36 Patienten sowie Aufenthalts-, Therapie- und Verwaltungsräume untergebracht. 670 m³ Holz von MM wurden für den Bau verwendet, wobei die Wände aus Drei-Schicht-Platten ausgebildet sind, hinter denen die Installationen liegen. Dazu kommen ca. 1.200 m² Lärchenfassade und rund 1.000 m² Eichenparkett. Und: Bei der Eröffnung betonten die Kages-Verantwortlichen, dass der Holzbau nicht teurer sei als ein konventioneller Krankenhausbau derselben Größe. Ein Punkt, der immer wieder zur Sprache kommt.