Gebäudetechnik-Flaggschiff setzt Segel

Herz, Österreichs Flaggschiff in Sachen Gebäudetechnik, geht mit Armaturen und Biomasse-Kessel gezielt verstärkt in ferne Destinationen. Aktuell im Fokus stehen Südostasien, der Nahe Osten und Kanada. Aus Österreich werden Arbeiten abgezogen.

Wenn Heimmärkte schwächeln, ist es gut über Alternativen zu verfügen. Österreichs größter Gebäudetechnik-Hersteller Herz hat sich diese Alternativen im Lauf der Jahrzehnte erarbeitet.  Von Kanada bis hin zu den Fidschi-Inseln sind Herz-Produkte weltweit im Einsatz. Um weiterhin in die ganze Welt zu exportieren, verstärkt das Unternehmen seine Präsenz in allen Märkten. Besonderes Augenmerk richtete sich im Jahr 2024 auf Südostasien, den Nahen Osten sowie die Neue Welt.

Die Unternehmen der Herz-Gruppe erzielten zuletzt mit 3.100 Mitarbeiter:innen einen Umsatz von 570 Millionen Euro. Herz produziert in 44 Werken in 12 Ländern. Nachdem die Produktion in Österreich sehr teuer geworden ist, wurden zuletzt Arbeiten in andere Länder verlagert, so Firmeneigentümer Gerhard Glinzerer. Betroffen sei davon meist wenig qualifizierte Tätigkeiten. „Ein unglückseliges Zusammenspiel von Wirtschaftskammer und Gewerkschaft hat die Arbeitskosten in die Höhe schnellen lassen, die wir unseren Kunden in Form von Preiserhöhungen für Produkte international nicht vermitteln können“, so der Firmenchef.

Vietnam Umsatz verdreifacht

Seit 2009 setzt Herz in Südostasien entscheidende Akzente – der Startschuss fiel in Vietnam. 2024 erlebte Vietnam einen deutlichen Aufschwung im Tourismus: 40 % mehr Besucher als im Vorjahr strömten ins Land. Der Hotelbau floriert, Investitionen zahlen sich aus. „Wir merken in Vietnam einen verstärkten Anstieg im Hotelbau, Gesundheitswesen und Rechenzentren. Es macht uns stolz, dass Herz-Produkte hier verstärkt zum Einsatz kommen.“ sagt Zoran Bankovic, Herz Vice President, und ergänzt: „Vietnam gehörte 2024 zu den spannendsten Märkten. Im Vergleich zum Vorjahr haben wir unseren Umsatz verdreifacht.“

Auch der Bau von Rechenzentren im Südostasien boomt. In Indonesien konnte Herz 2024 zwei Microsoft Rechenzentren beliefern. „Wir sind uns der besonderen Anforderungen bei Rechenzentren bewusst. Die Druckschwankungen bei Kühlung in großen Dimensionen erfordern höchste Präzision und Beständigkeit bei den Produkten, um die Betriebsstabilität und Energieeffizienz langfristig zu gewährleisten“, erklärt Bankovic.

In Thailand war Herz 2024 erstmals auf der RHVAC Bangkok Messe. „Wir haben eine bemerkenswerte Nachfrage nach unseren Produkten verzeichnet. Diese positive Resonanz hat uns dazu veranlasst, den thailändischen Markt für 2025 stärker in den Fokus zu rücken, um dieser wachsenden Nachfrage gerecht zu werden“, so Bankovic.

Naher Osten – fast schon ein Heimmarkt

Herz blickt im Nahen Osten auf mehr als 25 Jahre Partnerschaften zurück. Viele erfolgreiche Referenzen sowie Messeauftritte verstärken die Position auf dem arabischen Markt. Durch die Angriffe auf Schiffe im Roten Meer ist der sichere Schiffsverkehr über den Suezkanal massiv eingebrochen. „Die Lieferungen von Europa sind seit Anfang des Jahres 2024 problematisch, da wir üblicherweise den Suezkanal verwendeten. Wir nehmen seither die Route Kap der Guten Hoffnung, also einmal rund um Afrika, um unsere Produkte zu unserer Niederlassung in den Emiraten liefern zu können. Meistens sind die Waren drei bis vier Monate unterwegs.“ berichtet Bankovic. Die Niederlassung in den Emiraten betreut mehr als 30 Länder. Um Lieferverzögerungen zu vermeiden, liefert das Unternehmen Großmengen an seine Tochtergesellschaft.

Im Jahr 2024 konnte HerzCON im Nahen Osten und Südostasien starke Absatzzahlen verzeichnen. Weitere Erfolgszahlen in diesen Regionen liefern auch Absperrarmaturen, Kühlsystemlösungen, Strangventile sowie Regel- und Regulierventile. „Energieeffizienz ist auch im Nahen Osten ein entscheidendes Thema“, so der Manager. Für 2025 setzt HERZ im Nahen Osten einen klaren Fokus auf Saudi-Arabien und Indien. In Saudi-Arabien verzeichnet der Markt ein bemerkenswertes Wachstum, das auf ein erfolgreiches wirtschaftliches Umfeld hinweist.

Kanada

Obwohl der kanadische Markt von einer starken Bindung an fossile Brennstoffe geprägt ist, konnte Herz bedeutende Fortschritte im Bereich Kesselanlagen legen. „Kanada steht an der Schwelle zur Energiewende und wir sind bereit, diesen Wandel aktiv mitzugestalten“, sagt Patrick Passegger, Exportmanager bei Herz Energietechnik.  Erschwerend seien die kanadischen Normen und langwierige Zertifizierungsprozesse im Bereich Kesselanlagen. Trotz dieser Hürden: Zu den bereits zertifizierten Kesseln im Leistungsbereich von 150 – 500 kW, konnte Herz im letzten Jahr Großkessel im Leistungsbereich 1 – 1,5 MW nach Kanada exportieren. Für 2025 ist eine gezielte Expansion des Marktes für Kleinkessel geplant.