Die Tiroler Größe

Im Unterland schaut es gut aus, im Oberland eher schlecht. So beschreibt Veronika Opbacher, die Tiroler Innungsmeisterin der Installateure und Co-Geschäftsführerin der Opbacher Installationen GmbH in Fügen, die aktuelle Auftragssituation.

Kaum waren die Wirtschaftskammer-Wahlen in Tirol geschlagen, bei denen Veronika Opbacher (29) als Obfrau der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker wiedergewählt wurde, kam schon die Corona-Krise. Dementsprechend „werden die konstituierenden Sitzungen erst im Herbst stattfinden“, wie Opbacher im Gespräch mit Building Times erklärt. Jedenfalls weiß die Absolventin der HTL für Gebäudetechnik in Jenbach aufgrund ihrer Kammer-Umtriebigkeit, „dass es in Tirol bei den Installateuren während der Krise sehr ruhig war“.

Ein Innungs-Newsletter mit Hilfsangeboten habe kaum Resonanz gefunden, sagt die Innungsmeisterin und gibt ein differenziertes Stimmungsbild wieder: „In Tirol insgesamt ist die Situation relativ gut, bei uns im Unterland schaut es gut aus, wir sind eigentlich sehr optimistisch, die Auftragsbücher sind bei uns voll und durch die Corona-Krise erwarten wir keine Umsatz-Einbußen“.

Hotelprojekte wackeln

Im Oberland hingegen schaue es eher schlecht aus, räumt die Innungsmeisterin ein, „dort weiß ich von Kollegen, dass sehr viele Kunden abgesagt haben“. Stark betroffen sei der Bezirk Landeck, in dem bekanntlich auch Ischgl liegt. Das ist, wohlgemerkt, ein Stimmungsbild aus dem Mai 2020, denn die Prognose für das nächste Jahr sieht erheblich anders aus, wie Opbacher am eigenen  Unternehmen demonstriert. „Wir arbeiten zwar derzeit gerade an zwei Vier-Stern-Hotels und je einem 5-Stern und einem 5S-Stern-Hotel, rechnen aber damit, dass im nächsten Jahr kein Hotel kommen wird. Von der Hotellerie ist im nächsten Jahr nicht viel Umsatz zu erwarten“. Was bei einem Hotel-Anteil von rund 15 Prozent am Gesamtumsatz von 33 Millionen Euro bis 36  Millionen Euro pro Jahr nicht ganz unbeachtlich ist. „Wir sind spezialisiert auf Hotels, Industrie, Wohnanlagen und Privatkunden“ erklärt Veronika Opbacher das Portfolio. Sie ist seit Ende Februar als 40-Prozent Eigentümerin der Opbacher Installationen GmbH im Firmenbuch eingetragen, genauso wie ihre sieben Jahre ältere Schwester Viktoria Neuner-Opbacher. Vater Franz, der vormalige Alleineigentümer, hält nunmehr 20 Prozent. Er nennt sein Werk stolz „das innovativste Installationsunternehmen Österreichs“. Mit 220 Mitarbeitern, davon 25 Lehrlinge, einer Filiale in Seefeld und einem selbst  definierten Aktionsgebiet von „Tirol, Salzburg und Bayern“.

Wohnbau bringt den halben Umsatz

Rund die Hälfte des Umsatzes entfalle auf den Wohnbau, sagt Opbacher, ein Viertel auf die Industrie, 15 Prozent auf die Hotellerie und rund zehn Prozent auf das Privatkundengeschäft. Das zu einem erheblichen Teil vom 1.600 m² großen Bäder-Schauraum in Fügen beflügelt wird.

Vater Franz Opbacher hat eindrucksvolle Leistungszahlen des von ihm vor 40 Jahren gegründeten Unternehmens  zusammengestellt: Etwa die Installation von Kesseln mit mehr als 600 MW Leistung, die Verlegung von ca. acht Millionen Meter  Fußbodenheizungs-Rohren und auch die Anbringung von Sonnenkollektoren mit rund 16.000 Quadratmetern Gesamtfläche. Wozu auch die Mitgliedschaft bei „Holz die Sonne ins Haus Energieconsulting“ beiträgt. Für die Wirtschaftskammer sitzt Veronika Opbacher auch im Vorstand des Vereins Energie Tirol. „Wenn man nur Heizung, Lüftung Sanitär hernimmt, dann sind wir der größte Installateurbetrieb in Westösterreich. Der Pletzer in Hopfgarten ist auch sehr groß, hat aber die Fliesenleger dabei“, erläutert die Geschäftsführerin die eigene Marktstellung. Pletzer selbst nennt 170 Mitarbeiter.

„Wir hatten nie geschlossen“

„Wir hatten nie geschlossen, während viele Kollegen eine Woche geschlossen hatten. Und den Schauraum haben wir wieder offen, seitdem Verkaufsflächen über 400 m² wieder zugänglich waren“, schildert Veronika Opbacher den Corona-Krisenverlauf, wozu auch gehört, dass 50 von den insgesamt 220 Mitarbeitern an großen Wohnbauprojekten in München durcharbeiten konnten.

„Die haben eine Vier-Tage-Woche und das sind viele steirische und Kärntner Arbeiter, die direkt auf die Baustelle gefahren sind. Und die Materialanlieferung ist entweder direkt vom Großhandel nach München erfolgt oder von Fügen aus. Der Warenverkehr war ja immer offen“. In der Fügener Zentrale wird derzeit übrigens gerade ausgebaut: Mit budgetierten 1,5 Millionen Euro wird die gesamte Bürofläche aufgestockt, wodurch 600 m² dazukommen. Corona-bedingt wird die Eröffnung nicht, wie geplant, im März erfolgen, sondern erst im Juni.