Schnecken-Verbreitung

Was an Smart Metern noch smart sein soll, wenn sie nicht und nicht kommen, ist schleierhaft. Für Energiegemeinschaften wären sie dringend nötig – aber die kommen ja auch noch nicht. Ein Trauerspiel in vielen Akten.

Die Einführung der Smart Meter, der digitalen Stromzähler, ist auch im Vorjahr nicht richtig vom Fleck gekommen. Wann es die Geräte flächendeckend geben wird, ist überhaupt nicht abzusehen, dafür sind weitere Verzögerungen sicher. Dabei wollte Österreich bis Ende 2017 schon 70 Prozent aller Haushalte versorgt haben und bis Ende 2019 95 Prozent. Tatsächlich waren es Ende 2018 gerade einmal 17 Prozent, Ende 2019 knapp über 22 Prozent.

„Quote kann noch niedriger ausfallen“

Die E-Control als Aufsichtsbehörde wird, bei aller Zurückhaltung, allmählich äußerst unrund, wie aus einer Stellungnahme der beiden Geschäftsführer Wolfgang Urbantschitsch und Andreas Eigenbauer für Building Times hervorgeht: „Die Ausrollungsquote von 80 Prozent Smart Meter, die bis Ende 2020 vorgesehen war, wurde wohl von den meisten Netzbetreibern nicht erreicht. Die Netzbetreiber haben Zeit, bis Ende März die Daten für das vorangegangene Jahr zu liefern und dann werden wir die genaue Ausrollungsquote wissen. Bei den Zahlen für 2020 wird die Corona-Krise noch eine zusätzliche Rolle spielen. So ist zu befürchten, dass wohl noch negative Auswirkungen auf Lieferketten sowie Installationsarbeiten vor Ort dazu kommen, sodass die Quote bei der Ausrollung bis Ende 2020 noch niedriger als ursprünglich in den Plänen gemeldet wurde, ausfallen kann“. Als Gründe für die Verzögerungen würden von den Netzbetreibern unter anderem technische Probleme, erhöhte Datenschutz- und Sicherheitsanforderungen und aufwändige Vergabeverfahren angeführt. „Wir hoffen aber, dass die Ausrollung jetzt zügig vorangetrieben wird“. Es gebe aber durchaus auch Unternehmen, die die Zielquote erreicht hätten.

Energiegemeinschaften brauchen Smart Meter

„Smart Meter spielen im Rahmen des EAG insofern eine wichtige Rolle, als sie zum Beispiel die Voraussetzung dafür sind, um als Konsumentin oder Konsument an den künftigen Energiegemeinschaften teilnehmen zu können. Allerdings gibt es auch jetzt schon ein Recht der KundInnen darauf, die Installation eines Smart Meters vom Netzbetreiber zu verlangen, auch wenn die flächendeckende Ausrollung erst später stattfinden würde“, betonen die Vorstände der E-Control.

Säumigkeit praktisch folgenlos

Zwar seien die Zielvorgaben für den Rollout der Smart Meter für jeden Verteilnetzbetreiber verpflichtend in einer Verordnung des (nunmehr) BMK vorgegeben, und eine Nichterfüllung der Zielvorgaben könne zu Aufsichtsverfahren der E-Control und auch Verwaltungsstrafverfahren führen. „Das hängt von den Umständen des jeweiligen Falles ab, die die E-Control natürlich eingehend prüfen wird. Eine Anpassung der Ziele der Verordnung hätte eine Neubewertung der Situation – je nach Art der Änderung der Verordnung – zur Folge“, halten Urbantschitsch und Eigenbauer fest. Frei nach Shakespeare also: Wie es euch gefällt.

Entwicklungsland Steiermark

Die Steiermark, als Beispiel nur genannt, ist Smart Meter-technisch noch Entwicklungsland: „Wir haben rund 43.000 Smart Meter eingebaut, das betrifft rund acht Prozent der Kunden in den Netzen der Energie Steiermark“, erklärt Urs Harnik-Lauris, der Pressesprecher der Energie Steiermark, auf Anfrage. Zusammen mit den anderen Netzbetreibern käme man auf rund 80.000 verbaute Smart Meter im ganzen Land. Aber künftig soll die Post abgehen. „Wir werden heuer wöchentlich rund 1.000 Smart Meter installieren, sodass wir bis Ende 2021 insgesamt rund 150.000 Smart Meter erwarten“.

NÖ gerade erst am Start

Die Netz NÖ hat erst im September 2020 mit dem Flächen-Rollout begonnen. Nun aber sollen bis Ende 2022 etwa 800.000 Stromzähler getauscht werden. Laut dem Geschäftsführer von Netz NÖ, Werner Hengst, sei man nicht schuld daran: „Österreich hat eine Reihe von zusätzlichen technischen Anforderungen festgelegt, zum Beispiel die Wahlmöglichkeit zwischen drei Konfigurationen. Das hat die Lieferung der Geräte verzögert“. Interessant ist, dass diese Verzögerung in OÖ so gut wie nicht gewirkt hat.