Geheimsache Klessheim
Die Tourismusschule Klessheim in Salzburg soll um rund 30 Millionen Euro zum Großteil neu gebaut werden. Über Details des Baus unter Verwendung von Steuergeldern schweigen sich die Beteiligten aus.
Es geht bald los. 19 Klassenräume und ein Internat der Tourismusschule Klessheim (Wals-Siezenheim) sind bereits in ein Containerdorf übersiedelt, weil die Schule zum Großteil neu errichtet wird. Ende September sollte der Spatenstich erfolgen, wie Schuldirektor Leonhard Wörndl bestätigt. Will man Näheres zum Bauvorhaben wissen, stößt man auf eine Mauer der Ablehnung.
Die beginnt beim Wiener Architekten Max Rieder, dessen Homepage unter „News“ als jüngsten Eintrag einen Vortrag in Bozen im März 2017 ausweist. Rieder hatte einen Architekten-Wettbewerb für den seither mehrmals verschobenen Neubau der Wirtschaftskammer Salzburg (WKS) bereits 2013 gewonnen. Damals wurden übrigens 12.000 m² BGF genannt. Rieder lässt Building Times ausrichten, er werde sich bis auf weiteres nicht zu dem Projekt äußern. Da in den spärlichen Ankündigungen von einem „ökologischen Vorzeigeprojekt“ die Rede war, mit Innenwänden aus Holz, Betonkernaktivierung, Grundwasser-Wärmepumpe, Fernwärme für das Warmwasser und einer PV-Anlage mit 150 kWp, lag es nahe, den Haustechnik-Planer, das Technische Büro Karres in Salzburg, um Details zu ersuchen. Doch auch hier: Karres-Eigentümer Bernhard Maxbauer lässt ausrichten, dass „nach Rücksprache mit der WKS aus Datenschutzgründen keine Stellungnahme abgegeben wird“.
„Kein Bericht gewünscht“
Beim Bauherrn, der Wirtschaftskammer Salzburg, erklärt deren Leiter der Bau- und Gebäudeverwaltung, Wilfried Buchegger: „Nach Rücksprache mit der Geschäftsführung ist vorerst kein Bericht zum Bauvorhaben Neubau Tourismusschule gewünscht“. Nun ist das Leben erfahrungsgemäß kein Wunschkonzert und beim Einsatz von vielen Millionen Steuergeld muss die Frage nach deren Verwendung sehr wohl gestellt werden. Das taten auch Kollegen der Salzburger Nachrichten. Sie berichteten im Juni unter Berufung auf die WKS, dass die WKS 43 Prozent der Kosten und damit 12,9 Millionen Euro leisten, der Bund 35 Prozent, also 10,5 Millionen Euro, und das Land Salzburg 22 Prozent oder 6,6 Millionen Euro. Das ist weniger als früher, was angesichts der steigenden Baupreise verwundert. Das könnte bedeuten, dass das Projekt abgespeckt wurde.
Besonders interessant ist der Baukostenzuschuss des Bundes, der nach WKSRechnung 10,5 Millionen Euro betragen sollte. Woher genau die kommen sollen erschließt sich nicht wirklich. Umfangreiche Building Times-Recherchen zeigen, dass das Bildungsministerium, das laufend mit dem Tourismus- und dem Finanzministerium verhandelt, Ende August „ca. 4,76 Mio. Euro Bundesbeitrag zu den Baukosten“ nennt. Was ein Finanzierungsloch für den Bauträger von 5,74 Millionen Euro bedeuten würde. Vielleicht mag man deshalb keinen Bericht über das Projekt.
Modul übersiedelt
Mit dem Klessheim-Containerdorf ist das Tourismusschul-Bauprogramm jedoch nicht abgeschlossen. Wie berichtet, werden die Tourismusschulen Modul der Wiener Wirtschaftskammer von Döbling auf den wko campus wien am Währinger Gürtel übersiedeln. Dort haben die mit 56,8 Millionen Euro budgetierten Um- und Neubauarbeiten im Juli begonnen und werden voraussichtlich bis Sommer 2023 dauern.
Der bisherige Standort in der Peter-Jordan-Straße sei in die Jahre gekommen, stellte die Wirtschaftskammer Wien fest, weshalb dort ein Neubau oder die vollständige Renovierung der Schule wegen teils doppelt so hoher Investitionen nicht sinnvoll sei. „Am Währinger Gürtel können wir durch eine effizientere Raumplanung den vorhandenen Platz noch besser nützen und sicherstellen, dass alle Bildungsmöglichkeiten bestens angeboten und genutzt werden können“, erklärte Barbara Kluger-Schieder, Bereichsleiterin Bildungsinstitutionen in der Wirtschaftskammer Wien. Spannender ist freilich, was mit dem Alt-Standort in Döbling passiert. Der Bauplatz direkt am Türkenschanzpark bietet viel Platz für luxuriöses Wohnen.