König der Gebäudehüllen
Ewald Müller, Geschäftsführer von AluKönigStahl, über die zunehmende Vernetzung, die boomenden Märkte in Süd- und Osteuropa und die Notwendigkeit des Wandels im Wertschöpfungsprozess, der Qualität und Kosten sichert.
Building Times: Hr. Müller, die BAU steht vor der Tür. In vielen Bereichen gewinnen Sicherheit und Vernetzung an Bedeutung. Trifft das auch auf die Gebäudehüllen zu?
Müller: Selbstverständlich. Automatisierung und Sicherheit sind wesentliche moderne Bestandteile einer Gebäudehülle. Sensorik, Motorik und die Anbindung an zentrale Steuerungssysteme sind für die energetische Optimierung von Gebäuden der Standard der Zukunft. Einhergehend sind diese Themen mit vielen Sicherheits-Features, die ebenfalls State of the Art sind. Dieser Trend scheint aus unserer Sicht unumkehrbar.
Building Times: Der Holzbau nimmt europaweit etwas an Fahrt auf. Verändert dieses Material den Bauablauf und die zum Einsatz kommenden Materialien an den Fassaden?
Müller: Ganz sicher nicht. Ökologisch betrachtet scheint wohl vermeintlich das Wort Holz hier näher am Thema zu sein. Faktisch – und dies belegen diverse Studien, die auch von der TU Wien durchgeführt wurden – ist gerade die Lebensdauer des Werkstoffes Aluminium im Bereich der Fassade nicht nur langfristig wirtschaftlicher besser, sondern auch ökologischer. Der Vorfertigungsgrad vielmehr und ineinandergreifende Planungsschritte werden den Bauablauf positiv verändern. Neue Materialien wie GFK für große transparente Flächen werden sich als Abrundungsprodukt zu Aluminium eher durchsetzen als das Material Holz, das in jedem Fall Oberflächenbehandlungen unterzogen werden muss und dadurch die Lebenszykluskosten ungünstig beeinflusst.
Building Times: Derzeit herrscht Hochkonjunktur am Bau, trotzdem geraten besonders hierzulande immer wieder große Fassadenbauer in Turbulenzen. Wie ist das aus Ihrer Sicht erklärbar?
Müller: Der Preisdruck, der bis vor wenigen Monaten massiv an Nachunternehmer wie Fassadenbauer weitergegeben wurde, führte zu dieser traurigen Entwicklung. Weiters übernimmt heute der Fassadenbau in Kombination mit der Haustechnik wesentlich mehr Funktionen als in der Vergangenheit, was auch eine zusätzliche Übernahme von Risiken bedeutet. Der Fassadenbau muss sich seiner bedeutenden Rolle noch bewusster werden. Gerade der österreichische Metallbau ist europaweit einer der technisch besten, und es bedarf einer Anpassung der Preise an die Realität.
Building Times: Eine Zeit lang wurde den Themen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit große Aufmerksamkeit geschenkt. Ist das wieder vorbei, regiert im Moment die Masse?
Müller: Im Moment entsteht der Eindruck, dass durch gestiegene Grundstückspreise und Baukosten die Themen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit in den Hintergrund geraten. Mittel- und langfristig wird sich das Thema Energieeffizienz und Nachhaltigkeit gerade im Bereich der Gebäudehülle durchsetzen. Ein System, in dem in der Kette zwischen Projektentwicklern, Generalunternehmern, Teil-GU und Nachunternehmer in jedem Glied Kostenreduktionen stattfinden sollen, ist die logische Folge. Es braucht also einen veränderten Wertschöpfungsprozess, in dem es möglich sein wird, ohne Qualitätsverlust nachhaltig und energieeffizient zu bauen und trotzdem die Budgets einzuhalten.
Building Times: Die Politik redet viel über die Pläne zur Photovoltaik. In den Fassaden sind die Module dennoch kaum sichtbar. Sehen Sie Chancen, dass sich das bald ändert?
Müller: Technisch sind Energiegewinnungsthemen aus der Fassade längst machbar. Sobald Lebenszykluskosten die aus unserer Sicht längst überholte ausschließliche Betrachtung der Investitionskosten ablösen, werden sich derartige Maßnahmen durchsetzen.
Building Times: AluKönigStahl ist europaweit tätig. Wie entwickeln sich die einzelnen Märkte und welches Gewicht haben Projekte in Österreich, wenn man das Gesamtvolumen betrachtet?
Müller: Die Märkte Südost-Europas erleben im Bereich der Gewerbeimmobilie einen Höhenflug, der auch unserem Unternehmen in diesen Ländern ein hervorragendes Wachstumspotenzial ermöglicht. Speziell in Österreich dominiert im Moment der Wohnungsbau doch erheblich, sodass die Wachstumsraten in diesem Bürosegment in Österreich doch etwas geringer sind als im Rest unserer Märkte. Dennoch sehen wir in Österreich auch für die Zukunft einen starken Markt, dem wir uns mit aller Kraft widmen.
Building Times: In Österreich, speziell in Wien, wird derzeit sehr viel freifinanziertes Wohnungseigentum realisiert. Der Bürobau darbt hingegen vor sich hin. Sehen Sie da eine Trendwende kommen?
Müller: Wir glauben daran, dass sich die Dynamik im Wohnungsmarkt beginnend ab 2021 doch abschwächen wird. Die Urbanisierung und die geografische Lage Wiens werden aus unserer Sicht dazu führen, dass sich die Gewichtung des Bauvolumens wieder in Richtung Bürobau und Gewerbeimmobilie verschiebt. Ob wirklich von einer Trendwende die Rede ist, wage ich nicht zu behaupten, eine positive Entwicklung glauben wir jedenfalls zu sehen.