Kesselindustrie fordert Technologie- und Energieneutralität
Die Bundesinnung der Installateure ist neues Mitglied in der Vereinigung der Kessellieferanten. Gemeinsam wehrt man sich gegen das Abdrehen von Gas.
Die Vereinigung Österreichischer Kessellieferanten hat mit der Bundesinnung der Installateure ein neues Mitglied. Die Herausforderungen für Energieeffizienz und Klimawandel könne die Heizungsbranche nur gemeinsam lösen, betont Helmut Weinwurm Vorstandsvorsitzender der VÖK. Deshalb verlasse man bewusst die bisherige Linie um sich für die Zukunft breiter aufzustellen. Ein zentrales Anliegen der VÖK ist die völlige Technologieoffenheit gegenüber allen verfügbaren Systemen und massive Unterstützung zur Entwicklung neuer Lösungen für alle Aggregatzustände der verschiedenen Energieträger. Gemeint ist damit „grünes Gas“, Holz in allen Stückelungen, e-Liquids, Wärmepumpen und die Nutzung von Solarenergie.
Richtig zur Sache geht es bei Gaskesseln, die 2020 mit 52 Prozent den Löwenanteil des Kesselabsatzes ausmachten. Etwa 30 % entfallen auf die Wärmepumpe, bei 14 % liegt die Holzheizung, die Ölkessel lagen im Vorjahr bei rund 3 %. Um das Gas weiterhin salonfähig zu erhalten setzt die VÖK auf grünes Gas. Das ist gegenwärtig zwar nur in Spurenelementen vorhanden, soll aber in Zukunft vermehrt zum Einsatz kommen. Um grünes Gas etablieren zu können, brauche es jedoch eine Förderung, so die Vertreter der VÖK. Diese sei jedoch im Erneurbaren Ausbaugesetz nicht vorgesehen, wie VÖK-Geschäftsführerin Elisabeth Berger bedauert.
Bei der Wärmepumpe geht die Branche einen schmalen Pfad. Einerseits wird sie von Mitgliedern täglich verkauft, andererseits wird häufig erwähnt, dass der Boom der Luftwärmepumpe die Stromerzeugung und Netze überfordern wird. Die Wärmepumpe sei keine Alternative für Gasgeräte. Dafür seien die Stromnetze nicht geeignet und auch die Kosten für Wärmepumpen würden viele Konsumenten überfordern, so VÖK-Vorstand Weinwurm.
Installationskapazitäten verdoppeln
Auch was die vorhandenen Installationskapazitäten für die Erneuerung der Heizsysteme betrifft hat die VÖK eine Idee: Den Heizungstausch auch im Winter. Das sei problemlos möglich, so der stv. Bundesinnungsmeister Manfred Denk. „Es gibt praktikable mobile Überbrückungslösungen, so dass inzwischen ganzjährig gearbeitet werden kann. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das: Wir haben bisher ein Volumen von 80.000 – 100.000 Anlagen pro Jahr installiert – in nur 6 Monaten, bei ganzjährigem Einsatz können wir diese Zahl in etwa verdoppeln“, erklärt er.
Gegen Zwangsumstellung
Für den Landesinnungsmeister von Salzburg Andreas Rotter ist es ganz besonders wichtig, dass die Bevölkerung durch Anreize von der Politik animiert wird und nicht durch Vorschriften gezwungen wird. „Man kann nicht die Hälfte des Heizungsbestandes durch Zwang tauschen. Das sind immerhin rund 1,5 Millionen mit fossilen Energieträgern betriebene Anlagen“, gibt er zu bedenken. Auch wenn großzügige Förderungen vorhanden sind muss der Bürger immer noch einen nennenswerten Restbetrag zahlen, erklärt Rotter.
Dezentrale Stärke
Die Geschäftsführerin VÖK Elisabeth Berger freut sich auf die Zusammenarbeit und betont die Leistbarkeit der Heizung: „Die Heizungsindustrie und das Fachhandwerk arbeitet schon lange an diesen vielen Themen eng zusammen und ich freue mich auf eine weitere Intensivierung dieser Zusammenarbeit. Wir sind zutiefst überzeugt, dass dezentrale Anlagen vor Ort und in der Verantwortung des Betreibers den geringsten Energieverbrauch generieren“. Es sei nicht ganz einfach den Spagat zwischen Leistbarkeit, Sicherheit und Ökologie zu finden – die Lösung werde wahrscheinlich nicht die reine Lehre, sondern ein Mittelding sein. „Wenn wir aber weder Lust auf Blackout noch Klimawandel haben, dann sollten wir uns möglichst rasch für Technologie- und Energieträgervielfalt entscheiden – Hybrid ist vielleicht nicht nur in der Mobilität sondern auch im Wärmebereich eine gute Lösung – wenn auch in Österreich unbekannt und ungefördert“, so Berger.