EPDs gewinnen an Gewicht

Die Bedeutung von Umweltproduktdeklarationen (EPDs) für die Materialauswahl und die Beschaffungsentscheidungen in der Bauindustrie steigt weltweit.

Eine aktuelle Studie zeigt, dass eine Verringerung der grauen Emissionen im Bauwesen um 10 bis 30% durch den Einsatz von Lebenszyklusanalysen (LCA) erzielt werden kann. Die Ergebnisse zeigen weiters, dass es in der Branche einen großen Bedarf an einer höheren CO2-Transparenz gibt. Mehr als 80 % aller Befragten gaben an, dass Umweltproduktdeklarationen (EPDs) die Kaufentscheidungen für Materialien bei Bauprojekten beeinflussen.

Das sind die Hauptergebnisse des globalen Carbon Experts Report für 2025 , den One Click LCA, eine weltweit tätige End-to-End-Nachhaltigkeitsplattform für Bau und Fertigung jährlich erstellt. Der Bericht untersucht die positiven Auswirkungen der Lebenszyklusanalysen (LCA) auf die Verringerung der grauen Emissionen (“Embodied Carbon”) im Bauwesen, den zunehmenden Einfluss der EPDs bei der Wahl von Baumaterialien und die Hindernisse für weitere Fortschritte. LCAs sind Instrumente zur Berechnung der Umweltauswirkungen von Prozessen und Produkten über den gesamten Lebenszyklus hinweg. Die Befragten arbeiten sowohl in der Herstellerindustrie als auch in der AEC-Industrie (Architektur-, Ingenieur- und Baubranche) und kommen unter anderem aus Deutschland, dem Vereinigten Königreich und Nordamerika.

Große Reduktionspotenziale

Der Bericht identifiziert eine bedeutende Möglichkeit zur Verringerung der grauen Emissionen dank dem Einsatz von Ökobilanzen in der Baubranche. Mehr als 60 % der in der AEC-Industrie arbeitenden Befragten gehen von einer Reduzierung von mindestens 10 % aus. Dies zeigt, dass die weit verbreitete Anwendung von LCAs in der Branche erhebliche Auswirkungen auf die Dekarbonisierung hat. Zudem sagen 31 % der Befragten, dass sie mithilfe der LCA CO2-Reduzierungen von bis zu 20 % erreicht haben, während 23 % eine Reduktion von bis zu 30 % erreicht haben. Diese Ergebnisse werden durch die eigene Forschung von One Click LCA unterstützt, die zeigt, dass die CO2-Emissionen um mehr als ein Drittel reduziert werden können, wenn für alle Bauteile in einem Gebäude die Materialien mit den niedrigsten CO2-Emissionen ausgewählt werden würden.

86 % der befragten Hersteller gehen davon aus, dass sie bei der Produktentwicklung bis zu 30 % CO2-Emissionen einsparen können. Die Hälfte strebt eine Reduzierung von bis zu 10 % an, während 36 % zwischen 11 % und 30 % einsparen wollen. Die Zuversicht der Hersteller ist seit der Veröffentlichung der vorherigen Studie Anfang 2024 gestiegen. Damals haben 59 % der Befragten mit einem Reduktionspotential von 10 bis 30 % gerechnet.

Ungenügende Nachhaltigkeitsvorschriften bremsen

Der Bericht weist auf kritische Hindernisse hin, die den Fortschritt in Richtung einer emissionsarmen gebauten Umwelt verlangsamen. Dazu gehören ungenügende nationale Vorschriften, die 85 % der befragten AEC-Fachleute als eines der größten Hindernisse nennen. Dieses Hindernis stellte One Click acu in seiner vorigen Studie fest. Die Umsetzung einheitlicher Strategien zur CO2-Reduzierung in verschiedenen Projekten und Regionen bleibt eine Herausforderung, da es große Unterschiede in den nationalen Vorschriften und einen Mangel an klaren und konsistenten Richtlinien gibt.

„Die Wertschöpfungskette in der Baubranche ist entscheidend für die gemeinsamen Bemühungen, den Klimawandel zu bekämpfen. Wir hoffen, dass diese Ergebnisse sowohl für die Branche als auch für die Behörden ein Aufruf zum Handeln sind. Wir befinden uns jetzt an einem Wendepunkt, an dem Technologie, Marktnachfrage und Vorschriften zusammenkommen müssen, um nachhaltige Prozesse in der gesamten Wertschöpfungskette zu beschleunigen. Die Dekarbonisierung erfordert das nachhaltige Engagement aller Beteiligten”, sagt Panu Pasanen, Gründer und Geschäftsführer bei One Click LCA.

EPD-Nachfrage wird steigen

Neben der weit verbreiteten Einführung von Ökobilanzen (LCA) werden Umweltproduktdeklarationen (EPDs) immer wichtiger für die Materialauswahl und die Beschaffungsentscheidungen in der Bauindustrie weltweit.

Sowohl die Hersteller als auch die AEC-Fachleute (89 % bzw. 83 % der Befragten) meinen, dass EPDs die Kaufentscheidungen für Materialien beeinflussen. Fast eine Hälfte der Hersteller findet, dass die verbesserte Marktposition der primäre Vorteil von EPDs ist, während fast 40 % der Befragten EPDs als wesentlich für die Wettbewerbsfähigkeit ansehen. Die überwiegende Mehrheit der Befragten sieht eine erhöhte CO2-Transparenz zwischen der Angebots- und der Nachfrageseite als entscheidend für eine verbesserte Nachhaltigkeit in der Branche an.

Die Einführung von EPDs wird jedoch aufgrund von verschiedenen Hindernissen verlangsamt. Mehr als 80 % der Hersteller geben an, dass die hohen Kosten sowie die Komplexität der Erstellung und Überprüfung von EPDs die größten Engpässe darstellen. Viele Hersteller sehen auch die  technischen Anforderungen als problematisch. Die Fragmentierung der EPD-Daten macht die Einführung von LCA und EPDs noch komplizierter und zeigt, dass eine größere CO2- und Datentransparenz zwischen der Angebots- und der Nachfrageseite erforderlich ist.

Den vollständigen Bericht finden Sie 2025 Carbon Experts Report | One Click LCA