Steirischer Großofen
In Neudorf/Werndorf südlich von Graz wurde nach nur 20 Monaten Bauzeit ein neues Gas-Fernheizwerk in Betrieb genommen. Die Brennstoffwärmeleistung der drei Kessel beträgt 97,5 MW.
Es war „sportlich“ meint Martin Hochfellner, Leiter Technische Services bei der Verbund Thermal Power (VTP) für die Durchlaufzeit von 20 Monaten. „Wir haben im Februar 2017 begonnen und das Engineering zusammen mit Externen selbst gemacht. Am 12. November haben wir die Anlage übernommen, die von Bilfinger VAM mit dem Hauptlieferanten Viessmann errichtet wurde.“
Das enge Zeitfenster erschließt sich auf Nachfrage: Ursprünglich war die Einstellung der Kohle-Verfeuerung im nahen Mellach für 2018 geplant gewesen, jetzt wird sie doch erst 2020 erfolgen. Die in Werndorf/Mellach erzeugte Wärme wird übrigens über eine 25 km lange Leitung ins Grazer Fernwärmenetz eingespeist. Der Anlagenkomplex südlich von Graz hat eine überaus bewegte jüngere Geschichte: Im Streit stieg die Energie Steiermark damals aus dem Verlustgeschäft aus, die Anlage sollte verkauft werden, was letztlich unterblieb – und liefert jetzt mehr Fernwärme denn je nach Graz.
Nun hat Viessmann für das neue Gas-Kraftwerk, das insgesamt rund 16 Millionen Euro gekostet hat, drei Doppelflammrohrkessel mit einer Brennstoffwärmeleistung von jeweils 32,5 MW geliefert. Gefertigt wurden die Anlagen von der Tochter HKB (Holland Kessel Bau) in den Niederlanden. Ausgelegt sind die Brenner auf eine Lebenszeit von 30 Jahren. Der Auftragswert für Viessmann habe rund drei Millionen Euro ausgemacht, erklärte Viessmann-Österreich-Geschäftsführer Peter Huber gegenüber Building Times. „Die Abwicklung dieses Auftrages stellt für uns einen weiteren Meilenstein im Engagement unserer Industriekessel-Abteilung dar“, freute sich Huber.
Je nach Fernwärme-Nachfrage der Energie Graz kann auch jedes Flammrohr einzeln gefahren werden, im Vollbetrieb verbrauchen die sechs Brenner 9.500 m³ Erdgas. Die neue Anlage wird im BosB-Modus betrieben, was „Betrieb ohne ständige Beaufsichtigung“ bedeutet. Als Wirkungsgrad werden 97,5 Prozent genannt, besonders hervorgehoben werden die niedrigen Emissionen, die auf „best available technology“ ausgelegt sind: So bleibt NOx unter 60 mg und CO unter 15 mg. Damit die Schallemissionen 85 dB nicht überschreiten, wurde der 50 m hohe freistehende Kamin mit einem Kombinations-Schalldämpfer ausgerüstet.