Architektur- und Raumgestalter

Das 2009 gegründete Wiener Architekturbüro Schenker Salvi Weber hat sich zu einem mittelgroßen Planungs-Player entwickelt. Derzeit steht in Deutschland und Österreich einiges auf dem Programm.

Mit dem KinderKunstLabor in St. Pölten hat die niederösterreichische Hauptstadt den Bauherr:innenpreis 2024 gewonnen. Geplant hat den Bau das Wiener Architekturbüro Schenker Salvi Weber. Und Architekt Michael Salvi nennt das seit Juni 2024 anlässlich der EU-Kulturhauptstadt in Betrieb befindliche Kinder-Paradies im Gespräch mit Building Times spontan als sein „liebstes“ Projekt: „Das ist ganz wichtig. Und der Preis freut uns natürlich sehr“. Als „wichtigstes“ Projekt für das Büro nennt Salvi die Post am Rochus, den Hauptsitz der Österreichischen Post AG. „Das war wichtig als Referenz für weitere Wettbewerbe“. Zusammen mit dem Wiener Architekturbüro feld72 hatten Schenker Salvi Weber 2013 den Wettbewerb gewonnen. Das Projekt wurde später mit dem Staatspreis für Architektur ausgezeichnet und für den Mies van der Rohe-Preis nominiert.

Mit diesem Anschub tat sich das 2009 von Andres Schenker, Michael Salvi und Thomas Weber gegründete Architekturbüro bei weiteren Wettbewerben, vor allem bei geladenen, erheblich leichter. Derzeit beschäftige das Büro rund 60 Mitarbeiter:innen aus 13 Ländern, wie Salvi erklärt, von denen maximal ein Drittel aus Österreich kämen. Die übrigen unter anderem aus Ungarn, der Slowakei, viele aus Tschechien, der Schweiz, Italien, aktuell auch aus der Ukraine und aus Vietnam.

Zweigestirn Salvi-Weber
„Rund 45 Prozent sind Frauen, weil derzeit viele unserer Mitarbeiterinnen in Karenz sind“. „Unserer“ bedeutet aktuell Beschäftigte von Michael Salvi und Thomas Weber, weil Andres Schenker „vor einiger Zeit aus dem Büro ausgeschieden“ ist. Womit aus dem architektonischen Dreigestirn ein Paar geworden ist. Das im Vorjahr „etwas mehr“ als fünf Millionen Euro Umsatz erzielt hat und für heuer Ähnliches erwartet. „Unsere Auftragslage ist relativ stabil“, kommentiert Salvi. Der 1974 in Bern geborene Michael Salvi, dessen Mutter aus Graz stammt, wollte Ende 2000 ins Ausland gehen und war 2003 von der „Grazer Schule der Architektur“ sehr angetan. Er hatte viel vom Grazer Architektur-Professor Hans Gangoly gehört und absolvierte ein Praktikum bei AllesWirdGut (AwG) in Wien. Angefangen hat Salvi übrigens mit der Wohnbebauung Sillblock in Innsbruck. Er selbst lebt mit seiner Frau in einem Studio im Wiener Atelierhaus C.21 von Werner Neuwirth, „das wir als Edelrohbau erworben haben und ich dann den Innenausbau gemacht habe“.

Zwei große Projekte in Berlin
„Derzeit bearbeiten wir acht bis neun Projekte, darunter zwei große in Berlin. Einerseits das neue Bürogebäude der Berliner Stadtreinigung für rund 1.500 Mitarbeiter:innen, andererseits wird gemeinsam mit Franz & Sue das neue Bundesministerium für Wohnbau in Berlin-Mitte geplant. Der Bau entsteht in der Nähe des heute obsoleten Checkpoints Charlie. Weiters steht noch das neue Rathaus in Langenhagen in der Nähe von Hannover auf der deutschen Planer-Agenda. Dazu kommt aktuell noch ein geförderter Wohnbau in der Wiener Gastgebgasse sowie der eben fertiggestellte „Apostelhof“ in Wien und ganz aktuell der „Lichtbrunnen“ in Salzburg im Rahmen des Museums Belvedere: „Wir starten gerade die Ausschreibungsphase und im April wird es dort die Baugrube geben. Das ist ein denkmalgeschützter Bereich, in dem es viele Funde aus verschiedenen Epochen gibt, die penibel aufgearbeitet werden. Parallel dazu wird der gesamt Bestand saniert“, berichtet Salvi.

Akademie der bildenden Künste
Wichtig ist dem Architekten auch die Nennung der Planungen für die Akademie der bildenden Künste, wo die denkmalgeschützte Ballonhalle im Arsenal mit dem charakteristischen Tonnendach und teilweise sichtbarem Mauerwerk durch einen Zubau für Ateliers, Labore und Büros erweitert wird. Schließlich soll noch das Innenministerium am Minoritenplatz komplett entkernt werden und eine neue Raumstruktur bekommen. Architekten-Wettbewerbe seien für sein Büro sehr wichtig, denn „ohne Wettbewerbe gibt es keine Projekte. 90 Prozent unserer Projekte kommen aus Wettbewerben“, sagt Salvi und ergänzt, dass es mehr offene Wettbewerbe geben sollte. „Von 100 Prozent der von uns gewonnenen Wettbewerbs-Projekte wurden ca. 75 Prozent bis 80 Prozent auch umgesetzt“. Modelle würden in seinem Büro sehr viele gebaut, „sie sind für uns das unmittelbare Handwerkszeug“. Fast die Hälfte aller Projekte seien in seinem Büro inzwischen BIM-Projekte. Ein Trend, der sich fortsetzt. Was sich in den 16 Jahren, seitdem er sich selbstständig gemacht habe, in der Architektur geändert habe, wollte Building Times wissen. „Das Verhältnis, wie man mit dem Bestand umgeht. Bei uns haben ca. 70 Prozent mit dem Bestand zu tun. Dann das Zertifizierungsthema, die Frage, was ‚Graue Energie‘ ist und schließlich der recyclierbare Holz-Hybridbau – Das ist keine Religion mehr, sondern wird immer selbstverständlicher, auch in der Stadt, das wird pragmatischer betrachtet“, so Salvi.

„Nicht alles so technisch aufblasen“
Die Haustechnik habe sich in der gleichen Zeit „ungeheuer aufwändig entwickelt, weshalb wir nicht alles so technisch aufblasen sollten“. Auch die Wettbewerbs-Kultur habe sich verändert, heute sei volle Transparenz vorhanden – aber jetzt braucht es enormen Aufwand, um ja keine Fehler zu machen“. Lehrtätigkeiten würden derzeit keine ausgeübt – „Das haben wir lange gemacht, unter anderem an der TU – Thomas Weber arbeitet aber im Gestaltungsbeirat der Stadt Linz und ich in jenem von Waidhofen“.

No-Gos gebe es natürlich auch, etwa Planungen für rechte Parteien, denn „das kann ich nicht unterstützen“. Im Alter von 51 Jahren sei das „zum Glück nicht“ die Hälfte seiner Lebenserwartung. „Ich will intensiv bis 65 arbeiten, dann übergeben und bis 70 noch ein bisschen mitreden“. Als Architekt empfinde er Verantwortung und Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft. „Wir versuchen, Baukunst zu betreiben und in einem kreativen Team mit gemeinsamer Freude Architektur und Raum zu gestalten“. Abseits der Architektur geht Michael Salvi „idealerweise angeln, auch mit den Kindern, um am Fluss mit höchster Konzentration die Auseinandersetzung mit der Natur zu genießen“.