Brauchen Unternehmen einen CDO?
Kann das nicht die IT-Abteilung mitmachen? Allein die Frage macht deutlich, wie unterschiedlich die Aufgaben eines Chief Digital Officers in Unternehmen wahrgenommen werden. Wir sprechen mit Peter Weckesser, CDO und Executive Vice President bei Schneider Electric, über seine Position.
INTERVIEW: Peter Weckesser
Mit der Taxonomie wird sich die Welt der Immobilienentwickler verändern. Nicht nur, denn jedes Unternehmen hat Immobilien und der Umgang damit kann entscheidend sein für den Erfolg. In der Zukunft werden Gebäudedaten eine immense Bedeutung erhalten. Dass die klassische IT damit vielfach überfordert ist, zeigt sich besonders in großen Unternehmen.
Building Times: Herr Weckesser, Schneider Electric gilt als Spezialist für Energiemanagement-Lösungen in der Gebäudeautomation, für industrielle Automatisierung, Rechenzentren und Energienetze. Sie sind Chief Digital Officer in einem Unternehmen mit weltweit über 135.000 Mitarbeitern. Warum sollte auch ein Immobilienunternehmen eine solche Position einrichten?
Peter Weckesser: New Work in Büros oder Fernwartung in Produktionshallen haben die Digitalisierung von administrativen Prozessen ebenso beschleunigt wie in der Gebäudeautomation. Und das nicht erst, seit wir aufgrund der Pandemie über die veränderte Nutzung von innerstädtischen Büroflächen nachdenken. Die Immobilienbranche befindet sich im digitalen Transformationsprozess und mit der Etablierung eines CDOs wird dem Rechnung getragen. Zudem wird die Besetzung als eine strategische Entscheidung wahrgenommen, die Allokation von Budget und Manpower ermöglicht und Mitarbeitenden zeigt, dass es dem Management ernst ist.
Building Times: Wie nehmen Sie Ihre Kollegen mit auf die digitale Reise?
Peter Weckesser: Zunächst muss allen der Mehrwert von Digitalisierung klar sein, erst dann kann ich Kollegen und Kolleginnen von der Teilnahme an Mentor-Programmen, autodidaktischen Möglichkeiten wie Tutorials oder Webinare oder der klassischen Weiterbildung überzeugen. Wenn diese dann als Gewinn für alle verstanden werden, ist die Akzeptanz hoch. Das hängt sehr stark von der gelebten Kultur in einem Unternehmen ab und wird unterschiedlich wahrgenommen – Stichwort agiles Arbeiten. Im Anschluss müssen Mitarbeiter dann in der Lage sein, die gelernten digitalen Wege auch zu gehen. Laptop, Smartphone, remote Anbindung sind nur die Basics. Auch Softwarelizenzen oder digitale Zugänge zu Recherchequellen gehören dazu. Wenn ich beispielsweise wissen will, wie sich der österreichische Immobilienmarkt entwickelt hat, brauche ich einen Bezahl-Zugang zu einer Statistikseite. Wir sprechen von Enablement – der Befähigung –, die es braucht, damit unsere Teams ihre Ziele aktiv verfolgen können.
Building Times: Und welche Ziele verfolgen Sie?
Peter Weckesser: Als CDO bei Schneider Electric ist mir daran gelegen, zu zeigen, welchen Mehrwert eine konsequente Digitalisierung des Immobiliensektors mit sich bringt. Denn es geht um mehr als nur eine Steigerung von Flexibilität und Komfort: Modernes, digitales Facilitymanagement bewirkt vor allem große Fortschritte in der Energieeffizienz. Gerade im Hinblick auf politische Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsbestrebungen, wie sie im Green Deal der Europäischen Union festgeschrieben sind, steht der verbrauchsintensive Gebäudebereich stark im Fokus. Rund 75 Prozent der Bestandsgebäude in der EU sind nicht energieeffizient und bis 2050 werden noch zwischen 85 und 95 Prozent dieser Gebäude genutzt werden. Neben der Bestandsmodernisierung können wir auch an innovativen Projekten wie dem EUREF-Campus in Düsseldorf zeigen, welchen Mehrwert digitales Facility Management ermöglicht. Hier können wir zeigen und erlebbar machen, was heute schon alles möglich ist.
Building Times: Welche Immobilienthemen finden sich in aktuellen Entwicklungen von Schneider Electric wieder?
Peter Weckesser: Digitalisierung ist unsere Kernkompetenz und die setzen wir ein, um Arbeits- und Lebensbereiche nachhaltiger zu gestalten. Wir elektrifizieren Prozesse und entwickeln Lösungen für eine energieeffiziente Gebäudeautomation, die einerseits Nachhaltigkeitsziele verfolgen und andererseits den Nutzer mit seinen Bedürfnissen im Fokus haben. Aspekte, die den Wert einer Immobilie zukünftig maßgeblich ausmachen: Wenn mir als Betreiber einer Immobilie durch ein Analysetool wie unserem „EcoStruxure Workplace Advisor“ Daten zur Verfügung stehen, kann ich die Nutzung von Bürofläche analysieren und datenbasierte Entscheidungen ableiten – beispielsweise weitere Flächen anmieten oder bei Nichtnutzung weitervermieten. Dies setzt eine flexible Steuerung der Räume voraus, was mühelos über das Tool geregelt werden kann. Dadurch kann ich als Gebäudebetreiber meinen Mietern einen höheren Komfort bei niedrigerem Preis anbieten. Diese Lösungen, bei denen vernetzte Komponenten Daten sammeln, diese digital auswerten und für Nutzer und Betreiber in mehrwertstiftende Maßnahmen umgesetzt werden, entwickeln wir ständig weiter. Zudem erarbeiten wir Dienstleistungen wie die Energy Sustainability Services, die den komplexen Energieerzeugungsmix durchleuchten und Kunden bei ihrem unternehmensweiten Energieeinkauf unterstützen.
Building Times: Wie bewerten Sie Partnerschaften mit PropTechs?
Peter Weckesser: Ein Blick auf Schneider Electrics Märkte zeigt, dass wir mehr als ein Drittel unseres Umsatzes im Gebäudesektor realisieren. Damit gehören wir selbst zu den PropTechs für den globalen Immobilienmarkt. Mit der Akquise des Softwareherstellers RIB im vergangenen Jahr haben wir unser Portfolio um weitere Bereiche – wie einer Bauplanungs-Software oder ein kaufmännisches Facility Management Tool – erweitert. So können wir nun entlang des gesamten Gebäudelebenszyklus alle Schritte mit Hard- und Software aber auch Dienstleistungen wie Services und Beratungen anbieten. Darüber hinaus sind wir davon überzeugt, dass Kollaboration und der Austausch mit anderen Unternehmen auf Augenhöhe immer ein Gewinn sind. Beispiele sind unsere Connectivity Alliance mit Somfy, Danfoss oder Assa Abloy.
Building Times: Vielen Dank für das Gespräch.