Kurzarbeit wegen Materialmangel?
Die Sparte Gewerbe Handel fordert Kurzarbeit weil Material auf Baustellen fehlt. Einzelne Betriebe drohen bereits mit Schließung ihrer Unternehmen.
Droht nach der Gesundheitskrise eine Rohstoffkrise? Ja, sagt dazu Andreas Wirth Bundesinnungsmeister der Elektrotechniker und Spartenobmann-Stellvertreter der Sparte Gewerbe Handwerk in der Wirtschaftskammer. „Es geht so nicht weiter, wir verhandeln mit der Bundesregierung gerade über ein Kurzarbeitsmodell weil auf den Baustellen das Material fehlt“, beschreibt er die dramatische Situation. Er weiß von einem Schlosser im Burgenland, der sechs Mitarbeiter gekündigt hat, weil ihm die Aluminiumprofile fehlen, um Aufträge zu erledigen.
Preiserhöhungen bescheren Verluste
Ein Teil des Problems sind natürlich auch die drastischen Preiserhöhungen bei manchen Komponenten des Bauwesens. Diese Preise seien in den im Vorjahr in die Auftragsbücher genommenen Bauvorhaben nicht einkalkuliert, womit am Ende selbst bei frist- und sachgerechter Ausführung am Ende ein Verlust für die Unternehmen herauskomme. „Die Situation ist dramatisch und erzeugt rundum Unbehagen“, so Wirth, der täglich Anrufe von Unternehmen erhält, die ihm ihr Leid klagen und auch ans Aufhören denken“, so der Innungsmeister.
Mit Preisgleitklauseln ließe sich diese Situation abfedern, nur sind die im Gewerbe kaum üblich. Sie werden oft vergessen, weil es in der Vergangenheit keine so groben Verwerfungen auf dem Materialmarkt gegeben hat, erklärt Wirth und fügt hinzu: „Wir kommen nicht aus den abgeschlossenen Verträgen“.
Kunststoff dramatischer als Stahl
Nach Einschätzung von Heinz Haider, dem scheidenden Geschäftsführer von OBO Bettermann Österreich, sei die Situation bei Kunststoffen weitaus dramatischer als bei Stahl. Die Preise für Rohgranulate seien teilweise um mehr als 70 Prozent teurer geworden, weiß er. Sein Unternehmen hat das Handwerk Anfang März über Preiserhöhungen informiert, die im Mai in Kraft getreten sind. Sollte sich die Situation nicht verbessern, stünden im Herbst für manche Produktbereiche weitere zweistellige Erhöhungen an, so Haider. Er persönlich glaubt aber, dass mit dem Fall der Maskenpflicht auch die Spekulation auf den Rohstoffmärkten ein Ende finden wird.