Modul, bitte kommen

In Graz wurde eben ein modulares Wohnhaus präsentiert. Der Betonrohbau gleicht einem Regal, in das 25 m² große Raummodule eingeschoben werden.

Kiubo nennt sich ein modulares Bausystem, das flexibel funktioniert, verspricht Florian Stadtschreiber, Geschäftsführer der Kiubo GmbH. Er hat nicht nur Pläne und Visualisierungen zu bieten, sondern ein echtes Haus. Das steht in der Grazer Starhemberggasse und besteht aus einem Betonrohbau und 33 eingefügten Holzmodulen, die derzeit 19 Wohneinheiten bilden. Zusätzlich gibt es Gemeinschaftsräume mit begrünten Außenbereichen und ebenso grüne Freiflächen für die Hausbewohner. Entwickelt wurde das System von der ÖWG Wohnbau gemeinsam mit dem Grazer Architekturbüro Hofrichter-Ritter, den Holzbau lieferte Kulmer.

Unterschiede zum herkömmlichen Hausbau gibt es viele, beginnend mit der unüblichen Trennung von Roh- und Ausbau. Ein modulares Wohnhaus besteht aus einem stabilen Skelettbau, dem sogenannten Terminal. Das Gerüst wird bereits am gewünschten Ort erbaut und ist aus Beton gefertigt. Anschlüsse und Infrastruktur, wie Wasser- und Energieversorgung, sind im Grundgerüst eingebaut, um die einzelnen Module ohne Aufwand einfügen zu können. Die Bauzeiten hierfür sind kürzer, vor Ort wird nur wenig Zeit zur Errichtung benötigt und über die Nutzungsmöglichkeiten für das Gebäude kann, wenn erwünscht, auch erst kurz vor der Fertigstellung entschieden werden. In die Terminals, die den Rohbau bilden, können innerhalb von drei Stunden die bereits vorgefertigten Wohnmodule eingebaut werden. Diese 25 Quadratmeter großen Modul-Einheiten werden aus Holz in serieller Produktion in Hallen gefertigt, statt am zukünftigen Standort erbaut. Sie können ganz nach Belieben erweitert und an andere Orte übersiedelt werden, sobald es auch dort einen Kiubo-Terminal gibt.

Wohnungsregal aus Massivbau

Jede Einheit startet mit einem Basismodul in der Größe von 25 Quadratmetern. Dieses Modul ist eine autarke Wohneinheit, die mit einem Bad, einer Küche sowie einem Schlaf- und Aufenthaltsbereich ausgestattet ist. Die Einheit hat alles, was man zum Leben benötigt und kann jederzeit um Zusatzmodule, die wieder jeweils 25 Quadratmeter groß sind, erweitert werden.

Die Strom- und Sanitäranschlüsse der Module werden im Plug-&-Play-Prinzip mit dem Terminal verbunden. So kann alles bereits nach wenigen Stunden genutzt werden. Zusätzlich gibt es ein barrierefreies Modul. In Wohnhäusern können sich Mietwohnungen wie auch Eigentumsflächen befinden, „alles steht unter dem Anspruch, ein hybrides System zu bilden, das mit dem Leben mitwächst“, so Hans Schaffer, zweiter Geschäftsführer von Kiubo. „Durch den modularen Ansatz fügen sich die Kiubo-Terminals zu jeder Zeit, an jedem Ort, in jede Umgebung und jeden Grundriss ein. Kiubo ist eine neue Immobilienform, die Individualität, variable Nutzung und Nachnutzung in einem System vereint“, so Stadtschreiber. Damit sollen Bau, Finanzierung, Vertrieb und Nutzung so einfach wie nie zuvor werden.

Neben den besser kalkulierbaren Kosten und höherer Bauqualität dank Vorfertigung minimiert sich das Vermarktungsrisiko, da es sogar möglich ist, den Nutzungsmix im Zuge des Vertriebs von den zukünftigen Nutzerinnen und Nutzern bestimmen zu lassen. Es kommt zu kürzeren Bauzeiten, weniger Baustellenrisiken und zu einer Reproduktion an anderen Standorten“, so Schaffer.

Kosten im üblichen Bereich

Bleibt lediglich die Frage der Kosten. Dazu teilen die Erfinder Folgendes mit: „Kiubo denkt die Entwicklung, Finanzierung und den Betrieb von Immobilien vollkommen neu. Jedes Projekt ist einzigartig mit unterschiedlichsten architektonischen Features. Pauschale Errichtungskosten gibt es daher nicht, sie bewegen sich allerdings im Bereich des konventionellen Bauens“. Der Preis eines einzelnen Moduls sei davon abhängig, ob es sich um ein Basismodul oder ein additives Modul handelt, sowie von der Ausstattung. Und: „Durch einen hohen Grad an Vorfertigung, sowohl beim Terminal als auch bei den Modulen, spart Kiubo Zeit und Kosten“.