Wien bekommt neuen „Riesen-Wasserkocher“

Wien Energie errichtet eine Power-to-Heat-Anlage in der Spittelau. Das Gebäude setzt im Hundertwasser-Stil mit Urban Farming am Dach auch äußerlich auf Klimaschutz.

Neben der Müllverbrennungsanlage Spittelau wird fleißig gewerkt: Dort, wo bis vor kurzem noch zwei Öltanks gestanden sind, baut Wien Energie eine neue Power-to-Heat-Anlage. Wie eine Art überdimensionaler Wasserkocher wandelt die Anlage künftig überschüssigen Ökostrom aus dem Netz in Wärme um. Damit sorgt sie nicht nur dafür, dass wertvolle Energie zur Gänze genutzt wird und der Anteil an erneuerbarer Wärme steigt, sondern trägt auch zur Stabilisierung des Stromnetzes bei. Die Anlage soll im Frühjahr 2022 in Betrieb genommen werden.

„Für den Klimaschutz sind Anlagen wie die neue Power-to-Heat-Anlage von besonderer Bedeutung. Wenn etwa starker Wind weht, erzeugen Windkraftanlagen oft mehr Energie, als in dem Moment benötigt wird. Mit unserer Anlage können wir künftig auf Knopfdruck diesen Überschussstrom aufnehmen und in Wärme umwandeln, speichern und verteilen. Wien heizt dann praktisch mit Windkraft“, erklärt Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung.

Die Anlage wird aus zwei Durchlauferhitzern mit jeweils 5 Megawatt bestehen, die unabhängig voneinander betrieben werden können. Wenn im Stromnetz ein Überangebot besteht, dann erfolgt ein Abruf über den Übertragungsnetzbetreiber Austrian Power Grid (APG). Die Anlage wird innerhalb weniger Minuten aktiviert, nimmt die Energie auf und wandelt sie in heißes Wasser mit einer Temperatur von rund 155 Grad Celsius um. Das heiße Wasser wird in das Wiener Fernwärmenetz eingespeist und kann so direkt und effizient in den umliegenden Haushalten genutzt werden.

Ökologisches Mahnmal und Garteln am Dach

Um für die Anlage Platz zu schaffen, wurden im vergangenen Sommer zwei alte Öltanks am Standort Spittelau abgebaut.  Seit 1992 ist die Müllverbrennungsanlage dank Hundertwassers ökologischem Engagement und seiner künstlerischen Praxis ein Wahrzeichen Wiens. Der Künstler sah den Fassadenbau der Spittelau als „Mahnmal für eine schönere, abfallfreie Zukunft“. An diesen Gedanken passt Wien Energie in Zusammenarbeit mit der Stiftung Hundertwasser auch die Architektur der neuen Power-to-Heat-Anlage an. Mit bunten Mosaiken und runden Formen wird die Anlage ein weiteres Zeichen für mehr Klimaschutz in der Stadt. Bei der Errichtung des Gebäudes wird zudem im Sinne der nachhaltigen Kreislaufwirtschaft teilweise Ökobeton verwendet. Diesem speziellen Beton sind Baureste beigemischt, die beim Abbruch alter Gebäude entstehen.

Prägend für den Stil Hundertwassers war auch die unmittelbare Einbindung der Natur und ein starker Sinn für Gemeinschaft. Das Dach der Power-to-Heat-Anlage wird deshalb begrünt und als kleiner Erholungsraum in Kampf gegen städtische Hitzeinseln gestaltet. Auf den Urban Farming-Flächen mit Hochbeeten können Wien Energie-MitarbeiterInnen künftig gemeinschaftlich Tomaten, Paprika und Kräuter anpflanzen.