Gemessen am Erfolg

Zwei Messen, zwei Tage, ein kleines Land und ganz viele Eindrücke und Stimmen. Die Webuild Energiesparmesse in Wels und die E-nnovation in Salzburg gingen heuer zeitgleich über die Bühne.

Die offiziellen Zahlen der beiden Messen sind natürlich nicht übel. Rund 8.000 Fachbesucher:innen sollen die E-nnovation besucht haben und Wels meldet insgesamt mehr als 72.700 Besucher:innen. Der Großhändler Holter teilt in einer Aussendung mit, dass etwa ein Drittel davon dem Fachpublikum, also Installateur:innen, Industriebetrieben und Planer:innen zuzuordnen sind. „Besonders die Fachtage im B2B-Bereich haben deutlich gemacht, wie wichtig die Energiesparmesse für die SHK-Branche ist und wie entscheidend persönliche Beratung bleibt“, so Holter Geschäftsführer Markus Steinbrecher. Der starke Fachbesuchertag am Donnerstag bestätigte den Stellenwert der Messe als wichtigsten Branchentreffpunkt Österreichs, so der Großhändler.

Gestartet wurden beide Events am Aschermittwoch, einem Tag, an dem klar war, dass manche der potenziellen Besucher:innen lieber der Routine auf der Baustelle oder im Büro nachgehen würden, als sich der Innovationswucht der Industrie auszuliefern. Was jedenfalls stimmte, war das Wetter, und das in voller Pracht. Dementsprechend nicht brüllend voll war die Halle zur Premiere am Tag eins in Salzburg. Zwischen 11 und 15 Uhr waren die meisten Aussteller dennoch recht zufrieden. Und am zweiten Messetag ging es für heimische Verhältnisse richtig rund. Durchwegs gelobt wurden die Organisation und das Management des Elektro-Großevents. Einen nicht unwesentlichen Teil des Erfolgs hat sich die Branche freilich auch selbst gemacht. Die Großhändler verzichten heuer auf ihre Hausmessen und die Interessensvertreter:innen unterstützten die Messe aktiv und kollektiv. Klingt sehr nach Schulterschluss und war es wohl auch. Bei der 40. Ausgabe der Energiesparmesse Wels dagegen gab es am ersten Tag einige lange Gesichter. Wenn die Zahl des Eigenpersonals am Messestand jene der Besucher:innen übersteigt, stellt sich bei manchen Ausstellern schnell die Sinnfrage. Und das verstärkt, wenn auch der Nachmittag des zweiten Tages schnell in den Abend übergeht und die Besucher:innen sich gehäuft bei jenen Ausstellern einfinden, die Trinkbares offerieren. Die Messe selbst spricht von einem „starken Fachbesuchertag am Donnerstag“, der den Stellenwert der Messe als wichtigsten Branchentreffpunkt Österreichs bestätigte, so eine Aussendung.

Mit dem Schulterschluss der Branche hat die Messe Wels schon länger zu hadern. Das zeigt sich schon bei den beiden Eröffnungsevents der Heizer. Um 9 Uhr legt der Branchenverband Wärmepumpe Austria die Verkaufszahlen des Vorjahres dar, eine Stunde später dann die Vereinigung der Kessellieferanten (VÖK). Große Differenzen in der Statistik gibt es nicht. Auch die Neuigkeit, dass die Messe Wels um 30 Millionen Euro eine neue Halle baut, wird doppelt verkündet. Ob man diese Immobilie, an der 15 Jahre lang geplant wurde, jemals zum Bespielen mit Heizung, Solar, Sanitär und Bau braucht, sei einmal dahingestellt. Bei der heurigen Ausgabe der Messe haben jedenfalls potente Player, wie Austria Email, Viessmann, Vaillant, Wilo, KWB und Eder-Spirotech sowie die Großhändler GC-Gruppe und Frauenthal (ÖAG und SHT) ganz ausgelassen. Ob sie je wiederkommen, bleibt abzuwarten. Gekommen sind dafür aber über 60 Neuaussteller, was die Messe für sich als Erfolg verbuchen kann. Ebenfalls neu auf dem großen Eröffnungs-Podium der VÖK waren Vertreter der Bausparte. Einerseits in der Person von Walter Eder, dem Chef der Ziegelwerke Eder, anderseits der stellvertretende Bundesinnungsmeister Norbert Hartl, Eigentümer der Schmid-Gruppe aus Frankenburg. „Licht am Ende des Tunnels“, sieht der Ziegelfabrikant Eder. 2023 war ein Desaster für den Ziegel in OÖ und Umgebung, 2024 zeigten sich Tendenzen zur Besserung und für heuer schaut er positiv in die Zukunft. Es werde tendenziell kleiner gebaut, dafür aber bei hochwertigen Fenstern, Mauern und Dächern nicht gespart, so Eder.

„Alle warten auf Aufschwung und Zinsensicherheit“, ergänzt Hartl, der in seinen Unternehmen rund 750 Mitarbeiter:innen beschäftigt. Der Industriebau und der Einfamilienhausbau lahmen, der einzige stabile Faktor in OÖ sei der soziale Wohnbau, so Hartl. Er sagt, was er sich wünscht: „Eine faktenbasierte Diskussion zum Thema Bodenverbrauch, die Zweckwidmung der Wohnbauförderung und eine Entbürokratisierung“. Wenn die Politik sich eine Nachverdichtung wünsche, so müssten auch die Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden, so Hartl. Er wünscht sich ein Umdenken in den gut 400 Baubehörden Oberösterreichs. Kurzum, die Bürgermeister:innen sollten drei- bis vierstöckige Bauwerke auch zulassen, nur so könne die Nachverdichtung auch gelebt werden. Einen provokanten Tipp hat Hartl für die Vertreter der Heizungswirtschaft: Alle Hauseigentümer:innen, die eine Sanierung angehen, sollten zuerst die Gebäudehülle machen, bevor sie die Installation einer neuen Heizung angehen. Ein Konter der Einheizer:innen dazu blieb aus, vielleicht auch, weil es gutgeht. „Wir sind Europameister bei den Erneuerbaren Heizsystemen, 2024 war ein super Jahr“, so der stellvertretende Chef des VÖK und Fröling-Eigentümer Ernst Hutterer. Er fordert konstante Rahmenbedingungen, seitens der neuen Regierung sei eine neue Förderung angekündigt. Sein Wunsch an die Politik: Auch Hybridsysteme sollten zugelassen werden. Die Antwort darauf hat Richard Freimüller, Obmann von Wärmepumpe Austria schon eine Stunde davor geliefert: „Hybridsysteme im Einfamilienhaus sind ein Blödsinn, damit kommen wir nie raus aus Öl und Gas“, poltert er.

Gutes Heizungsjahr 2024
Das Jahr 2024 war für die Heizungsindustrie und Installateur:innen ein gutes. Es wurden insgesamt mehr als 100.000 Heizsysteme verkauft und installiert. Den größten Brocken hat sich das Segment Wärmepumpe mit rund 46.000 Einheiten gesichert. Auf Biomassekessel sind 28.500 Stück entfallen, 23.300 davon waren Pelletsheizungen. Demgegenüber stehen immer noch rund 30.000 Gasbrenner, die 2024 installiert wurden. Pellets und Wärmepumpen konnten jeweils wieder das Niveau des Rekordjahres 2022 erreichen, was einer Verdoppelung im Vergleich zu 2023 entspricht. Zum Feiern ist den Branchenvertreter:innen dennoch nicht, denn die nähere Zukunft ist offen. „Wir alle brauchen Kontinuität“, sagt Freimüller. Das ist jener Sager, den man am meisten hört. Gemeint ist damit eine Fortführung der Förderung für den Heizungstausch. Die wird aber von der neuen Regierung erst einmal evaluiert und das macht den Branchenvertreter:innen Stress. „Wir brauchen die Förderung vor dem Sommer“, betont der Bundesinnungsmeister der Installateure Manfred Denk. Bis dahin seien die Betriebe gut ausgelastet. Was die Höhe der künftigen Förderung betrifft, ist man inzwischen bescheidener geworden. Für Denk würden 8.000 Euro für einen Heizungstausch passen, ein wenig billiger gibt es Freimüller, für ihn würden 7.500 Euro auch reichen. Zudem favorisiert er ein degressives Fördermodell.

Die Sehnsucht nach Förderung und deren Auslaufen hat im Dezember zu wilden Auswüchsen geführt. Damals glühten die Leitungen bei der Förderstelle für den Heizungstausch. Innerhalb weniger Tage wurden von Installateur:innen und Heizungsherstellern tausende Förderanträge zur Registrierung eingereicht. Mit Namen von Kund:innen, die in der Realität gar nicht existieren, so die Story, die auf der Energiesparmesse Wels rasch die Runde machte. Diese Einreichflut habe letztlich den Fördertopf innerhalb kurzer Zeit entleert, denn für jedes registrierte Projekt wurde ein Förderbetrag hinterlegt, so die Erklärung von Insider:innen. Nachdem die Registrierungsflut so umfassend war, wird die vorweihnachtliche Mehrarbeit aber Konsequenzen nach sich ziehen. Wie man hört, wird die Förderstelle jene Registrierungen aussieben, die nicht mit konkreten und nachvollziehbaren Namen hinterlegt sind. Die Schätzungen wie viele Fälle es sein könnten reicht von 3 bis 10 Prozent. Hut ab, wenn es tatsächlich zehn Prozent wären, das hätte massive Auswirkungen, denn dann würden etwa 9.000 Heizungsförderungen weniger ausgeschüttet. Das sind immerhin fast ein Zehntel des heimischen Gesamtabsatzes, der 2024 bei rund 104.000 Einheiten lag. Die Findigkeit mancher Marktteilnehmer:innen schadet also am Ende der Branche insgesamt. Wie sich die Fake-Registrierungen auf die einzelnen Segmente Wärmepumpe oder Biomasse verteilen, ist noch Branchengeheimnis. Ein Geheimnis, das sich aber vermutlich bald lüften wird, denn manche der Industrievertreter:innen sind richtig grantig.